Die “feministische Nahversorgerin” ist Anlaufstelle und Magnet für feministisch gesinnte Menschen im ländlichen Raum.

Wie hat eure feministische Arbeit in den letzten 30 Jahren den ländlichen Raum geprägt?

Das Frauen*forum Salzkammergut nennt sich auch “feministische Nahversorgerin”. Das Wort “Nahversorger” ist typisch für den ländlichen Raum, weil vieles mit weiten Wegen verbunden ist. Ausgesprochen feministische Angebote und Austausch mit Gleichgesinnten kennen viele von uns aus Zeiten der Ausbildung in Städten. Mit der Rückkehr (oder dem Wohnortswechsel) auf das Land geht dieser Anschluss an feministische Kreise manchmal verloren. Das Frauen*forum ist eine wichtige Anlaufstelle für Frauen* geworden, die neben feministischem Austausch auch noch ganz praktische Initiativen setzt, wie beispielsweise die Erleichterung von Berufstätigkeit und damit finanzielle Unabhängigkeit durch den Aufbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.

Was ist noch zu tun, was sollte in 30 Jahren “normal” sein?

Auch wenn wir Frauen*forum heißen, wollen wir in unserem Streben nach Geschlechtergerechtigkeit auch Männer mit ins Boot holen. Wir können nur gemeinsam zu neuen “Normalitäten” gelangen. In 30 Jahren soll es “normal” sein, dass Väter in Karenz gehen und ihren Anteil in der Fürsorgearbeit übernehmen. Bis dahin soll auch der Begriff “Equal Pay Day” obsolet geworden sein. Es soll “normal” sein, dass Frauen* frei von Gewalt welcher Art auch immer – leben können und das funktioniert nur, wenn wir Geschlechterrollen und -grenzen sprengen. Deshalb engagieren wir uns auch für eine Normalität geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.

Was nehmt ihr aus dem Projekt Salzkammerqueer für die Zukunft mit? 

In den letzten zwei Jahren hat sich eine Gemeinschaft queerer Menschen im oder aus dem Salzkammergut gefunden, die für sich selbst und andere einen sicheren Ort für Begegnung, Austausch, und als Gruppe auch Sichtbarkeit schaffen möchten. Wir stehen jetzt am Ende der Finanzierung durch die Kulturhauptstadt und möchten gerne diese Gemeinschaft weiterleben. Für viele von uns ist sie ein wichtiger Bestandteil des (queeren) Lebens am Land geworden und es haben sich auch Freundschaften gefunden. Wir suchen jetzt noch nach Lösungen für die weitere Koordination und Ressourcen, mit denen wir auch den gesellschaftspolitischen Aspekt dieser Community weiter wirken lassen können – hin zu neuen Normalitäten.

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