In periodischen Abständen erscheinen Studien die sich mit dem Feld der freien, initiativen Kulturarbeit beschäftigen. Herwig Pfaffenzeller nahm in seiner 1999 verfassten Studie vor allem den Erfolgscharakter und die Messbarkeit des Erfolges für Kulturinitiativen (KI’s) als Teilbereich heraus. Dass er sich damit auf ein relativ heikles und brüchiges Terrain begibt, aber dass Erfolgsmessung für KI’s in gewisser Weise unabdingbar ist, zeigt folgendes Abstract seiner Diplomarbeit. Red.
von Herwig Pfaffenzeller
Die Kulturarbeit in autonomen Kulturinitiativen ist zu einem guten Teil von positiven Rahmenbedingungen abhängig, die diese Arbeit erst möglich machen. In den letzten
Monaten und Jahren ist aber eine deutliche Verschlechterung dieser Rahmenbedingungen zu beobachten:
- Durch den wachsenden Wohlstand und die Differenzierung der Bedürfnisse steigen die Ansprüche und Erwartungen der potentiellen KulturkonsumentInnen. Kulturvereine stehen vor dem Problem, immer attraktivere Veranstaltungen für immer kleinere InteressentInnenkreise zu organisieren.
- Die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement nimmt generell ab, die Anstellung von bezahltem Personal ist aber meist unfinanzierbar.
- Die restriktive Budgetpolitik, verbunden mit dem politischen Kurswechsel durch die neue Regierung, führt zu sinkenden öffentlichen Zuwendungen und damit zu kleineren Budgets der KI.
Die aufgezeigten Veränderungen haben zur Folge, dass der zu verteilende Kuchen immer kleiner wird, die Ausgaben der KI’s tendenziell aber eher steigen. Jede KI muss sich allein aus diesem Grund überlegen, wie sie argumentieren soll, um die öffentlichen und privaten Zuschüsse zu rechtfertigen. Die Ergebnisse der Erfolgsmessung können dabei eine wichtige Argumentationshilfe darstellen. Es sprechen aber auch noch weitere Gründe dafür, dass sich KI’s mit der Messung und Darstellung ihres Erfolges auseinandersetzen sollten:
- Die Konzeption eines Erfolgsmesssystems führt zur Sichtbarmachung aller Gruppen, die Ansprüche an die KI’s stellen und die von der KI daher zu berücksichtigen sind.
- Die Ergebnisse bieten dem Vorstand der KI die Möglichkeit, die Qualität seiner Arbeit darzustellen.
- Der Ergebnisvergleich mit anderen Perioden bietet die Möglichkeit der Selbstreflektion.
- Die Erstellung eines Erfolgsmesssystems führt zu einer Auseinandersetzung mit den Zielen der KI und macht sie oft zum ersten Mal bewusst und sichtbar.
- Die angeführten Veränderungen der Rahmenbedingungen werden dazu führen, dass sich auch die Zuschussgeber ein System überlegen werden, anhand dessen sie KI’s als förderungswürdig klassifizieren können. Im Sinne der Autonomie und des größeren Sachwissens ist die Erstellung eines Erfolgsmesssystems für KI’s durch die KI’s selbst aber sicher vorzuziehen.
Der Erfolgsmessung von autonomen KI’s stehen aber auch theoretische und praktische Hürden entgegen:
- Welche Ziele soll eine KI verfolgen?
- Wie können die meist qualitativen Ziele in quantitative Ziele umgewandelt werden?
- Wie soll die KI mit einander widersprechenden Zielen umgehen?
- Wie soll der Output der KI quantifiziert und bewertet werden?
- Wie kann ein einheitliches System zur Erfolgsmessung für KI’s trotz ihrer Verschiedenheiten geschaffen werden?
Die Beantwortung dieser Fragen macht eine Auseinandersetzung mit der Theorie der Erfolgsmessung in Nonprofit-Organisationen und mit den grundsätzlichen Aufgaben von KI’s in der Gesellschaft notwendig. Um die Vorurteile der einzelnen KI’s gegen die Messung ihrer Leistungen abzubauen und ein allgemein akzeptiertes und anwendbares System der Beurteilung zu schaffen, ist eine gemeinsame Erarbeitung dieser oben angeführten Themenkomplexe durch die KUPF und die KI’s notwendig. Die Vorteile dieses Prozesses sind einerseits die Sichtbarmachung von häufig nur unbewusst vorhandenen Aufgaben und Zielen, andererseits bewirkt die Schaffung des Systems eine Orientierungs- und Begründungshilfe für alle Ki’s. Trotz aller Wiederstände gegen solche „harten Managementmethoden“ empfiehlt sich eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik, da als Alternative mittelfristig wahrscheinlich nur ein von außen aufgezwungenes Beurteilungssystem in Frage kommt.
Diplomarbeit „Erfolgsfaktoren für autonome Kulturinitiativen“
Mag. Herwig Pfaffenzeller, Wirtschaftsuniversität Wien 1999 – Probleme der Erfolgsmessung von Nonprofit-Organisationen – Grundlagen des Kulturmanagements – Allgemeine Erfolgsfaktoren von Nonprofit-Organisationen – Ergebnisse der empirischen Studie „Erfolgsfaktoren für autonome Kulturinitiativen“.
Erhältlich um 350 Schilling inkl.
Versandkosten direkt beim Autor oder Email: h9356060@obelix.wu-wien.ac.at