Politikum Kulturdirektion – Wer wird Jankos Nachfolgerin?

Mit dem Ende von Linz’09 geht auch der Linzer Kulturdirektor Sigi Janko.

 

Dominika Meindl über die brodelnde Gerüchteküche um die Nachfolge in der Kulturdirektion. Eigentlich hätte der bald 65-Jährige schon früher in Pension gehen können, er wollte jedoch das Kulturhauptstadtjahr noch abwarten, da er zu dessen Zustandekommen beigetragen hatte. Seine Nachfolge wird demnächst ausgeschrieben, der ursprünglich für den Herbst geplante Termin hatte sich wegen der Gemeinderatswahlen verschoben. In der Zwischenzeit hat die Linzer SPÖ ihre absolute Mehrheit verloren. Das hat auch Folgen für die Nachbesetzung.

Die Gerüchteküche brodelt. Als Kandidatinnen kolportiert werden immer wieder Julius Stieber (Landeskulturdirektion, Leiter des Schäxpir-Festivals), Gerda Forstner (Leiterin der Abteilung Städtische Kulturentwicklung) und Christian Denkmaier (ehemaliger SP-Landesgeschäftsführer). Stieber wäre zwar ein guter Kompromisskandidat, ein Wechsel vom Landesdienst zum Magistrat ist jedoch ungewöhnlich. Sehr hoch im Kurs steht jedoch Denkmaier. Nach dem Wahl-Debakel der SP bei den Landtagswahlen kehrte er – auf eigenen Wunsch, wie es heißt – im Oktober in die Linzer Musikschule zurück, deren Direktor er von 2002 bis 2007 war, bis ihn der zuletzt glücklose Erich Haider abberief. Faktum ist, dass Denkmaier einen neuen Job braucht, denn der Direktorsposten für die Musikschule ist nicht frei. Doch bei SP-Gemeinderäten, die nicht namentlich genannt werden wollen, gibt es Vorbehalte gegen ihn.

Abseits aller Spekulationen: Eine SP-interne Vergabe der Kulturdirektion würde jedenfalls Unmut erregen. Ein solches Vorgehen sei unsauber und zeuge von mangelnder Transparenz bei der Postenvergabe, lautet die Befürchtung unabhängiger Kulturarbeiterinnen, aber auch politischer Gegnerinnen. Von offizieller Stelle sind Stellungnahmen dazu schwer bis gar nicht zu erhalten. Soeben hat sich der Gemeinderat neu konstituiert, die Terminkalender der Zuständigen sind zu voll selbst für ein kurzes Telefonat. Neuer Personalreferent ist seit 12. November 2009 Stadtrat Johann Mayr (SP), der diese Funktion von Vizebürgermeister und Parteikollegen Klaus Luger erbt. »Es ist noch alles in der Schwebe«, lässt er ausrichten, da möchte er noch nichts sagen. Im Übrigen gibt sich auch Denkmaier selbst äußerst zurückhaltend in dieser Sache. Der noch amtierende Kulturdirektor jedenfalls hält eine interne Postenvergabe für ausgeschlossen. Nicht wegen des Verlustes der absoluten SP-Mehrheit, sondern weil dies das offizielle Procedere ausschließe, so Janko. Posten müssen gemäß dem Objektivierungsgesetz öffentlich ausgeschrieben werden. »Dafür ist die Objektivierungskommission zuständig. Die muss das dann mit der Politik abklären.« Das gelte auch für die Vergangenheit: »Es hat noch nie eine interne Postenvergabe gegeben.«

Wolfgang Langeder, der im Büro von Vizebürgermeister Erich Watzl (der selbst nicht zu erreichen war) für die kulturellen Agenden zuständig ist, sieht das anders. »Die SP kann nicht einfach so nachbesetzen. Das war bisher so, aber bisher hatte sie auch die absolute Mehrheit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer aus den Reihen der SP kommt. Ohne Zustimmung der VP wird das nicht gehen.« Verbrieft ist, dass Watzl vehement gegen Denkmaier ist: »Mit mir sicher nicht«, hatte er in einem OÖN-Interview verkündet. Die Kulturpolitik mache immer noch er. Beobachterinnen gehen davon aus, dass die SP künftig auch in Linz auf Kuschelkurs mit der VP gehen wird – eine Freunderlwirtschaft unter anderen Vorzeichen also.

Der Verein FIFTITU% forderte jüngst in einem offenen Brief bezüglich der Nachfolge von Janko, aber auch von Wolfgang Winkler und Gerfried Stocker: »Die logische Nachfolge kann nur eine Frau sein.« Die Frauenquote in Führungsebenen sei österreichweit mit lediglich 21 Prozent erschreckend. »Die Auswahl muss dahingehend gesteuert werden und wesentlich transparenter gestaltet werden, als dies bisher der Fall war.«

Mit den Gerüchten rund um die Nachfolge in der Kulturdirektion halten sich auch jene, dass das ganze Kulturamt komplett umgebaut werden soll, der Posten somit gänzlich wegfalle. Die Kulturverwaltung soll von der Ebene der städtischen Kultureinrichtungen getrennt werden, auch eine Kulturmarketinggesellschaft soll es geben, heißt es hinter vorgehaltener Hand. »Ein Umbau in der Kulturdirektion obliegt dem Verwaltungsgliederungsplan. Ich weiß davon nichts«, sagt Janko. Nur eines ist also gewiss: Die Sache bleibt genau zu beobachten.

Dominika Meindl ist freie Journalistin, Schriftstellerin und Veranstalterin der Linzer Lesebühne.

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