Der Verein FIFTITU% legt ein in einer Studie ein konkretes Konzept zur Realisierung einer unabhängigen Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich vor!
von Gabriele Pammer-Heidecker
Schon der Überblick über die Inhalte erfüllt mit Spannung und Vorfreude! Endlich eine Studie, die nicht nur Argumentationshilfe sein will!
Fakten
Das umfassende Konzept beinhaltet einen theoretischen Teil, der die Modellhaftigkeit von Kunst und Kultur für unsere Gesellschaft erläutert. Strategische Maßnahmen werden auf Basis kultureller und feministischer Grundsätze skizziert und auf die Notwendigkeit von Seilschaften für Künstlerinnen verwiesen. Da die Analysen zur tristen Situation kulturschaffender Frauen hinlänglich bekannt scheinen, beschränkt sich die Autorin unter Verweis auf bereits veröffentlichte Untersuchungen – „Die Hälfte des Himmels“ (Almhofer.et. al., ’00) und KUPF-Studie „Frauen I Kultur-Frauen“(Rathenböck u.a., ’97) – auf eine kurze Darstellung der Problematik. Zum Theorieteil gehört auch ein Rückblick auf 4 Jahre Frauenkultur-Aktivitäten in Oberösterreich, die sich als Baustein des Absteckens der kulturpolitischen Rahmenbedingungen für die Frauenkultur-Vernetzung verstehen. Berücksichtigung finden auch die Anforderungen von Migrantinnen, die sich mit ihrer Rolle in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen – besonders im Kulturbereich – auseinandersetzen.
Wünsche
Der Schwerpunkt der Studie lag in der Bedarfsermittlung für die Rahmenbedingungen der Vernetzungsstelle mittels Fragebogen. Thematisch erstreckte er sich von den verschiedensten Arbeitsbereichen über die Bereitschaft zur Mitarbeit bis hin zu organisatorischen Rahmenbedingungen. Dabei ging der Großteil der Fragen auf die konkreten Wünsche der Frauen ein, um für die Konzeptentwicklung relevante Ergebnisse zu erhalten. Bei der Auswahl der Kandidatinnen wurde auf eine möglichst unterschiedliche Durchmischung von künstlerischer und kulturvermittelnder Tätigkeit geachtet, wobei ausschließlich Frauen befragt wurden, die in Oberösterreich leben und hier den Schwerpunkt ihrer Arbeit haben. Die Auswertung der Fragen signalisiert klaren Handlungsbedarf. Eine Übersicht interessanter Praxisbeispiele von Frauen-networking in Kunst und Kultur in ganz Österreich und über unsere Grenzen hinaus ist mit Adressen und Linksammlungen sinnvoll ergänzt. Erwähnenswert sind auch die vielen Literaturhinweise zum Thema.
und ein Konzept
Die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur versteht sich als Service- und Informationsstelle für kulturschaffende Frauen. Ziel ist, die Parität der Geschlechter in Kunst und Kultur – und somit in der ganzen Gesellschaft – zu erreichen und im Rahmen ihrer kulturpolitischen Arbeit einen Beitrag zu leisten. Die Vernetzungsstelle arbeitet für kulturschaffende Frauen in Oberösterreich, wobei lokale und regionale Bedürfnisse dabei besondere Berücksichtigung finden. Langfristig wird im Sinne einer bundesweiten Vernetzung eine Zusammenarbeit mit frauenkultur-spezifischen Netzwerken in anderen Bundesländern angestrebt. Die geplanten Arbeitsbereiche erstrecken sich von Serviceleistungen für Künstlerinnen und Kulturschaffende über Weiterbildung und Workshops, kulturpolitische Themen und Öffentlichkeitsarbeit bis zu Theorie und Ressourcenbereitstellung. Frauen sollen durch Information und Beratung auf dem Weg in die kulturelle Öffentlichkeit unterstützt werden. Die Entwicklung eines Web-Info-Systems ist ebenso wie ein regelmäßiger schriftlicher Newsletter – um Frauen, die über keinen Internet-Anschluss verfügen, nicht auszuschließen – vorgesehen. Im Bereich Weiterbildung und Diskussionsforen gilt es, selbst Angebote im Bereich der Frauenkunst und -kultur zu schaffen und über externe Veranstaltungen besser zu informieren. Besondere Gewichtung liegt in der kulturpolitischen Arbeit: Die Vernetzungsstelle soll zu Frauen in Kunst und Kultur, sowie – auch in Zusammenarbeit mit anderen Fraueninitiativen – zu allgemeinen Themen der Frauenpolitik Stellung nehmen. Die nötige Präsenz in der Öffentlichkeit soll durch Internet, selbstgestaltete Sendungen bei den Freien Radios und eine vierteljährlich erscheinende Zeitung gewährleistet werden.
Das praxisorientierte Konzept bietet zudem eine schlüssige Organisationsstruktur und einen detaillierten Zeit- und Arbeitsplan für die nächsten zwei Jahre. Darin enthalten sind die Projekte Feminale Frauenfilmfestival, Mentoring für junge Künstlerinnen und die frauen.kultur.woche 2002. Auch die Budgetierung der Vernetzungsstelle für die Jahre 2001 und 2002 ist abgeschlossen.
Herz, was willst du mehr! Ganz bestimmt wird es nicht an hoffnungsfrohen, engagierten Frauen mangeln, die eine rasche Umsetzung unterstützen! So liegt es wohl eher an den politischen Entscheidungsträgern …
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