Internet & Co

Die sogenannten „Neuen Medien“ sind schon gar nicht mehr wirklich so neu, doch Ansätze für (Kunst&Kultur)Förderung in diesem Bereich scheinen noch in irgendeinem Cyberspace zu irren. Eine fragmentarische Bestandsaufnahme.

 

von Udo Danielczyk

„… einmal eine Computermaus bewegen, ein einfaches Programm starten und unter fachlicher Anleitung erste Schritte auf dem Bildschirm tun, eine eigene Visitenkarte erstellen und ausdrucken lassen, in einem elektronischen Lexikon nachschlagen, im Internet surfen …“So die Presseankündigung zur Veranstaltungsreihe „Internet & Co: Neue Technologien zum Anfassen“, veranstaltet vom Land OÖ (Bildungsreferent LH Pühringer ) und dem Erwachsenenbildungs-Forum. Bei Schnupperaktionen in allen Bezirkshauptstädten sollen bei Erwachsenen Schwellen- und (wörtlich genommene) Berührungsängste abgebaut werden. Grundfinanzierung: Land OÖ. Lokalaugenschein in der SEP-Passage in Gmunden, Samstag 16. Mai um 14 Uhr. Ein verschlafen wirkendes Einkaufszentrum am Rande von Gmunden, gut die Hälfte der Geschäfte hat schon zu. Internet & Co scheinbar auch: ein Plakat gibt das Ende der Veranstaltung mit 13 Uhr an. In den Bundesschulen OÖ’s ist man da schon einen Schritt weiter: Dank „Educational Highway“ hängen alle Schulen am Inter/Intranet, können sowohl SchülerInnen als auch LehrerInnen den passiven (mailen, surfen) sowie aktiven (selbst Inhalte zugänglich machen) Umgang mit dem Medium Internet und seinen Möglichkeiten erlernen. Finanzierung seitens des Landes OÖ: insgesamt 23 Millionen in den Jahren ’97 und ’98.

Szenenwechsel zur Kultur. Chancen, Möglichkeiten und Potentiale der Neuen (= neu zu nutzenden Medien) sind bei den AktivistInnen in Oberösterreich eher kein Thema mehr und mittlerweile auch in einer empfehlenswerten Studie von Sabine Bauer im Auftrag der GFK (siehe Rezension) sehr gut aufgearbeitet und dokumentiert. Die Problemfelder liegen eher im pragmatischen Bereich: Um vernünftig mit Neuen Medien arbeiten zu können, braucht es Infrastruktur (in Form von schnellen Standleitungen und Computern), Personal zur technischen und inhaltlichen Betreuung sowie zur Vermittlung von aktiver Medienkompetenz. Was fehlt, ist – sehr vereinfacht ausgedrückt – Geld. Was besonders fehlt, sind Richtlinien und klare Zuständigkeiten seitens der FördergeberInnen. Dort scheint man den Entwicklungen der letzten Jahre noch hinterherzuhinken und blockiert so letztendlich ein enormes (Kreativ)Potential der Freien Szene im künstlerisch-demokratischen Umgang mit Medien, die einen immer wichtigeren und integralen Bestandteil unserer heutigen (Kommunikations)Kultur ausmachen, und der Vermittlung von Medienkompetenz in passiver sowie aktiver Rolle. Da herrschen Unklarheiten über Zuständigkeiten zwischen einzelnen Abteilungen (Kulturinitiativen und Medienprojekte) des Landes, da werden (schon wieder und/oder noch immer) KünstlerInnen gegen Kulturintiativen und KulturvermittlerInnen ins Feld geführt. Da wird mehr denn je innovatives Arbeiten der KI’s gefordert („Veranstalten allein ist zu wenig“), aber nicht gefördert, also keine Mittel bereitgestellt, um Projekte in diesem Bereich zu ermöglichen.

Hier ist – wie auch die Kulturverwaltung des Landes OÖ erkennt – eine (kultur)politische Entscheidung notwendig, um der rasanten Entwicklung der letzten Jahre endlich Folge zu tragen. Der Leiter des Institutes für Kulturförderung des Landes OÖ hat eine Diskussion mit Sabine Bauer (Autorin der GFK-Studie) für einen Artikel zu dieser Thematik in dieser KUPF-Zeitung mit der Begründung abgelehnt, daß die Materie zu komplex sei, um nach nur kurzer Einarbeitungszeit über Bedürfnisse der Freien Szene und über mögliche Förderansätze zu diskutieren (die KUPF wird sich natürlich bemühen, dieses Gespräch nachzuholen); und hat andererseits darauf hingewiesen, daß jetzt eben auf kulturpolitischer Ebene Entscheidungen getroffen werden müss(t)en. Doch das (siehe das leidige Thema Freie Radios) ist in Oberösterreich ebenso wie auf Bundesebene eine langwierige, mühsame Sache, wo Empfehlungen von dafür zuständigen Beiräten, solche Förderansätze zu schaffen und zusätzliche Mittel bereitzustellen, bis jetzt noch keine Wirkung gezeigt haben.

Und dann hört man ja auch immer wieder, daß man etwas aufgeben müßte, um etwas Neues machen zu können. Oder das ultimative Killer-Argument, daß einfach kein Geld mehr da wäre.

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