Gnackwatsch’n #140

Monolog eines Lokalpolitikers einer kleinen europäischen Mittelstadt Nichts verstehen und dauernd blöd melden, typisch freie Szene. Da legt man sich für die ins Zeug, quasi tagtäglich oder sagen wir halt, zumindest monatlich, oder anders gesagt haben wir eh nur drei Jahre gebraucht um den neuen Kulturentwicklungsplan anzugehen, und dann das: Briefe schreiben! An mich! Wie im Kindergarten geht’s da zu, nur hab ich früher noch ankreuzen können: Magst du mich? ☐ Ja ☐ Nein, bei denen heißts nur noch: ☐ Geld her ☐ Noch mehr Geld her! Da baut man den Kulturfritzen eine Hütte nach der anderen hin, und nie …

Weiterlesen …

Parallax Error #140

Das Wörtchen „Queer“ war und ist ein bis heute umstrittener Begriff. Viele verwenden „Queer“ anstelle des Überbegriffs LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual), andere hingegen wollen mit „Queer“ eben diese Identitätskategorien, die einer traditionellen Repräsentationspolitik und additiven Bewegungslogik folgen, kritisch hinterfragen. Auch für mich brachte „Queer“ lange Zeit genau das zum Ausdruck: Sexualität nicht isoliert von anderen gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen und Ordnungsbegriffen wie Race oder Klasse zu betrachten. Und somit eine gegen eine Single-Issues-Politik aufzutreten, wie sie schon von Feministinnen of Color in den 1980ern formulierte wurde, und die Grenzen separatistischer Organisationsformen zu sprengen (Bio-Frauen versus Transgender, Heteras versus Lesben usw.). …

Weiterlesen …

Absage an Bequemlichkeiten!

Liebe zum Alten – Mut zum Neuen ist das Credo von Landeshauptmann und Kulturreferent Josef Pühringer. Angesichts des Budgetvoranschlags 2011 stellt sich die Frage, wo die finanzielle Ausstattung für das Neue bleibt. Ich will jetzt gar nicht mit Zahlen nerven. Die kann sich jede selbst anschauen. Die wichtigste Aussage ist, dass das Kulturbudget relativ konstant bleibt und von großen Kürzungen verschont bleibt. Jetzt gibt es jene die sagen, dass das – angesichts der globalen Krise der Finanzmärkte – ein Erfolg ist. Dann gibt es aber auch jene, die die absoluten Zahlen gerne noch ein wenig hinterfragen. Zu denen gehöre auch …

Weiterlesen …

Produzierende sollen Priorität haben

Nach zehn Jahren hat sich die Stadt Linz entschieden, den Kulturentwicklungsplan (KEP) zu evaluieren und neu zu fassen. Der Prozess wurde im September 2011 gestartet und läuft – unter Einbindung einer großen Öffentlichkeit – bis Mai 2012. In ihrer Funktion als Mitglied der Steuerungsgruppe für den KEP sprach die KUPF mit Lentos-Direktorin Stella Rollig. Was sind die Aufgaben der Steuerungsgruppe des KEPneu? Wir haben uns mit den Ergebnissen der Grundlagenforschung auseinander gesetzt und die Themen für die „Visions- und Zielfindungsworkshops“ festgelegt. Wenn wir bemerken, dass es zu einem Themenbereich zu wenige Äußerungen gibt, versuchen wir, qualifizierte Beteiligung zu aktivieren. Und …

Weiterlesen …

Im oberösterreichischen Theatergebälk

Während das Musiktheater Formen annimmt, kracht es bei den heimischen Gruppen ordentlich im Gebälk. Und zwar vor allem bei jenen, die ihr Schaffen tatsächlich unter den Status der vollerwerblichen, freischaffenden Bühnenarbeit gestellt haben. Das Musiktheater nimmt Formen an, Pressekonferenz im November 2011: Landeshauptmann Josef Pühringer, Intendant Rainer Mennicken, der kaufmännische Vorstandsdirektor Thomas Königsdorfer und der technische Geschäftsführer Otto Mierl empfangen im Info-Pavillon geschätzt 30–40 Journalisten und Journalistinnen für ein technisch-bauliches Infogespräch und den anschließenden Baustellenrundgang. Interessant ist diese Begehung allemal – gerade wegen des Rundums zur inhaltlich-künstlerischen Positionierung … ein paar ausgewählte Details: multifunktionale Transportdrehbühne (z.B. mit Drehbühne auf der …

Weiterlesen …

Wüst?

