Damit lokale Inhalte ins Fernsehen kommen!

Otto Tremetzberger und Stefan Haslinger unterhalten sich über Kultur und Freie Medien in OÖ.

 

Zur Konferenz »Nahsehen – Fernsehen« von 14. -15.11. trafen sich WissenschafterInnen, KünstlerInnen, Medien-AktivistInnen und ProduzentInnen, um über aktuelle Fragen der televisuellen Entwicklung zu diskutieren.

Die Konferenz, eine Veranstaltung vom Verein Matrix und dem Institut für Medien an der Kunstuniversität, war auch der Auftakt einer öffentlichen Debatte über die Rahmenbedingungen für ein Community TV in Linz. Seit 3 Jahren arbeitet der Linzer Verein Matrix an der Idee. Mit »Nahsehen – Fernsehen« haben die Bemühungen nun eine neue Dynamik bekommen. http://matrix.servus.at/tv-konferenz

Matrix e.V. Kunst, Kultur und Medien Gabriele Kepplinger, Otto Tremetzberger, Georg Ritter und Brigitte Vasicek. http://matrix.servus.at

Kulturpolitik ist Medienpolitik, und natürlich umgekehrt. Stefan Haslinger und Otto Tremetzberger unterhalten sich über Kultur und Freie Medien in OÖ

OT: In den letzten Jahren haben sich vor allem die Freien Radios immer wieder relevant bemerkbar gemacht. Erst kürzlich ist in Kirchdorf ein neues Radio auf Sendung gegangen. Jetzt wird Community TV diskutiert. Warum sind die Freien Medien derart präsent? Fällt den KIs nichts mehr ein?

SH: Eine Frage des Blickwinkels. Den KIs fällt immer etwas ein. Aber es ist bemerkbar, dass regionale KIs heute enger an den Erwartungen der Bevölkerung arbeiten. Die Frechheit ist sicher nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Frage ist auch, ob man heute Gegenkultur machen muss, um sichtbar zu sein? Die Kis sind gefordert, den Level zu halten. Die Freien Radios können und müssen sich schärfer positionieren und sich erst einmal Öffentlichkeiten schaffen. Vielleicht entsteht dadurch auch der Eindruck, dass in OÖ ständig neue Medienprojekte daher kommen.

OT: Im Medienbereich fehlt noch immer vieles. Obwohl sich in Linz schon einiges getan hat. Man muss sich fragen: »Was heißt eigentlich ‹Medienstadt›?« Im Fall von Community TV: Die Voraussetzung, es zu machen, ist da: Potentielle Partner, interessierte ProduzentInnen, die Möglichkeit zu senden. Aber es fehlen die Rahmenbedingungen. Daher muss zunächst die medienpolitische Auseinandersetzung geführt werden. Als InitiatorInnen müssen wir aber auch Fakten schaffen können.

SH: Es ist bemerkenswert, dass es den Freien Radios gelingt, Menschen dafür zu begeistern, sich zu engagieren, während der allgemeine Trend darin besteht, sich auf Konsum zurückzuziehen. Viele Initiativen dünnen personell zunehmend aus, während bei Freien Radios der Zulauf nicht abnimmt.

OT: Das liegt auch daran, dass wir etwas Konkretes anbieten. Einen Zugang, um kulturell produzieren zu können. Dann sprechen wir etwas an, das in der Zwischenzeit Mainstream ist: mediale Inhalte selber produzieren und veröffentlichen. Politik, Kabelbetreiber, Telekom: Viele wollen wissen, wie man lokale Medien organisiert und solche Plattformen dynamisiert. Während die Industrie auf diesen Trend oft unbeholfen aufspringt, greifen wir auf jahrzehntelange Praxis zurück. Dazu kommt: Wir verbinden das Bedürfnis, medial zu produzieren, auch mit einer konkreten Haltung. Und anders als bei YouTube profitieren keine Konzerne. Für die KIs ergeben sich mit Freien Medien konkrete Anwendungsbereiche.

SH: Darum muss sich auch die KUPF medienpolitisch positionieren. Kulturpolitik kommt freie alternative Medien nicht herum. Hier liegt Entwicklungspotential, das im klassischen Feld der KIs nicht mehr drinnen ist. Gerade KIs sind Opfer der Kommerzialisierung der Medienlandschaft. Heute gilt: Wer zahlen kann, kommt überall vor. Die KUPF wird deshalb explizit medienpolitische Forderungen in ihren Forderungskatalog aufnehmen und mitverhandeln.

OT: Eine Aussage der kürzlichen Diskussion über die »Zukunft der Kulturpolitik« war auch, dass Kulturpolitik vor allem eine Medienpolitik sein muss.

SH: Richtig. Bisher haben wir aber immer über die Freien Radios geredet. Auch wenn der Bereich noch immer eine Baustelle ist, wird es künftig auch um das Thema Fernsehen gehen. Und wieder sind es dieselben Akteure?

OT: Im Verein Matrix bündeln wir 25 Jahre Erfahrungen mit Freien Radios und TV-Projekten. Im TV-Bereich hat es in Linz immer wieder Bemühungen gegeben. Einen Community TV-Kanal gibt es bis heute nicht. Die Konferenz hat den Ofen wieder angezündet. Leider ist uns die Zeit davongelaufen. Mehr Zeit für Diskussionen hätte nicht geschadet. Schade auch, dass einige TeilnehmerInnen aus der Szene krankheitshalber ausfielen und die KUPF justament auf Klausur war. Aber. Es ist wie es ist. Jetzt muss das Thema weiter kochen. Die Ausgangsposition ist günstig. Der Politik wird immer mehr bewusst, dass kommerzielle Medienmodelle für lokale Inhalte nichts taugen. Medien, die dauerhaft und krisenresistent lokal sein können, müssen sich anders organisieren.

SH: Die KUPF wird das Ihre zur Diskussion beitragen. Fernsehen ist Teil des Medienpakets. Wir sehen es als Aufgabe, neue Ansätze und Projekte zu begleiten und zu unterstützen. Wie geht es bei Matrix weiter?

OT: Für 2009 planen wir einen TV-Monat. Ein Monat Sendebetrieb mit lokal produzierten Inhalten. Ein Vorlaufprojekt, das Fakten schaffen soll. Parallel erstellen wir eine Machbarkeitsstudie mit den konkreten Maßnahmen für die Realisierung eines Community TVs.

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