Und wiederum Postenschacher im Posthof

Die letzte Peinlichkeit um die Bestellung einer Nachfolge für den Leiter der Abteilung Tanz und Theater im Posthof, Dr. Christian Strasser, ist kaum verjährt, leistet sich die Stadt Linz wieder zumindest eine Rechtswidrigkeit bei der Bestellung des neuen Nachfolgers.

 

von Thomas Hinterberger

Ich rufe kurz in Erinnerung – Dr. Christian Strasser wird in das Team des neu aufzubauenden Ars Electronica Centers berufen. In der Zwischenzeit wird in einem anstrengenden Ausleseverfahren sein Nachfolger gekürt: Ferry Öllinger. Doch ehe man sichÕs versah, noch vor der Vertragsunterzeichnung mit dem Neuen, saß der Alte Chef wieder in seinem Sessel. Sein Abschied war nur eine Karenzierung mit inkludiertem Rückkehrrecht, falls er nicht mit seinem neuen Job bzw. der neue Job nicht mit ihm zurieden war. Und die Theater- und Tanzabteilung im Posthof hatte für geraume Zeit wieder seinen alten Chef, der diesen Job eigentlich nicht mehr wollte.

Nun im Mai dieses Jahres war es soweit: Dr. Christian Strasser hat endlich seine Berufung als Chef der Liegenschaftsverwaltung des Magistrats gefunden. Die Findungskommission konnte wieder zur Tat schreiten. Und sie tat es auch. In Inseraten der Österreichischen Tageszeitungen war zu lesen, dass sich geeignete Personen mit einem ausgearbeiteten Konzept binnen zwei Wochen bei der LIVA bewerben können. Höchstalter für die Bewerbung 35 Jahre. Außerdem machte das Gerücht die Runde, dass mann sich eine Frau wünscht. In einem Artikel von Irene Judmayer in den OÖNwar dann zu lesen, dass bei gleicher Qalifikation und gleichen Fähigkeiten eine Frau bevorzugt worden wäre. … wäre – denn im Juli wurde er uns dann präsentiert – der neue Neue. Dr. Wilfried Steiner, seines Zeichens 39 zarte Lenze am Buckel. An zweiter und dritter Stelle gereiht waren zwei Frauen, ca. 10 Jahre jünger. In den Nachrichten wurde uns Dr. Steiner als der einzig wahre präsentiert – die Jury hat ihn einstimmig gewählt. (Lesen die Jurymitglieder keine Zeitung, dass sie nicht mitbekommen haben, dass der von ihnen gewählte nicht den Ausschreibungsrichtlinien entspricht, oder ist es anscheinend eh klar, dass man/frau aus dem auswählt, das einem vorgesetzt wird. Dass vielleicht andere und im speziellen Frauen, die über die gleichen Fähigkeiten verfügen, sich an Ausschreibungskriterien halten, dürften sich die Jurymitglieder nicht überlegt haben – Renate Papsch zum Beispiel, Ex Geschäftsführerin der IG Theater, hat sich auf Grund der Altersbegrenzung nicht an der Ausschreibung beteiligt). Helmut Hartmann, seit 1992 Leiter des „Wuk – Theater“ in Wien, ignorierte die Altersbegrenzung und bewarb sich fristgerecht bei der LIVA. Die Gemeinsamkeit zu Dr. Steiner besteht in der Altersgleichheit von 39 Jahren. Im Unterschied zu Dr. Steiner wurde Helmut Hartmann aber nicht einmal zum Hearing mit der Jury eingeladen – seine Bewerbung wurde ihm kommentarlos mit eingekreister hervorgehobener Altersangabe per Post zurückgesandt.

Meiner Meinung nach wäre das ein Fall für die Linzer Gleichbehandlungsbeauftragte: Die hinter Dr. Steiner gereihten Frauen, die den Ausschreibungskriterien voll entsprachen, wurden durch diese Ungleichbehandlung um einen Job gebracht – nach Rechtsauffassung eines Arbeiterkammerjuristen wäre dieser Fall klagbar. Zu Altersbeschränkungen kann man/frau geteilter Meinung sein. Wenn in öffentlichen Ausschreibungen eine solche vorgesehen ist, dann muß sie aber für alle BewerberInnen gleich gültig und nicht gleichgültig sein.

Mit Ausnahme eines kurzen Kommentars von Irene Judmayers in den OÖN schweigt die lokale Presse zu diesem Vorgang. Die Künstler kritisieren nur hinter vorgehaltener Hand – never bite the hand, that feeds.

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