Die Mitglieder der neuerdings sechs Fachbeiräte – der bisherige Arbeitskreis „regionale Kulturentwicklung“ ist nun der vollwertige Fachbeirat VI – des LKB wurden Anfang Juli bestellt und haben auch gleich ihre Arbeit aufgenommen. Die KUPF hat die Vorsitzenden der einzelnen Fachbeiräte sowie den neuen Vorsitzenden Rektor Wolfgang Stifter nach den Arbeitsschwerpunkten des neu konstituierten LKB gefragt.
1 Grundsätzlich ist die Kulturpolitik im Land und der Landesregierung positiv zu beurteilen. Der LKB hat dazu in den letzten acht Jahren wesentliche Beiträge geleistet, seine Anregungen wurden zu einem beachtlichen Teil umgesetzt. Auf die offen gebliebenen Fragen müssen wir weiter mit Nachdruck hinweisen.
2 Kunst und Kultur und damit Kulturpolitik sind keine statischen Phänomene, sie sind einem steten Veränderungsprozeß unterworfen, der u. a. im gesellschaftlichen Wandel begründet ist, der aber auch durch die Avantgarde unter den Künstlern in Bewegung gehalten wird. Auf diese permanente Veränderung müssen wir reagieren und daher möglicherweise auch Anträge modifiziert einbringen.
3 Kultur ist interdisziplinär und intermediär, daher muß auch Kulturpolitik interdisziplinär und intermediär sein. Sicher ist eine durch Spardenken bestimmte Kulturpolitik leichter administrierbar, sie ginge allerdings an einem wesentlichen Merkmal, nämlich der vernetzten Ganzheit von Kultur, vorbei. Die sechs eingerichteten Fachbeiräte des LKB haben jeder für sich eine Reihe verschiedenster Aspekte abzudecken, darüber hinaus werden sie übergreifend, einander stützend und ergänzend sich beraten und agieren müssen.
4 Kultur ist ein so vielfältiger Bereich, bei dem es nicht nur darum geht, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen, sondern auch andere Distanzen zu überwinden: Dezentralisierung der kulturellen Bemühungen, Demokratisierung des Zugangs zu den Informationsträgern, durch die sich Einzelne oder Gruppen in ihren Intentionen vermitteln können, u. a. mehr. Kultur ist ein Phänomen, das alle Bevölkerungsschichten in verschiedener Weise tangiert oder aus ihrem Wirken resultiert, dabei kann es auch nicht darum gehen, Basis- und Hochkultur gegeneinander auszuspielen, man sollte sich einer diesbezüglichen Bewertung widersetzen, denn beide sind unverzichtbar, in beiden Fällen geht es darum, den Faktor Qualität sicherzustellen.
5 Vergessen wir nicht den reichen kulturellen Fundus, der in den großen Regionen wurzelt, und lassen wir uns nicht den Blick darauf durch die verquere Haltung einzelner bestellter Funktionäre verstellen.
6 Das Land Oberösterreich hat große und großartige kulturelle Einrichtungen – wie z. B. das Landesmusikschulwerk – die erhalten und ausgebaut gehören. Diese könnten angeregt werden, einen größeren kreativen, eigenschöpferischen Part zu übernehmen. Gleichzeitig darf die Existenz dieser Kultureinrichtungen nicht dazu dienen, daß sich beispielsweise die Schulen der Verpflichtung entledigt sehen, sich kontinuierlich mit den kulturellen Phänomenen der Vergangenheit und Gegenwart aktiv auseinandersetzen zu müssen und damit alle Schüler zu erreichen. Ein Bekenntnis auch zu dem großen Vorhaben, ein neues Musiktheater zu bauen. Der dazu ausgeschriebene Ideenwettbewerb ist ausdrücklich zu begrüßen, dabei sind grundsätzliche Überlegungen angesagt, wie Unverwechselbarkeit in der Konzeption und Vielfalt in den Funktionen garantiert werden können.
