Frauen.Kultur.Netzwerk im Rahmen des Pilotprojektes InfoRelaisNet
von Sylvia Amann
Frauen in Kunst und Kultur ist eine Thematik, die in Oberösterreich schon seit mehreren Jahren diskutiert wird. Die Anstrengungen in diesem Bereich haben auch bereits überregionale Beachtung gefunden. Ein Austausch von Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten auf europäischer Ebene oder über die Grenzen Österreichs hinaus, hat bisher aber noch kaum stattgefunden.
Und hier setzt InfoRelaisNet an. Das Pilotprojekt der Organisation InfoRelais, das im Rahmen des Impulstopfes 2000 – Freie Szene seitens des Landes Oberösterreich gefördert wird, setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zu einer stärkeren Verknüpfung verschiedener regionaler europäischer Kulturszenen zu leisten. Dadurch soll es einerseits zu einem verstärkten Know-How-Transfer zwischen den Kultur-Regionen kommen, andererseits erhöhen sich mit dieser Vernetzungsarbeit auch die Chancen auf EU-Finanzierungen.
Als erstes einer Reihe von InfoRelaisNet-Projekten wird im Frühjahr 2001 nun das Frauen.Kultur.Netzwerk in Oberösterreich realisiert.
Frauenkulturarbeit spielt seit Mitte der 90er Jahre eine verstärkte Rolle in der Region. Basis für die Aktivitäten für Frauen in Kunst und Kultur war die Studie der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich mit dem Titel „Frauen – Kultur / Frauen. Bausteine und Beispiele zur weiblichen Teilnahme am Kulturbetrieb.“ (1997).
Die fundierten Anstrengungen zahlreicher Akteurinnen – von der frauen.kultur.woche über die Gründung des Vereins FIFTITU%, die Aktivitäten der Fakultät, etc. – mündeten in die Bemühungen um die Einrichtung einer oberösterreichischen Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit Politik und Verwaltung sind nach wie vor im Gang. Bedarf und inhaltliche Schwerpunktsetzung der Vernetzungsstelle wurden von den oberösterreichischen Kulturfrauen mit der Studie „platz nehmen! Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur“ untermauert.
Europaweit wird in den letzten Jahren verstärkt auf die Thematik Frauenkulturarbeit eingegangen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die von der Europäischen Kommission mitfinanziert wurde, bestätigt die nach wie vor eklatanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Kulturbereich. So erhalten beispielsweise Frauen nur rund ein Drittel der Kulturpreise in Deutschland und dabei wiederum auch nur 28 % der zur Verfügung stehenden Preisgelder, während bereits schon über 50 % der Studierenden der künstlerischen Studienrichtungen Frauen sind. Verstärkend kommt hinzu, dass sich die Situation seit Mitte der 90er Jahre praktisch nicht verbessert hat.
Handlungsbedarf für Frauen in Kunst und Kultur ist deshalb in vielerlei Hinsicht gegeben. Zahlreiche Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen und Netzwerke in Europa haben die Thematik aufgegriffen bzw. wurden inzwischen für Frauen in Kunst und Kultur gegründet. Der Bogen spannt von der Förderung von Literatinnen in Tschechien über europaweite Netzwerke für die Interessen der Musikerinnen und Komponistinnen bis zu Frauenkulturfestivals in Slowenien. Die Schweiz, Italien und auch Frankreich setzen auf Initiativen im Bereich des Filmschaffens von Frauen. Auch in Österreich nimmt der Vernetzungsgrad von Frauen im Kulturbereich ständig zu.
Einige der erfahrendsten Networkerinnen für Frauen in Kunst und Kultur kommen nun am 13. Juli zum Know-How-Austausch nach Oberösterreich. Die öffentliche Podiumsdiskussion im Alten Rathaus in Linz ist mit Patricia Adkins Chiti vom Netzwerk Donne in Musica und der Leiterin des Frauenkulturbüros Nordrheinwestfalen e. V., Ursula Theißen, prominent besetzt. Weiters reist die Studienautorin Andrea Mayer-Edoloeyi für den Termin ebenfalls aus Deutschland an. Unter dem Titel „Vernetzungsstellen für Frauen in Kunst und Kultur – Europäischer Erfahrungsaustausch“ wird von Networking in Frauenkulturangelegenheiten über Bedarf und Bedürfnisse rund um Anlaufstellen bis hin zu Finanzierungsmöglichkeiten ein breiter Diskussionsrahmen gespannt.
Sylvia Amann