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Auszug aus der Großkleinstadt. Die neue Kolumne von David Guttner.

Es ist wieder einmal soweit! Nach winterlicher Trübe und frostiger Kälte habe ich gestern auf einem meiner Streifzüge durch die Großkleinstadt ein untrügliches Zeichen des Wandels wahrgenommen. Zwischen den vereisten Wipfeln der entlaubten Rathausparkbäume wehte ein Lüftlein zu mir herab, das verhieß: Frühling! Wiedergeburt!! Aufbruch!!! Ein gewisses umtriebiges Verhalten scheint mir ja eigen zu sein. So bin ich erst nach unruhigen Jahren des Aufwachsens in der Außenwelt zu Dir gestoßen, von wo es mich, trotz des herausfordernden Klimas und der hopfengeschwängerten Atmosphäre, weiter in die Großkleinstadt getrieben hat. Nach nahezu fünf Jahren des Studiums der hiesigen Gepflogen- und Eigenheiten darf ich als Resümee meiner Forschungsarbeit behaupten: Das soziale Leben des Gemeinen Großkleinstadtmenschen ist äußerst komplex und undurchsichtig. Zur Illustration möchte ich eine spezielle Gepflogenheit beschreiben: So isoliert die Gemeinen Großkleinstadtmenschen auch sind, so verbinden sie sich miteinander allmorgendlich durch ein befremdlich wirkendes Ritual – die allgemeine Befehlsausgabe! Mittels zweier Depeschen, die an den Sammelstellen des öffentlichen Verkehrs aufliegen, wird den Gemeinen Großkleinstadtmenschen mitgeteilt, wie sie sich in dem bedrohlich vor ihnen aufrichtenden Tag zu verhalten haben. Die eine, genannt „heute“, ist die eigentliche Befehlsausgabe und beinhaltet einfach umzusetzende Verhaltensmaßnahmen, denen beizukommen nicht allzu viel Mühe zu machen scheint. Die andere heißt, ebenso schlicht, „Österreich“, und teilt den Gemeinen Großkleinstadtmenschen mit, was sie über den Rest des Landes zu denken haben. Das Erstaunliche daran ist: Kaum jemand widersetzt sich dieser offensichtlichen Steuerungsmaschinerie! Alle Schichten der Großkleinstadt, ob jung oder alt, ob alteingesessen oder neu hinzugekommen, geben sich mit Hingabe diesem Ritual hin. Da ich an mir selbst bereits besorgniserregnde Anzeichen des Gemeinen Großkleinstadtmenschen beobachten konnte, und von mir angeregte Initiativen (z.B. meine analog zu der hygienetechnischen Maßnahme „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl“ betriebene Kampagne „Such ein Bleiberl für dein Speiberl“) nicht einmal ignoriert wurden, habe ich nun beschlossen zu neuen Ufern aufzubrechen! Wobei, so neu sind die Ufer nicht, habe ich doch vor, mich nach langen Jahren der Absenz wieder der Außenwelt zuzuwenden. Ich bin aber bester Hoffnung, dass mein durch die Wanderjahre geschärfter Blick mir neue Einblicke in dieses, nicht nur von außen betrachtet, befremdlich wirkende Habitat erlauben wird! Mehr dazu demnächst, es umarmt Dich Dein lieber Onkel Gutz

David Guttner hoffnungsfroher Imkeraspirant, Wegebauer, Saitenzieher und Autor. Lebt im Zweisprachland und ist stolzester Vater der besten Tochter auf der ganzen Welt!
 
 

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