7 Kunst und Kultur sind äußerst komplexe und diffizile Phänomene, und ihre Qualität liegt oft in gar nicht leicht beschreibbaren Zwischenbereichen, Zwischentönen und Nebenschauplätzen, umso deutlicher ist jede plakative, plumpe Äußerung dazu in Frage zu stellen: Es gibt keine linke oder rechte Kunst, das ist hinlänglich nachgewiesen, wie es beispielsweise auch keine christliche Kunst o. ä. geben kann, sondern letztlich nur gute bzw. bessere und schlechte bzw. schlechtere. Die darüber befinden sind viele: Die Künstler selbst; die Experten, die sich zeitlebens damit beschäftigen; aber auch der Durchschnittsbürger. Diesem die Zusammenhänge zu vermitteln, zu diskutieren und argumentieren ist eine ständige Herausforderung, damit nicht die Hemdsärmeligkeit der Argumente siegt. Kulturpolitik muß auch Vermittlungspolitik sein.
8 Kultur ist (noch) keine Kunst. Kunst ist bestenfalls beschreibbar, aber nicht definierbar, denn sie läßt sich keine Grenzen setzen und sie wird Tabus, die sich im Zug des gesellschaftlichen Gärungsprozesses in immer wieder gewandelter Form etablieren, verletzen und Betroffenheit auslösen. Mit diesem Betroffensein in verständnisvoller Weise umzugehen, ist Grundprinzip einer kulturellen Gesinnung.
9 Ein deutlicher Appell zur Akzeptanz fremder oder uns fremd erscheinender Kulturen und der Kultur von Minderheiten, die unsere volle Unterstützung fordern. 1
0 Ein Appell, der offensichtlich allgemein notwendig gewordenen „Geschmacksverstärkung“ entgegenzuwirken.
11 Skepsis gegenüber Phänomenen, die plötzlich Massen begeistern. 12 Abschließend ein Appell an die politischen Parteien in diesem Wahljahr, uns Künstler und Kulturschaffende nicht durch Vereinnahmung zu mißbrauchen. Ebenso sollte nicht der vermeintlich kulturfeindliche Splitter im Auge des Feindes gesucht werden, dieser Argumentationsaufwand sollte besser für Überzeugungsarbeit bei der jeweils eigenen Parteibasis eingesetzt werden.
Monika Leisch-Kiesl
Fachbeirat I: Bild. Kunst, Design, Film, elektron. Medien
1. Kunst und Bau Hierzu liegen bereits Konzepte und Modelle der vergangenen Funktionsperioden vor. Einige Punkte sind möglicherweise noch zu diskutieren, ein Konzept zu verabschieden und Schritte der Umsetzung zu entwickeln. 2. Elektronische Medien Ars Electronica und AEC als Identifikationsträger der Stadt Linz, demgegenüber das allgemein verbreitete Kunstverständnis. Reflexion alter und veränderter Kunstbegriffe, Klärung der jeweiligen Positionen, Frage möglicher Verbindungen und Achsen. 3. KünstlerInnenförderung Werkankauf, Projektförderung, Ateliers, Stipendien, Galerienföderung, … Sichtung bestehender Einrichtungen, Frage eventuell notwendiger Akzentuierungen. 4. Kunstvermittlung/Kunstkritik Prüfung der Effizienz bestehender Initiativen. Entwicklung eines Modells von Kunstkritik als begleitender Reflexion der ‚Kunstszene OÖ‘.
Ich bin grundsätzlich an einem Mitdenken möglichst vieler künstlerisch und kulturpolitisch wacher Personen interessiert! Mitglieder: Prof.DDr. Monika Leisch-Kiesl (Vorsitz), Dipl.Ing Klaus Leitner (Stellvertreter); Ursula Ammering, Gabriele Berger, Mag. Gerald Harringer, Prof. Peter Kubovsky, Prof.Mag. Josef Linschinger, VD Helmut Loidl, Georg Schöllhammer, Gerfried Stocker.
