Kulturpolitische Impulse für Menschen mit Behinderung

Iris Hanousek-Mader fordert Berücksichtigung von Menschen mit speziellen Bedürfissen.

 

Die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in die OÖ Kulturlandschaft steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. Es geht nur schleppend voran, obwohl einzelne Institutionen und Arbeitsgemeinschaften bereits geschützte Werkstätten und Ateliers betreiben.

Für keinen geistig oder mehrfach behinderten Menschen in OÖ gibt es zur Zeit die Möglichkeit, sich professionell im Bereich der Kunst, der Musik und der darstellenden Künste ausbilden zu lassen. Vereinzelt können einige Menschen dieser Zielgruppe in Musikschulen oder Theatergruppen mitarbeiten. Die für die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen benötigten Kenntnisse bezüglich Methoden oder Didaktik fehlen jedoch.

Darüber hinaus gibt es kaum Galerien und Agenturen, die bereit sind, die Werke und Ausdrucksmöglichkeiten von behinderten Menschen zu verkaufen und zu bewerben. Dabei ist die “authentische Art“, wie sich diese KünstlerInnen ausdrücken, für unsere von Normen so stark geprägte mitteleuropäische Kulturlandschaft wichtig. Ihre inneren Bilder bereichern unsere Wahrnehmungswelt um viele Facetten. Ihre Ausdrucksformen sind ein Teil unserer Kultur und unseres Lebens, die wir immer wieder aus persönlichen (Ängste, …) und sachlichen (finanziellen) Gründen zur Seite drängen.

Aus diesen Gründen ist es wichtig, speziell auf die Wünsche dieser Gruppe einzugehen und sichtbare Zeichen zur Anerkennung ihrer Kulturarbeit zu setzen, indem man ihnen den Zugang zu Hochschulen und Konservatorien in geeigneten Formen (Kleinklassen, Assistenten…) erleichtert. Da für viele Menschen aus dieser “Kultur am Rande“ Linz ein schwer erreichbarer Ort bleibt – die Transportwege sind aufwendig und unbezahlbar – bringt das kulturpolitische Engagement der örtlichen Kulturinitiativen in diese Richtung sehr viel und wertet die Kulturarbeit dieser Menschen auf. Eine Ausstellung eines Malers im Heimatort ermöglicht dem/der Künstler/in nicht nur Anerkennung seiner Umwelt, sondern oft auch bessere Arbeitsbedingungen oder überhaupt die Möglichkeit in diesem Bereich zu arbeiten. Raus aus den Institutionen und dem geschützten Rahmen und rein in die Öffentlichkeit ermöglicht Kommunikation und bringt Diskussion und Auseinandersetzung mit Publikum und Sponsoren, an denen es fehlt. Heißt aber auch für die MitarbeiterInnen, die den künstlerischen Prozess begleiten, sich immer wieder weiterzubilden, sich zu öffnen. Dabei sind die Weiterbildungsmöglichkeiten der “AssistentInnen“ bescheiden und erste Ausbildungsmodule, wie z.B. der Lehrgang “Theaterpädagogik“ an der Pädak des Bundes, sind erst langsam im Entstehen.

Ein wichtiger Schritt, eine Übergangsform, in diese Richtung ist ein Festival für Menschen mit Behinderung, integrative Gruppen und kostenlose Bildungsschecks, mit denen sich die KünstlerInnen Bildung über Jahre hinweg einkaufen können. Das Festival sollte Angebote wie Workshops, Arbeitsgruppen und Projekte für Menschen mit Behinderung und deren BegleiterInnen beinhalten und dies sind schon mal erste wichtige Bildungsimpulse. Die Interdisziplinarität des Festivals – Menschen mit Behinderung haben oft viele musische Fähigkeiten – ist wichtig und zeigt uns die Kulturlandschaft in ihrem breiten Spektrum. Die vielfachen Ausdrucksformen wie Theater, Bildende und Dreidimensionale Gestaltung, Literatur, Musik sowie neue Medien geben tiefen Einblick in die innere Bilderwelt und schaffen Zugang zu neuen Kommunikationsformen, auch für uns sogenannte “Gesunde“. Eine Berufsmesse mit Einbindung der Kunsthochschulen und Konservatorien sowie KünstlerInnen aus OÖ, Agenturen und Werbefirmen, Institutionen und Schulen sowie die Vorstellung der einzelnen Werkstätten und KünstlerInnen wiederum bilden eine Plattform und ermöglichen Austausch für die Betroffenen .

Die Veranstaltung eines Symposions, Theateraufführungen von Gruppen aus dem Ausland und aus Österreich mit der Einbindung von Aufführungsmöglichkeiten von regionalen Gruppen, Ausstellungen, Filmreihen, Konzerte und Lesungen sind weitere Programmpunkte. Dabei wird auf Qualität und Authentizität der Ausdrucksformen und KünstlerInnen geachtet.

Ein Künstlercafé (mit Dolmetsch) sowie kleine soziale Events, Exkursionen, die das Festival beleben, Festivalzeitung und Video runden das Angebot ab. Dieses Festival könnte in zwei bis drei Jahre vorbereitet sein und im Herbst 8 Tage lang stattfinden.

Die Präsentation dieser “Randkultur“ in Linz und auf dem Land in verschiedenen Kulturinitiativen ist ein wichtiger Bestandteil des Festivals und ich möchte euch auf diesem Weg einladen, als KulturvermittlerInnen vor Ort bei dieser Veranstaltung mitzuwirken und kulturpolitisch neue Wege aufzuzeigen, bei denen regionale Bedürfnisse und Authentizität der KünstlerInnen eine große Rolle spielen.

Iris Hanousek-Mader

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