Gegenmaßnahmen

Sabine Benzer vernetzt sich mit kulturschaffenden Frauen aller Bundesländern

 

Kulturschaffende Frauen aller Bundesländer vereinigen sich und stellen gemeinsame Forderungen auf. Bei öffentlichen Förderungen, bei Preisvergaben und Stipendien benachteiligt, in Führungspositionen unterrepräsentiert, von den im Kulturbereich vorherrschenden prekären Arbeitsverhältnissen besonders betroffen, das sind nur einige der Kennzeichen der Ungleichbehandlung von Frauen im Kulturbereich.

Eine ganze Reihe neuerer Studien belegen diese prekäre Situation, bemerken aber – wie beispielsweise die AutorInnen der Mediacult-Untersuchung – auch die Gegenmaßnahmen, die von den kulturschaffenden Frauen bereits eingeleitet wurden: „Um das Problem der männlichen -gate keeper- zu kompensieren, entstehen in zunehmendem Maße Frauennetzwerke und -initiativen, welche dazu beitragen sollen, geschlechtsspezifische Nachteile im Berufsleben durch gezieltes Lobbying zu mindern.“

Die Bildung von Netzwerken stärkt Frauen in ihrer gesamten künstlerischen, kulturellen und kulturpolitischen Arbeit durch die damit verbundene Solidarisierung, den Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung. Darüber hinaus kann ein solches Netzwerk auch als Interessensgemeinschaft für Frauen agieren und eine solche Vertretung gab es bisher für kulturschaffende Frauen auf Bundesebene nicht.

Im Frühjahr 2004 hat nun FIFTITU%, die aktive Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur, dankenswerterweise die Initiative zu einer Bundesvernetzung von kulturschaffenden Frauen ergriffen. Im Rahmen eines ersten Treffens mit TeilnehmerInnen aus ganz Österreich wurde im Juni gleich gemeinsam ein Forderungspapier erarbeitet. Das Bewusstsein, dass Benachteiligungen auch im Kulturbereich nicht nur vom Geschlecht, sondern auch von anderen Diskriminierungskategorien wie der sexuellen Ausrichtung, der Klassenherkunft oder dem Zugriff auf staatsbürgerliche Rechte abhängt, wurde dort als Präambel formuliert. Die erarbeiteten gemeinsamen Forderungen beziehen sich zwar im Speziellen auf den Kontext von Frauen im Kulturbereich, begreifen sich aber als Ergänzung zu anderen wichtigen feministischen und antirassistischen Positionen.

Die konkreten Forderungen beziehen sich dann auf die wichtigsten Punkte in der Bemühung um die Verbesserung der Situation von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen:

Die gleichberechtigte Repräsentation von Frauen auf allen Ebenen des Kulturbereiches – in der Verwaltung ebenso wie im Management der Kulturbetriebe – ist ein langjähriges und noch immer nicht oder nur teilweise umgesetztes wichtiges politisches Ziel der kulturschaffenden Frauen. Um das jedoch zu erreichen, ist die paritätische Besetzung von Jurien, Beiräten, Kommissionen verbindlich einzufordern und von der öffentlichen Hand festzuschreiben. Sie garantiert jedoch noch keine ausgeglichene Mittelvergabe, weshalb klare Förderrichtlinien für Jurien, Kommissionen und Beiräte unerlässlich sind. Dadurch und durch die Umsetzung von Gender-Budgeting – Zielsetzung ist hier dezidiert die geschlechtergerechte Aufteilung finanzieller Mittel – sollte in einer gerechten Vergabe der öffentlichen Fördermittel resultieren.

Auf der anderen Seite sind es auch die prekären Arbeitsverhältnisse, die – geprägt von niedrigem Lohnniveau, verminderten Aufstiegschancen, Prestigeverlust, labiler rechtlicher und sozialer Absicherung usw. – vor allem Frauen im Kulturbereich betreffen. Hier gilt es vehement eine Reihe von Maßnahmen gegen diese Entwicklung von den verantwortlichen PolitikerInnen zu fordern: Die Reformierung des KünstlerInnensozialversicherungsgesetzes und die Einbeziehung aller atypischen Beschäftigungsformen in die Arbeitslosen-, Kranken- und Pensionsversicherung sind die ersten notwendigen Schritte.

Einhellig haben die kulturschaffenden Frauen beim ersten Bundesvernetzungstreffen auch die Schaffung von Netzwerken gefordert, von denen sie sich Ermächtigung und Austausch erwarten, aber auch Nachdruck und Gewicht für die politischen Anliegen. Es besteht die gemeinsame Absicht, die Bundesvernetzung weiter auszubauen und regelmäßige Treffen durchzuführen.

Kulturschaffende Frauen aller Bundesländer sind dazu herzlich eingeladen und können sich über den Forderungskatalog und die aktuellen Termine der Bundesvernetzung über die Homepage von FIFTITU% informieren und sich dort auch für die eigens eingerichtete Bundesvernetzungs-Mailing-List eintragen lassen. Im Herbst wird das erste gemeinsame Forderungspapier den betreffenden BundesministerInnen Elisabeth Gehrer, Maria Rauch-Kallat und Franz Morak präsentiert. Unterstützungserklärungen können elektronisch abgegeben werden: http://www.frauenkultur.at

1 Kulturplattform Oberösterreich, 1997, Frauen ? Kultur / Frauen, Bausteine und Beispiele zur weiblichen Teilnahme am Kulturbetrieb, Rathenböck, Faehndrich, Kósa, Zehethofer, Ling. Almhofer, Edith, 2000, Die Hälfte des Himmels, Chancen und Bedürfnisse kunstschaffender Frauen in Österreich, Gumpoldskirchen. EU: ZfKF (Hg.), Pyramid or Pillars: Unveiling the Status of Women in Arts and Media Professions in Europe. 2 Die Forschungseinrichtung Mediacult hat im Jahr 2000 im Auftrag des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen die Studie ?Frauen in Kunst-, Kultur und Medienbetrieben in Österreich? durchgeführt: Das Projektteam bestand aus den WissenschafterInnen Monika Mokre, Elisabeth Mayerhofer, Robert Harauer und Klaus Draskowitsch. 3 Bergmann, Nadja, u.a. (Hg.), Gender Budgeting, Handbuch zur Umsetzung geschlechtergerechter Budgetgestaltung, Wien 2004.

 

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