Gerhard Ritschel
Fachbeirat II: Musik, Literatur, darst. Kunst
Das Linzer Musiktheater hat durch die Ausschreibung des Architekten-Wettbewerbes einen großen Schritt in Richtung Verwirklichung gemacht. Der Fachbeirat wird den Architekten-Wettbewerb mit Stellungnahmen „begleiten“. Deren Bandbreite reicht von bühnentechnischen Einrichtungen für künftige musikdramatische Formen unter Einbeziehung neuer Medien (Vernetzung mit AEC u. dgl.) bis zu der Frage, wie viele (und wie gute) Stehplätze für die Jugend geschaffen werden. Der Landeskulturpreis für Bühnenkunst bedarf noch der Festlegung der Abwicklung, die wegen der zeitlichen und räumlichen Streuung bühnenkünstlerischer Darbietungen besonders schwierig ist. Bei den Prämien für Prosa- und Lyrikautoren geht es um Publikationen, die in besonders hohem Maße die Anforderungen von Qualität erfüllen. Neue Arbeitsschwerpunkte sind von den Mitgliedern des Fachbeirates zu erwarten. Mein Anliegen wird es dabei immer sein, die verschiedensten kulturellen Richtungen zu harmonisieren und Kultur als Gesamtheit zu betrachten. Den Bestrebungen von außen, die Kultur zu teilen und dadurch zu schwächen, werde ich mit aller Kraft entgegentreten. Mag. Dr. Gerhard Ritschel war Professor für Musikerziehunug an der Pädagogischen Akademie des Bundes. Er ist Musikkritiker für die OÖNachrichten und Vorstandsmitglied des Vereins Freunde des Linzer Musiktheaters.
Fritz Bauer
Fachbeirat III: Wissenschaft und Erwachsenenbildung
Folgende Themen werde ich zur gemeinsamen Bearbeitung mit externen Experten aus Erwachsenenbildung und Wissenschaft vorschlagen: Möglichkeiten zur Entwicklung von Wissenschaft als regionaler Dienstleister, Schrittmacher und Reflektor gesellschaftlicher Entwicklung in Oberösterreich – Selbstverständnis, Anreizstrukturen & Transferchancen. Wie kann ein verbesserter demokratischer Zugang zu Wissen, zu Ergebnissen von Wissenschaft – zB. über Neue Medien und Erwachsenenbildung- entwickelt werden und so zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen? Zeitgemäße Vernetzung von Wissenschaft und Erwachsenenbildung. Die in Oberösterreich vorhandenen Strukturen für Erwachsenenbildung thematisieren und Vorschläge zu deren Optimierung erstellen, damit lebensbegleitende Weiterbildung breit wirksam werden kann. Dazu kommen Fragen wie offene Themen der letzten Periode (Kompetenzverteilung für Wissenschaft und Erwachsenenbildung im Land Oberösterreich) und jene Themen die von anderen Mitgliedern des Fachbeirats 3 eingebracht werden.
Auch Sie sind eingeladen Ihre wichtigen Fragen einzubringen; Ihr e-mail ist willkommen: bauer.fritz@ak-ooe.gv.at Dr. Fritz Bauer, bis 1991 Ass. Professor Uni Linz; 1991-1996 Bürgermeister in Kirchberg-Thening; Leiter der Abteilung Bildung und Kultur der Arbeiterkammer Oberösterreich; Vorsitzender des Verbands oö Volkshochschulen.
