Über die Einrichtung eines Landespreises

Rubia Salgado berichtet über den Werdegang des neuen Oö Landespreises für Kunst im interkulturellen Dialog.

 

Die KUPF – Kulturplattform OÖ und das Forum Interkulturalität haben 2003 dem OÖ Landeskulturbeirat ein Projekt präsentiert, das von diesem Gremium im damaligen Jahr ins Vorschlagspaket aufgenommen wurde. Nach wiederholten und erfolglosen Versuchen der KUPF- Kulturplattform OÖ, sich über die Implementierung des Vorschlages seitens Land Oberösterreich zu erkundigen bzw. im Prozess der Implementierung mitzuwirken, wurde die KUPF im April dieses Jahres von einer Einladung zu einer Pressekonferenz zur Präsentation des erwähnten Projektes überrascht.

Im ursprünglichen Projekt handelte es sich um die Einrichtung eines Landespreises für Kulturarbeit von MigrantInnen. Im Hintergrund der Projektidee stand (und steht) einerseits die Tatsache, dass Kulturarbeit von MigrantInnen stark unterrepräsentiert ist; andererseits wird künstlerische und kulturelle Betätigung von MigrantInnen oft nur unter sozialen, integrativen oder folkloristischen Aspekten gesehen und gefördert. Durch die Einrichtung des Preises, die eine öffentliche Anerkennung der kulturellen Betätigung von MigrantInnen bedeuten würde, sollte ein wichtiges Signal sowohl für die MigrantInnen als auch für die Öffentlichkeit gesendet werden.

Weiters sollte dieser Preis einen weiteren Schritt hin zur gleichberechtigten Teilhabe von MigrantInnen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben in Oberösterreich darstellen. Im Projekttext wurde außerdem betont, dass die Einrichtung eines eigenen Preises nicht als Ghettoisierung zu verstehen wäre, sondern als zumindest temporär notwendige positive Diskriminierung. Der Preis sollte durch eine unabhängige Jury vergeben werden, die großteils mit MigrantInnen zu besetzen wäre. Hinsichtlich der Ausschreibung gab es die Empfehlung, sie mehrsprachig zu gestalten. Die Landeskulturdirektion wurde zudem besonders aufgefordert, sich spezieller Vermittlungsmethoden zu bedienen, um MigrantInnen mit der Ausschreibung gezielt anzusprechen.

Wie oben bereits erwähnt, wurde ein neuer Preis tatsächlich eingerichtet. Dieser ist jedoch eine Kreation, die wenig mit der ursprünglichen Version zu tun hat! Es geht nicht mehr um die Förderung und Anerkennung von Kulturarbeit von MigrantInnen, sondern, wie es im Titel des Preises heißt, um einen Landeskulturpreis für Kunst im interkulturellen Dialog. Laut Ausschreibung ist es jetzt möglich, dass auch Menschen die keine MigrantInnen sind, einreichen. Hier wird eine Würdigung für Künstlerinnen und Künstler, Einzelpersonen, Initiativen oder Projekte vorgesehen, die sich besondere Verdienste um die Implementierung von Kunst mit Migrationshintergrund erworben haben.

Abgesehen von der Frage nach der Bedeutung von “Kunst mit Migrationshintergrund”, sind in der Ausschreibung einige beunruhigenden Aspekte zu sehen… Es werden keine Kriterien erwähnt, an denen sich bei einer Zusammenarbeit MehrheitsösterreicherInnen und MigrantInnen orientieren können. Es besteht daher die Gefahr, dass Projekte gewürdigt werden, in welchen MigrantInnen als Alibi instrumentalisiert werden, denn wenn MehrheitsösterreicherInnen einreichen können, so sollte massiv auf die Rolle der MigrantInnen in den jeweiligen Projekten geachtet werden, und das steht nicht im Ausschreibungstext.

Weiters fehlen die Impulse, die durch den Preis zu setzen wären, um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen abseits der exotisierenden und folkloristischen Optik zu fördern. Aus Gesprächen mit LAbg Gunther Trübswasser ist zu erwarten, dass diese Aspekte bei der Vergabe des Preises berücksichtigt werden. Nun ist zu hoffen, dass es tatsächlich stattfindet, denn sonst ist zu befürchten, dass durch diese Aufweichung der Ausschreibungskriterien das Land Oberösterreich seine VorreiterInnenposition im Bereich der Förderung von MigrantInnenkultur gefährdet.

Rubia Salgado

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