Von Blumen und Wildkräutern und Josef Pühringers zwanzigjährigem Dasein als Kulturpolitiker. Zwanzig Jahre ist es her, dass Landeshauptmann Josef Ratzenböck seinen Landesrat Josef Pühringer gefragt hat: „Wüst de Kultur?“ Dieser wollte. Zwei Dekaden sind es schon. Nein, eigentlich 38 Jahre, wie der Altlandeshauptmann unterstreicht, denn zusammen mit seinen 18 Jahren als Kulturreferent ergibt dies beinahe vier Jahrzehnte Kulturpolitik „aus einem Guss.“ Grund genug für den jetzigen Landeshauptmann und seinen Vorgänger, eine Pressekonferenz abzuhalten und in einer knappen Landhaus-Viertelstunde Bilanz zu ziehen. Alleinstellungsmerkmal der oberösterreichischen Kulturlandesräte ist, dass sie gleichzeitig auch Finanzlandesräte sind. Oder doch umgekehrt? Josef Ratzenböck ruft mit süffisantem …

Weiterlesen …

Das Amt, das es nicht gibt: „Treffpunkt Ehrenamt“

Eh scho wissen: Wir befinden uns im europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit. Pro Woche werden in Oberösterreich 2,8 Millionen Stunden ehrenamtlich gearbeitet, rechnet uns das Land OÖ vor. Das könnte aber noch mehr sein, findet das Land, und möchte daher ehrenamtliche Tätigkeiten fördern.Und zwar ganz konkret durch die Einrichtung einer Anlaufstelle namens „Treffpunkt Ehrenamt“ in allen Bürgerservicestellen der Bezirkshauptmannschaften, im Landhaus und im Landesdienstleistungszentrum. So heißt es in einer Pressemeldung Anfang Oktober. Eine feine Sache, denke ich mir, und mache mich mit Zettel, Bleistift und ein paar Fragen auf zum Bürgerservice Urfahr. „Ich suche die Anlaufstelle Treffpunkt Ehrenamt“. Fragende Gesichter, ergebnislose …

Weiterlesen …

ILD

Franz Schuh sagt, er findet das Wort Kulturphilosophie ziemlich blöd. Vielleicht weil mit „Kultur“ nur weitläufige und Nichts-mehr-als-Kultur-sagende Inseln bemüht werden. Die Allgemeinplätze im Heute. Um die sogenannten Kulturtechniken ist es nicht besser bestellt. Alles kann eine Kulturtechnik sein. Wir haben eben sehr viel Kultur vorzuweisen. Es gibt jetzt Depression Cooking. Kochen in der Krise, um einen Evolutionsvorteil durch den Verzicht zu kultivieren. Da ist stets etwas, auf das man sich einstellen muss; das kultiviert gehört. Es werden Innovationen und Innovatiönchen in Gang gesetzt, trotzdem niemand weiß, wohin die Reise geht. Wir stehen irgendwo zwischen Chaplins „Modern Times“ und Steve …

Weiterlesen …

Als ich mir Unklarheit verschaffen wollte

I travel, because I have to. I come back, because I love you. Linz und ich haben uns an einem frühen Winterabend voneinander getrennt. Ob dies tatsächlich in beiderlei Einverständnis geschah, weiß ich bis heute nicht. Nur dass es eine Trennung auf Zeit sein sollte, war gewiss. Die Zeit sollte mir zeigen, wie ich mich in ihr fortbewege, wenn ich mich räumlich verschiebe und eine Stadt verlasse, die ich längstens meine Basis nannte. Über alles andere war ich mir nicht im Klaren. Wollte es auch nicht sein. „Nein“ antwortete ich daher einsilbig auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum von …

