Till Eulenspiegel in OÖ
von Peter Schwarzenbacher
Ein Zwischenbericht über die Entstehung eines Buches mit Geschichten über den sozialkritischen Schelm; nacherzählt, neu erfunden und herausgegeben von Schülerinnen und Schülern der Hauptschule Bad Hall, im Rahmen des Kupf-Jugend-Innovationstopfes. Begonnen hat alles mit einer Schularbeit im vorigen Jahr: Nach wochenlanger Beschäftigung mit volkstümlichen Texten im Deutschunterricht, war in der Schularbeit der damaligen 2. Klasse der HS Bad Hall die Geschichte von Till Eulenspiegel zu besprechen – mit durchschlagendem Erfolg. Die Schularbeit viel besonders gut aus, bemerkenswerte Geschichten wurden niedergeschrieben, was alle Beteiligten zur Idee veranlaßte, doch selbst ein Buch darüber herauszugeben. Diese Idee wurde in die 3. Klasse mitgenommen und fand im Rahmen der freiwilligen Projektgruppe Informatik der HS Bad Hall ihren Raum der Verwirklichung. Zwei Stunden pro Woche arbeiten nun seit September sechs Schüler und eine Schülerin mit Unterstützung von Fachlehrer Joachim Schwendtner an diesem Projekt. Zuerst galt es, bekannte Geschichten über Till und seine Streiche nachzuerzählen, neue Abenteuer zu erfinden und in den Computer einzutippen, was zu einer stattlichen Anzahl von 23 Geschichten führte, die in das Buch Eingang finden sollen. Zur Zeit finden die letzten Layout-Arbeiten am Computer mittels dem PageMaker-Programm statt, sodaß das Buch im Sommer gedruckt und gebunden und im Herbst der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Mit einer Exkursion in eine Druckerei soll das Projekt seinen Abschluß finden. Die Illustrationen stammen von den Schülern und Schülerinnen der 1. und 2. Klassen der HS Bad Hall. „Till Eulenspiegel kam in die Stadt Enns und suchte wieder einmal einen Arbeitsplatz“, lautet der Beginn einer Geschichte mit dem Titel „Die falsch gefüllten Polster“. Weitere Titel, wie „Augenarzt Dr. Eulenspiegel“, „Till als Briefträger“ oder „Till, der schnelle Helfer“, lassen auf eine sozialkritische, zeitgemäße und dennoch humorvolle Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch und sozio-kulkturell relevanten Themen schließen. Aber mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten. „Till Eulenspiegel war immer für die Ehrlichen, war nicht gewalttätig. Er hat den Reichen und Wohlhabenden Ärger bereitet und die Armen haben darüber gelacht. Und darum ist er so witzig!“ – war die einhellige und prompte Antwort der Schüler und Schülerinnen auf die Frage, was denn Till Eulenspiegel für junge Menschen von heute so bedeutsam und interessant macht. Da erscheinen die pädagogischen und praktischen Lernziele, wie spielerisches und notendruck-freies Erlernen eines PageMaker-Layouts, Verfassen und Eingeben von Texten, praktische Anwendung von Computern samt Zubehör etc., beinahe nur als sinnvolle „Nebeneffekte“.
Daß aus einer Schularbeit ein Buch entstehen kann, Schülerinnen und Schüler über Jahre hinweg daran begeistert arbeiten (können) und auch wirklich alles selbst machen (dürfen), praktisch alle Schulstufen einer Schule fächerübergreifend miteingebunden sind und Kulturarbeit leisten, läßt in einem, der vor 20 Jahren in die Hauptschule ging, noch heute Neid aufkommen. Das Ziel für eine Projektgruppe im nächsten Jahr ist auch schon fixiert: Das bis dahin fertige Buch im Internet zu präsentieren, auf einer eigenen HomePage zu installieren, damit es aus aller Welt abgerufen werden kann. Na dann, viel Erfolg!
Das Till-Kern-Team der HS Bad Hall: Heinzi und Bernhard Dietermayr, Thomas Ehrenhuber, Christian Hofer, Matthias Holzinger, Harald Müller, Doris Rauh – Schüler und Schülerin. Joachim Schwendtner (Informatik), Dietmar Hinterer (Deutsch), Till Mairhofer (Kultur) – Lehrer.