Impülschen und Innovatiönchen

Fakten über die Linzer Kulturfördersituation auf einen Blick.

 

 

von Andrea Mayer-Edoloeyi

Die Stadt Linz hat im Herbst 2002 zum zweiten Mal den Impulstopf ausgeschrieben, der bezugnehmend auf den Kulturentwicklungsplan (KEP) beispielgebende kulturelle und künstlerische Impulse setzen soll. Klingt gut? Ja! Wenn es denn auch wirklich ernst gemeint wäre mit neuen Entwicklungen …

Faktum 1
Nach langen Forderungen des „Kartells“1, eines informellen Zusammenschlusses von freien Linzer Kulturinitiativen und autonomen KünstlerInnen, wurde im Jahr 2001 erstmals der Impulstopf ausgeschrieben. Eine Million Schilling stand zur Verfügung und auf Vorschlag der Szene wurde dieses Geld für Auslandsstipendien ausgegeben. Die Projekte laufen teilweise noch.
Im Jahr 2002 wurde seitens der Szene vorgeschlagen, dass das Geld für die bestehenden Initiativen der Freien Szene da sein soll: für Investitionen, Infrastrukturkosten, Personalkosten oder auch für Schuldenabdeckung. Die Stadt Linz hat das auch umgesetzt2: 72.600 Euro stehen zur Verfügung, der Impulstopf heißt jetzt Innovationstopf, 12 Anträge wurden eingereicht, die Jury-Entscheidung ist schon gefallen, wird aber erst nach Absegnung durch den Stadtsenat (und nach Redaktionsschluss) bekannt gegeben .

Faktum 2
72.600 Euro für die gesamte freie Linzer Szene sind angesichts massiver Finanzlücken sehr wenig Geld, um jene kulturellen und künstlerischen Potentiale nutzbar zu machen, die in der Vielfältigkeit der Linzer Freien Szene steckt – eher ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Faktum 3
In den letzten 2 bis 4 Jahren entstandene oder stark gewachsene Kulturvereine erhalten noch immer keine regelmäßige ausreichende Finanzierung ihres Jahresprogramms durch die Stadt Linz – trotz intensiven Bemühens. So bekommen bspw. Kunstraum Goethestraße, MAIZ und MEDEA jeweils etwa 3.600 Euro von der Stadt für ihr kulturelles und künstlerisches Jahresprogramm; unter gewissen Bedingungen kommen noch projektbezogene Förderungen dazu (z.B. „Stadt der Kulturen“ oder eine Einladung einen Beitrag zum Linz-Fest zu gestalten). Zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben.

Faktum 4
Auf der einen Seite schmückt sich die Stadt Linz mit den Leistungen der Freien Szene. Sogar bei der Gleichenfeier des Kunstmuseums Lentos blieb die Freie Szene nicht unerwähnt3, auch der Kulturentwicklungsplan (KEP)4 ist von der Bedeutung der Freien Szene für die städtische Kulturentwicklung durchsetzt, und vermutlich ist das (sowieso auch im Finanzierungszusammenhang der autonomen Kulturinitiativen skeptisch zu betrachtende) Projekt „Kulturhauptstadt 2009“ auch für das Kulturamt ohne Freie Szene gar nicht denkbar.
Erklärt wird die Verweigerung ausreichender Förderungen für neuere Kulturinitiativen durch die triste Finanzlage der Stadt: Die EinwohnerInnen laufen davon, die Getränkesteuer wurde abgeschafft und aufgrund der Bevölkerungsstruktur stehen massive Ausgaben im Altenbetreuungs- und Pflegebereich an. In Gesprächen mit dem zuständigen Referenten Vizebürgermeister Dr. Dyk und den zuständigen Beamten Mag. Janko und Dr. Leisch wurden mehrere Kulturvereine auf die Möglichkeit des Impulstopfes verwiesen. Die KulturaktivistInnen mögen sich doch dort drum kümmern, dass die anderen Vereine dafür sorgen, dass sie auch ein bisschen Geld bekommen für notwendige Strukturen, Investitionen und anstehende Projekte. Zudem wurde seitens der Stadt Linz – angesprochen auf den KEP – gesagt, dass dieser „auf 15 Jahre umgesetzt werde“. Soll das heißen: warten bis 2010 oder 2015 mit den jetzt aktuell anstehenden Aktivitäten?

Conclusio
Die autonomen Kulturinitiativen haben sich nicht auseinanderdividieren lassen. Niemand glaubt, dass die „neueren“ Vereine ihren Finanzbedarf auf Kosten der schon länger bestehenden Initiativen und Strukturen decken können. Es glaubt auch niemand, dass mit einem jährlichen Impulstopf in der Höhe von 72.600 Euro das Auslangen zu finden sein wird. Alle wissen, dass es einfach mehr Geld für die kulturelle und künstlerische Tätigkeit der Linzer Freien Szene brauchen wird: für länger bestehende und neue Vereine, für autonome Kunstproduktionen, für Strukturkosten, Personal und Investitionen. Nur so bleibt das ganze Getue der Stadt um „Freie Szene“, „kritische Kulturproduktion“, „neue Felder der Kultur“ usw. nicht nur schönes Gerede.

Die Linzer Kulturvereine werden sich weiter gemeinsam für eine höhere Dotierung der Fördertöpfe stark machen müssen, sei es durch Umschichtungen im Kulturbudget oder durch Umschichtungen aus anderen Bereichen des städtischen Budgets. Es sind noch immer Peanuts, die die Freie Szene bekommt – die Stadt wird sich auch weiter Kritik an den Förderungen für Institutionen und Kultur-Bauten gefallen lassen müssen.

Andrea Mayer-Edoloeyi

1 Freie Szene
2 Linzer
3 siehe dazu den Kommentar von Waltraud Geier in der PRAIRIE
4 KEP

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