Norm.Kosten.Modell.

Haben Sie schon mal erlebt, dass ein Seifenspender nicht reagiert, während er es bei der Person vor Ihnen schon tut? Dass Sie der Lichtschranken an der Tür nicht registriert? Die Gesichtserkennung am Flughafen nicht funktioniert? Nein? Dann fallen Sie wahrscheinlich in die Kategorie «unmarkierte Normalität», sprich: Sie sind weiß und entsprechen damit einer Norm. Wenn Sie auch noch nie Probleme hatten, die für Sie passende Toilette zu finden, sind Sie wohl auch nicht in Ihrem Bewegungsumfang eingeschränkt und können Kreuzchen in Formulare setzen, die nur zwischen männlich und weiblich wählen lassen. Das Problem liegt in der Norm und den Personen, die diese festlegen. Es fehlt Diversität. Eine triviale Facette davon: das Normkostenmodell.

Es gibt Normen dafür, mit welchem Kostenersatz der Arbeitseinsatz einer mobilen Pflegekraft bemessen wird. Es wird ein Mittelmaß an Alter und Erfahrung der Pflegekraft angenommen. Es werden Mindest- und Maximalzeiten für einzelne «Tätigkeiten am Menschen» festgelegt, die ebenfalls mit genormten Kosten hinterlegt sind. Klingt optimiert? Ist es auch. So sehr, dass der Mensch dabei fast in den Hintergrund tritt. Menschen haben Biografien, Lebensphasen, Erlebnisse, Bedürfnisse, Erinnerungen, Gedanken und Sorgen. Pflege ist kein genormtes, kostenoptimiertes und skalierbares Geschäftsmodell. Warum ergreifen Menschen den Pflegeberuf? Sicher nicht, weil sie einen neuen Zeitrekord im Eincremen von Wunden aufstellen wollen. Es geht um die Pflege des Menschlichen.

Die Beispiele, in denen eine Person nicht in die Systematik passt, lassen sich beliebig lang fortführen. Die Optimierung von Produktion und Preis massiert einen gleichförmigen Brei, der unserem Wesen widerspricht. Wie das Normkostenmodell zustande gekommen ist, ist aus ökonomischer Sicht nachvollziehbar, jedoch ist Pflege keine Aneinanderreihung von Produkten und Dienstleistungen. Menschen sind facettenreich, unstetig, veränderlich, einzigartig, bewegt und bewegend, interagierend und inspirierend. Das ist wunderschön und das sollte sich auch im Umgang miteinander widerspiegeln! Das macht uns aus und das dürfen uns Kostenmodelle oder automatisierte Systeme nicht nehmen. Also lasst uns vielfältig, divers, bunt und wundervoll sein!

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