Beschäftigung/Kultur/ Sozial/Anerkennung Die einen opfern ihre gesellschaftlichen Ideale in der harten globalisierten Welt und tun alles, um das Unternehmen, an das sie sich verkauft haben, zum größten der Welt zu machen. Man glaubt es ja kaum, aber es gibt sogar so Glückliche, denen da noch Zeit übrigbleibt, den fehlenden Lebenssinn, den sie in ihrer bezahlten Arbeit nicht gefunden haben, anderswo zu suchen: Solche Menschen streben bisweilen nach einem Ehrenamt in der Kultur oder im sozialen Bereich. Das verschafft den nötigen Ausgleich, hilft bei der Sinnstiftung, verspricht soziales Networking und bessert das Sozialprestige gehörig auf Ð und last not least wird ja schließlich auch die Welt verbessert bzw. verändert.
von Roland Hanak
Andere haben es da schwerer: Sie suchen nach Arbeit Ð und wenn sie im Kultur- oder Sozialbereich wirklich eine gefunden haben, haben sie es mit einem Arbeitsmarkt zu tun, der nur in Ausnahmefällen hohe Einkommen verspricht, und das Sozialprestige, das über die Arbeit erworben werden kann, ist oft niedrig.
Könnte es da einen Zusammenhang geben? Arbeit, die die einen kostenlos anbieten, kann die von anderen noch „verkauft“ werden? Natürlich ist es ganz klar, dass viele Bereiche ohne „Freiwilligenarbeit“ nicht funktionieren würden und es schlichtweg oft keine Alternative dazu gibt, das heißt, dass gewisse soziale Leistungen einfach nicht angeboten würden, dass es bestimmte kulturelle Veranstaltungen gar nicht gäbe. Der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und der „Professionalisierung“ marginalisierter Bereiche kommt das „Ehrenamt“ allerdings oft nicht entgegen. Wie kann man die Professionalisierung der Sozialarbeit, der Kulturarbeit vorantreiben? In letzter Zeit war in diesem Zusammenhang viel über den Dritten Sektor zu hören. Nicht über den Tertiären Sektor, also den Dienstleistungsbereich schlechthin, sondern den Bereich der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts, der, so lauten die gängigen Erklärungen, weder der öffentlichen Wirtschaft noch der Privatwirtschaft zuzurechnen ist. Damit ist wohl in erster Linie Freiwilligenarbeit gemeint, oder noch ungenauer, der sogenannte Non-Profit-Bereich.
Wenn von Professionalisierung dieses Dritten Sektors die Rede ist, sollte allerdings die „Kostenwahrheit“ gesehen werden, da sonst die Arbeit weiterhin unbezahlt bleibt. Wenn mit Drittem Sektor etwa die Tätigkeit von gemeinnützigen Vereinen, die auf der Basis von Freiwilligenarbeit funktionieren, gemeint ist, kann die „Professionalisierung“ nur bedeuten, dass die zu leistende Arbeit dem Arbeitnehmer zu bezahlen ist. Als Zahler kommt die öffentliche Hand oder ein privater Nachfrager in Betracht. Wer sonst? Der Dritte Sektor wird also dadurch professionalisiert, dass er in den Ersten oder Zweiten übergeführt wird (oder in eine Mischform). Das wäre zwar zu begrüßen, ist als arbeitsmarktpolitische Lösung allerdings nicht besonders originell, da die Ausgaben der öffentlichen Hand limitiert sind und die Marktorientierung für viele soziale und kulturelle Bereiche eigene Probleme mit sich bringt.