Joachim Holz
Fachbeirat IV: Volksbildung, Brauchtum und Heimatpflege
Als neu gewählter Vorsitzender des Fachbeirates für Volksbildung, Brauchtum und Heimatpflege werde ich mich bemühen, die in der letzten Periode des LKB aufgegriffenen und noch nicht abgeschlossenen Themen fortzuführen und einer Realisierung zuzuführen. So z. B. die Förderung des Chornachwuchses in O.Ö. durch das Angebot des Faches Chorgesang in jeder o.ö. Landesmusikschule. Dieses Ziel soll flächendeckend in einigen Jahren erreicht werden. Als unterstützende Maßnahme soll es, ähnlich der Kapellmeisterausbildung, schon ab Herbst eine Chorleiterausbildung im o.ö. Landesmusikschulwerk geben. Ein weiteres noch nicht abgeschlossenes, aber laut Erhebung äußerst notwendiges Projekt ist das „Haus der Volkskultur“ als Fortbildungsstätte für alle volkskulturellen Landesverbände. Ebenso sollen Volkslieder-Feldforschung und Aufzeichnungen regionaler Tanzformen weiterhin finanziell unterstützt werden. Mein Bemühen wird aber auch dahin gehen, den vielen ehrenamtlichen volksbildnerischen und volkskulturellen Aktivisten und Vereinen, die auf breiter Basis die kulturellen Angebote in den Gemeinden liefern, nicht nur die ihnen für ihre oft beachtlichen Leistungen gebührende Anerkennung und finanzielle Unterstützung durch die Politik, sondern auch eine entsprechende Präsenz in den Medien (vor allem im ORF) zukommen zu lassen. Weitere Arbeitsschwerpunkte werden sich bei den ersten Sitzungen des neu formierten Fachbeirates IV durch die Wünsche und Anregungen der einzelnen Mitglieder herauskristallisieren und dann in gemeinsamer Arbeit diskutiert und weiterbehandelt werden. Geb. 1949, Lehrer an der Musik-HS Andorf und Prof. an der Päd.Ak. d. D. Linz, Landesvertreter der o.ö. Musikhauptschulen, Bundesjugendreferat des Österr. Sängerbundes, Vorsitzender der Internat. Organisation für Volkskunst – Österreich, Leiter der Andorfer Chöre und des Volksbildungswerkes Andorf sowie Kulturreferent der Marktgemeinde Andorf.
Peter Riepl
Fachbeirat V: Architektur, Denkmalpflege und Ortsbildpflege, Altstadterhaltung
Aufgrund terminlicher Probleme stellt der FB V seine Schwerpunkte erst in der nächsten KUPF-Zeitung vor.
Franz Kornberger
Fachbeirat VI: Regionale Kulturentwicklung
Die Kulturentwicklung in den Regionen bedeutet für uns besonders auch die kulturpolitische Absicherung des Bestands sowie die Weiterentwicklung der oberösterreichischen Kulturinitiativen und Kulturstätten. Eng damit verbunden sind Anstrengungen im Bereich der Dorf- und Stadtentwicklung, wobei wir vor allem die Realisierung eines ganzheitlichen Ansatzes unterstützen wollen. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit im Landeskulturbeirat ist die Kooperation auf Gemeindeebene. Im Sommer 1997 beginnen wir unsere Arbeit mit dem Bereich der oberösterreichischen Lokalradios und deren Finanzierung. Im Laufe des Jahres soll dann auch der Bereich der europäischen Kulturförderung sowie die Bedeutung der Kultur im Zusammenhang mit den EU-Strukturfonds beleuchtet werden. Ein wichtiges Anliegen war für uns, daß der Landeskulturbeirat seine Arbeit schnell aufnimmt, um bereits 1997 wiederum konstruktiv zur Kulturentwicklung Oberösterreichs beizutragen. Der Fachbeirat VI hat den Anspruch, vernetzt und ganzheitlich zu arbeiten. Dem versuchten wir ebenfalls in der Besetzung unseres Teams gerecht zu werden. Seit 4. Juni 1997 arbeiten nun folgende Personen bei uns mit (in alphabetischer Reihenfolge): Alexander Baratsits (FRO), Alois Fischer (Jazzatelier Ulrichsberg, Stellvertreter), Kons. Josef Hintermaier (OÖ. Volksbildungswerk Wildenau), Mag. Andrea Hummer (Kulturmanagerin, Linz), Mag. Anton Knierzinger (Pädagog. Akademie der Diözese Linz), Franz Kornberger (Kulturaktivist Ebensee, Vorsitzender), Dr. Rudolf Kropf (Uni Linz), Mag. Josef Linschinger (Künstler Traunkirchen), Dr. Christine Schöpf (ORF Landesstudio Linz), Erna Stacey-Aschauer (Kulturmanagerin Linz).