Ein Fest für die Politik

Bettina Mayr-Bauernfeind besuchte die oberösterreichische Landesausstellung 2002 „Feste Feiern“ in Waldhausen.

 

Alle zwei Jahre gibt es in Oberösterreich eine Landesausstellung. Heuer findet sie im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift in Waldhausen statt, einer Gemeinde nahe der niederösterreichischen Grenze. Motto der Ausstellung „Feste feiern“, beleuchtet werden soll die Kulturgeschichte des Festes. Neu an der diesjährigen Landesausstellung: Ergänzend zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Festprogramm. In zwei auf dem Stiftsgelände platzierten Zelten, werden rund 70 Feste gefeiert. „Authentisch“ und die oberösterreichische Festkultur repräsentierend, so wie es in einer Presseaussendung des Landes Oberösterreich heißt.

Das Attribut „authentisch“ macht hellhörig und misstrauisch, vor allem wenn es in Zusammenhang mit einem sozial und kulturell so vielfältigen und historisch wandelbaren Phänomen wie dem Feste feiern gebraucht wird. Authentisch heißt echt, authentisch suggeriert, dass etwas schon immer so gewesen ist. Authentisch und echt, zwei Begrifflichkeiten die vor allem von BewahrerInnen und TraditionalistInnen gerne in Verbindung mit Volkskultur, Volksmusik oder Bräuchen gebracht werden, die es von „unechten“ und „zeitgeistigen“ Einflüssen freizuhalten gilt.

Kräuterweihe, Kranzlsingen, Bibelfest

Ein Blick auf die Webseite der Landesausstellung. Zur Intention des festlichen Rahmenprogrammes ist dort zu lesen: „Dabei sollen verlorengegangene Bräuche wieder aufleben, traditionelle Feiern zelebriert werden oder neue Feste entstehen.“ Entsprechend dieser Zielsetzung liest sich auch der Veranstaltungskalender: Die Goldhauben und Kopftuchgruppe Waldhausen feiert zu Maria Himmelfahrt das Fest der Kräuterweihe, der Bauerbund ein Drescherfest und eine Erbhoffeier, das katholische Bibelwerk ein Bibelfest, der Chorverband OÖ ein Kranzlsingen, das Pfarramt Waldhausen ein Fest der Jubelpaare und eine Firmung, die Kath. Jugend Waldhausen ein Sonnwendfeuer, das Militärkommando eine Angelobung. Den ersten Mai durfte die SPÖ Bezirksgeschäftsstelle Perg mit einer Maikundgebung für sich in Anspruch nehmen, die laut Programmankündigung mit historischen Bildern von damals gefeiert wurde. Neue, zeitgenössische Feste sind nur marginal präsent: Das für 15. Juni geplante Regenbogenfest der Homosexuellen Initiative (HOSI) Linz wurde von der HOSI selbst abgesagt, da es keine Subventionszusage von Seiten des Landes gab und man für die Bewerbung des Festes zum überwiegenden Teil selbst aufkommen hätte müssen.

Ein einziges Fest ist dezidiert als Jugendfest ausgewiesen, die „Chatnightparty“, veranstaltet vom Jugendzentrumsförderungsverein und dem Jugendverein Fönix. Das Multi-Kulti-Tanzfest entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Veranstaltung der Heimat- und Trachtenvereinigung OÖ, bei dem „sowohl brauchtümlich als auch zeitgenössisch“ getanzt werden soll.

PolitikerInnen feiern

Landesausstellungen dienen Politikern aber auch gerne als Präsentationsfläche. Davon zeugt auch eine Anekdote, die sich rund um das „Fest der Fahnen – Fest der Gemeinden“, eine der Auftaktveranstaltungen, ereignete. Laut Bericht in den OÖN war Landesrat Ackerl (SPÖ) beleidigt, weil er nur vormittags eine Rede halten durfte, LH Pühringer hingegen für eine Festrede am Nachmittag, dem Hauptteil des Festes, vorgesehen war. LR Ackerl sagte daraufhin ab, da er – so Zitat in den OÖN – nicht mit dem „kollegialen Respekt vor seiner Regierungsfunktion“ (Ackerl ist auch Gemeindereferent) eingeladen worden wäre und das Fest am Nachmittag bewusst als Landeshauptmann-Fest für Pühringer (ÖVP) zugeschnitten sei. Soviel zu Landesausstellungen und ihre politische Instrumentalisierung durch die Politik.

Negatives bleibt Ausgespart

Zur Ausstellung selbst: auf zwei Ebenen werden verschiedene Aspekte des Feste feierns behandelt, inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf dem Raum Oberösterreich. Im Zentrum der Ausstellung stehen kirchliche, im besonderen katholische Feste und Feiertage. Gleich zu Beginn der Ausstellung führt der Weg vorbei an einem Heiligenkalender und einem mehrere Meter langen Heiligenhain, wo verschiedene Schutzpatrone, Märtyrer und Nothelfer vorgestellt werden. Danach wird auf Feste wie Ostern, Weihnachten, Fronleichnam, und dem Kirtag eingegangen. Auffallend ist, dass dabei sehr beschreibend vorgegangen wird. Andere Fragen bleiben offen oder werden nur oberflächlich behandelt. So z. B. welche Unterschiede es beim Feste feiern zwischen den verschiedenen sozialen Schichten gab. Welche Rollen Männern und Frauen im Rahmen von Festen zugeteilt wurden? Wie sich Feste im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte verändert haben? Auf die politische Instrumentalisierung von Festen wird im Obergeschoss eingegangen, allerdings in einem sehr kleinen Raum, in dem lieblos einige Bilder von Maiaufmärschen, Parteitagen und Ordensverleihungen platziert sind. Ansonst ist nicht viel hängen geblieben von der diesjährigen Landesausstellung, außer einigen bunten Bildern von Karnevalsumzügen, barocken Festtagskleidern, Ritterrüstungen und einigen historischen Hochzeitsutensilien.

Kurzum: eine bunte Schau, bei der Negatives ausgespart wird und viele schöne Fest-Utensilien präsentiert werden.

Bettina Mayr-Bauernfeind

Landesausstellung „Feste Feiern“, Waldhausen bis einschließlich 3. November 2002, täglich von 09 – 18 Uhr http://www.oberoesterreich.at/landesausstellung

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