Stefan Heinisch über Ernüchterung und Hoffnung nach dem Kulturhauptstadtjahr
Was kommt nach der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024?
Die mediale Aufmerksamkeit schwindet, die Region kehrt in eine (nicht ganz freiwillige) Ruhe zurück, es bleibt Ernüchterung. Denn die dringend benötigten Strukturen für eine Nachfolgeorganisation der Kulturhauptstadt wurden nicht aufgebaut. Ein kleines, motiviertes Restteam kämpft derzeit darum, das große Wort „Nachhaltigkeit“ doch noch mit Leben zu füllen. Auch in den Gemeinden ist es still geworden. Bürgermeister*innen, die 2024 einen Terminmarathon zwischen Ausseerland, Obertraun und Roitham bewältigen mussten, atmen nun durch. Verständlich – zumal viele Kommunen unter chronischem Ressourcenmangel leiden. Doch mit der Rückkehr zur Routine droht der Spirit des Kulturhauptstadtjahres zu verpuffen.
Gibt es auch konkrete, konstruktive Ansätze?
Neben der Nachfolgeorganisation Aufbruch, Salzkammergut! werden einige Kulturhauptstadtprojekte fortgesetzt. Auch im Tourismus gibt es Hoffnung: Nach einem ruhigen Jahr 2025 hat die Region bis 2026 Zeit, unter dem neuen OÖ-Tourismusgesetz tragfähige Strukturen für ein kulturtouristisches Geschäftsmodell zu etablieren, das über Kurkonzerte und Kaisertage hinausgeht.
Ein ungelöstes Problem bleibt der Verkehr – weiterhin stauen sich Autos an den bekannten Hotspots. Nachhaltige Mobilität, Smart Mobility Region? Viel wurde angekündigt, nur wenig dauerhaft verankert. Auch das Team der Kulturhauptstadt GmbH hat sich dabei einen zu großen Rucksack umgehängt. Als jemand, der Teil dieses Prozesses war, sehe ich hier auch meine Mitverantwortung.
Was also tun?
Jetzt wäre der Moment, innezuhalten – um aus der Ruhe Kraft zu schöpfen. Die Region sollte sich neu erfinden: mit einem integrativen Standort- und Regionalkonzept, das die historische Idee der Sommerfrische mit der Offenheit und Kreativität des Kulturhauptstadtjahres verbindet. Dabei sollten möglichst alle mitgestalten: Einheimische und Zugezogene, Jugendliche und Pensionist*innen, Randgruppen und etablierte Meinungsmacher*innen, Tourismusbranche und Kreativwirtschaft, freie Kunst- und Kulturszene, Landwirtschaft und Industrie. Das Salzkammergut hätte das Zeug dazu, zur Modellregion für das ländliche Europa zu werden. Die leisen Phasen sind oft die produktivsten.
Stefan Heinisch ist Geschäftsführer der Regionalmanagement OÖ GmbH. Bereits in die Bewerbung für die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 involviert, war er dort ab 2020 u.a. maßgeblich für die Bereiche Kommunikation, Programmentwicklung und regionale Kooperationen zuständig.