Liebe Zwischen-den-Zeilen-Leser*innen, liebe Noch-nicht-Verstehende, liebe Unverständliche und Klartextredner*innen!

Mit Sprache können wir Zugänge ermöglichen – oder Hürden aufbauen. Die Art, wie wir kommunizieren, ist oft voller unausgesprochener Regeln. Geprägt u.a. von sozialen Codes, Bildungshintergründen, Wissen, das uns nicht allen gleichermaßen zur Verfügung steht. Wenn uns bestimmte Sprachräume nicht bereits früh offen stehen – etwa im akademischen Bereich – bleiben diese für uns häufig dauerhaft geschlossen. Nicht, weil das Interesse fehlt, sondern weil diese fehlenden Zugänge nicht gesehen und gefördert werden. Diese Dynamiken werden Klassismus genannt.

Im Kunst- und Kulturbereich zeigt sich Klassismus z. B. darin, wer sich Kunst leisten oder un(ter)bezahlt Kultur machen kann. Dabei sollten Kunst und Kultur für möglichst alle zugänglich sein – und kulturpolitische Akteur*innen sich damit beschäftigen, wie das gehen könnte. Denn Zugang zu Verständlichkeit ist eine politische Entscheidung. Wir können alle dazu beitragen.

Katja Frey nähert sich im Leitartikel Im Fleischwolf der Korrektheit der Frage, wie uns eine gemeinsame Praxis besser gelingen kann. Sie bewegt sich zwischen Sensibilisierung und Ausschluss, spricht über persönliche Lernprozesse – und darüber, wie wichtig es ist, Raum fürs Dazulernen offenzuhalten.  Konkret wird es in der Rubrik “Drei Fragen an …”: Der Gehörlosenverband Oberösterreich zeigt Barrieren im Kulturbereich auf – und warum echte Inklusion nicht auf Nachfrage warten darf. Obwohl Gebärdensprache anerkannt ist, bleibt sie dennoch oft unsichtbar.

Nicht sichtbar ist häufig die Arbeit, die es braucht, damit Sprache oder Texte möglichst verständlich sind. Dazu gehört auch die Arbeit an Veröffentlichungen in Medien. Auch in dieser Ausgabe finden sich Beiträge, zu denen wir Autor*innen kleine oder ausführliche Vorschläge gemacht haben, um sie leichter lesbar zu machen. Vielen Dank an alle, die sich darauf einlassen  – und auch an jene, denen das manchmal schwer fällt und die trotzdem bereit für Kompromisse sind.

Denn Sprache ist mehr als Ausdruck – sie ist Teilhabe. Kunst und Kultur brauchen nicht nur eine Bühne, sondern auch Zugang. Nicht nur Wissen, sondern Austausch. Und nicht nur Worte, sondern eine Sprache, die gehört – und verstanden – wird.

Machen wir Verständlichkeit zur Praxis.
Ella Kronberger und Tamara Imlinger

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