Schmerzlich aber wahr.

Abschiedsworte an die KUPF Mitarbeiterin Birgit Pichler von Klemens Pilsl

 

Die Geschichte begann im Sommer 2005, als der alte KUPF-Haudegen Andreas Lieblbeschloss, seine langjährige Tätigkeit im KUPF-Büro lieber gegen eine langjährige Tätigkeit im RÖDA-Büro einzutauschen (oder nach Berlin zu fahren, siehe Seite 10). Schweren Herzens suchte die Kulturplattform nach Frischfleisch, um die Lücke zu schließen. Und die Tücken der Basisdemokratie machen so was schwer, so schwer! Dennoch: die vom mittelalten KUPF-Vorstand und -Büro als »junges Blut« eingeschätzte Birgit Pichler wurde auserkoren, das KUPF’sche Office-Trio zu komplettieren. Und jetzt, 4 Jahre später, verschwindet sie Richtung Süden. Die KUPF ist fassungslos. Damals war Andi Liebl, der seine Nachfolgerin in seinen Tätigkeitsbereich einarbeitete, vor allem von ihrer sonnengebräunten Griechenlandsurlaubshaut und dem strukturierten Arbeiten beeindruckt (sieh KUPF-Zeitung 113/2005: Chronologie einer Übergabe). Das mit dem Urlaubssonnenbrand tut hier nichts zur Sache, und dass Birgit eine exzellente Kulturarbeiterin ist, davon bitte ich jetzt alle Leser_innen einfach mal auszugehen – Birgit hat ihre Agenden zwischen Radio KUPF, Innovationstopf-Betreuung und Kommunikation zu den Mitgliedsinitiativen nicht nur souverän, sondern vor allem sehr charmant und liebevoll erledigt. Auch von Schwierigkeiten, fliegenden Hackeln und/oder verhängnisvollen Liebschaften innerhalb des KUPF-Zirkels ist nie etwas an meine klatschbegeisterten Ohren gedrungen. Und wenn sie jemanden wirklich einmal verärgert hat, dann bestimmt nur, weil der oder die das auch verdient hat. Zur obligaten Leistungsschau:

1. Radio Gaga

4 Jahre Radio KUPF (das bedeutet gezählte 170 und gefühlte 1000 Sendungen) sind echt kein Bemmerl! Die Radiosendung ist mit und an Birgit gewachsen und wird mittlerweile nicht mehr nur über’s FRO ausgestrahlt, sondern noch über drei weitere freie Radios in OÖ – die Netzstreams und Sendungsübernahmen sind da noch hinzu zu rechnen. Und wer schon öfter mal Radio gemacht hat weiß, dass nach 20, 30 Sendungen die Themen echt schon knapp werden.

2. Innovationszwänge

Birgit waltete im Rahmen ihres Jobs auch über den Innovationstopf, das Herzstück KUPF’scher Best-Practice-Politik. Über den IT zu walten ist nicht ohne – selten sind soviele Augen auf die Kulturplattform gerichtet wie zwischen Ausschreibung und Juryentscheid – alles Dinge, die Birgit mit Fingerspitzengefühl und vor allem Geduld zu Ehren der KUPF erledigte. Denn so eine Jury, so seriös das Wort auch klingt, ist letztendlich ja nichts anderes als ein frischer Wurf kleiner Hunde, die alles besser wissen. Und das Agressionspotential abgelehnter ProjekteinreicherInnen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

3. Erstkommunikationen

Die dritte Säule von Birgits Agenden ist die Mitgliederbetreuung. Kundenaquisition und -bindung, wie ich hinter vorgehaltener Hand flüstere. Vernetzung und gegenseitige Hilfe, wie mir Birgit versichert. Also Informationsaustausch (dieser mächtige KUPFNewsletter, monatlich in eurer Mailbox, ja, der riesige, genau der, den schreibt Birgit), Beratung und Socializing. Statuten einschätzen, Budgets prüfen, Ansuchen optimieren und Bier trinken. Alles Dinge, die Birgit nach vier Jahren KUPF aus dem FF kann, wie man in St.Georgen noch heute sagt.

Glasnost

Doch Birgit auf ihre 30 Stunden im Büro zu reduzieren geht gar nicht! Denn eigentlich ist Birgit im Laufe der Jahre ja so was wie eine personifizierte KUPF geworden, ein Universal-Soldier wie aus dem Organisationshandbuch: anzutreffen bei allen möglichen und unmöglichen Kulturveranstaltungen im ganzen Lande OÖ und sogar darüber hinaus, ebenso bei politischen Veranstaltungen zur Störung der herrschenden Unordnung. Vernetzt bis an die Zähne. Unter anderem als Vorstandsfrau bei den »Fiffies«, wie sie den Verein FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich gerne abkürzt. Zudem ist sie oft im Umkreis von Maiz, den autonomen MigrantInnen, anzutreffen, die sie gerne und lautstark unterstützt. Und trotz eines etwas übertriebenen Naturfimmels lebt sie mittlerweile im semi-urbanen Linz, wo sie mit Kolleg_innen und Freund_innen auch gerne noch ein Bier trinkt.

Dass sie jetzt nach vier Jahren die KUPF verlässt, hat nichts, aber auch gar nichts mit der KUPF zu tun, sagt sie mir am Telefon. Aber wenn man einfach mal eine Weile abhauen will, warum sollte man dann warten? Worauf? Sie plane ja keinen Ausstieg aus der Gesellschaft, sondern einfach eine Auszeit vom Alltäglichen. Das könne drei Monate dauern, vielleicht aber auch drei Jahre. Zum Beispiel in Spanien, aber nicht in Barcelona, dort wäre es zu hip. Zudem lockt die Akademie: ein Studium täte sie schon reizen, zum Beispiel Geschichte oder Politwissenschaften. Aber bis es soweit sein könnte, dauert es noch. Vielleicht drei Monate, vielleicht drei Jahre.

Alles Liebe!

 

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