Weiterlesen …

Zwischen Excel und Exchange

Zwei Jahre lang haben Die Fabrikanten von Linz aus an Exchange Radical Moments! gearbeitet – einem europäischen Festival, das sich das oft leichtfertig verklebte Etikett „neuartig“ wirklich verdient hat. Ermöglicht und zugleich gehörig behindert wurde es durch die Förderung aus dem Programm Culture 2007–2013 der Europäischen Union. Als am 11. November die französische Künstlerin Béatrice Didier durch Linz schlenderte und Passantinnen ersuchte, sie doch in die Arme zu nehmen, werden einige Augenzeuginnen wohl an den auf den selben Tag fallenden Faschingsbeginn gedacht haben. Auch im mazedonischen Bitola – hier führte der USamerikanische Performer Rob Andrews mitten in der Stadt rituelle …

Weiterlesen …

Gerade mal so davon Leben

In der freien Szene regt sich Widerstand gegen stagnierende Kulturbudgets und miserable Arbeitsbedingungen. Doch wie geht es eigentlich den Linzer Filmemacherinnen mit der öffentlichen Hand? Um das zu erfahren hat Christian Diabl Dieter Strauch zu einem kurzen Gespräch gebeten. KUPF: Du bist jetzt seit mehreren Jahren Filmschaffender. Kannst du davon leben? Wie erlebst du das Umfeld der Filmförderung in Österreich? Strauch: Ich bin seit 11 Jahren selbständig und kann davon leben, aber es ist sehr schwierig zu Fördermitteln zu kommen. Man muss zweigleisig fahren und auch Produktionen machen, die Geld einbringen, also Imagefilme und Werbung. Und dann muss man sehen, …

Weiterlesen …

Working Poor im Landesdienst

Freie Kulturarbeit ist fast immer von unsicheren, prekären und selbstausbeuterischen Arbeitsbedingungen gekennzeichnet. Doch Prekarisierung wird zunehmend auch in institutionellen Kunstund Kulturhäusern alltäglich: Freie Dienst- und Werkverträge ersetzen immer öfter klassische Anstellungsverhältnisse — selbst dort, wo die juristischen Umstände dies kaum rechtfertigen. Die unter Subventionsdruck geratenen Museen, Theater und Veranstaltungshäuser sehen sich gezwungen, zu Lasten ihrer Mitarbeiterinnen Geld einzusparen – schließlich gilt es mittlerweile als Standard, dass „Honorare“ nicht ins Personalbudget gerechnet werden, sondern als temporäre Projektausgaben gelten. Das schaut zwar gut im Budget aus, ist aber verhängnisvoll für diejenigen, die immer und immer wieder diese temporären Honorare stellen müssen. Denn …

Weiterlesen …

Wir sind nicht gleich, aber manche sind gleicher

Gleichstellungsziele waren das Jahresthema von FIFTITU%-Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur. In einer dreiteiligen Reihe wurde jeweils theoretisch und praktisch beleuchtet, wie diese Ziele in der Kunst- und Kulturarbeit vorangetrieben werden können.   Mit dem Jahresthema Gleichstellungsziele und der Veranstaltungsreihe „Wir sind nicht gleich, aber manche sind gleicher“ wurden Barrieren aufgezeigt, die über Ausstellungskultur, über Sprache oder über Bilder entstehen – und es wurde nach möglichen Strategien gesucht, um diesen Barrieren entgegenzuwirken. Festgestellt wurde: Gleichstellung ist Weg und Ziel zugleich und ist als Instrument für gerechte Ver/Teilung zu begreifen. Gleichstellung wirft aber auch neue Probleme auf. Gleichstellung kann nicht …

Weiterlesen …

Eva Immervoll — Eine Würdigung!

Durchaus persönliche Gedanken zum Weggang von Eva Immervoll von der KUPF!  Eva Immervoll das erste Mal zu begegnen ist immer eine Herausforderung. Distanzloser Smalltalk ist nämlich ihre Sache nicht, war es nicht, wird es auch nie sein. Daher beschlich wohl die eine oder andere auch manchmal das Gefühl von Reserviertheit, ja gar von Unnahbarkeit. Dieser falschen Einschätzung liegt ein viel wichtigeres Wesensmerkmal von Eva zugrunde: Klarheit. Eva ist klar in ihren Aussagen, in ihrer Meinung und sie fordert das auch ein. Und sie fragt so lange nach, bis es für sie klar ist. Das kann schon mürbe machen. Es ist …

Weiterlesen …

Schön! Stark! Frei!

Christian Diabl über das Buch Wie Lesben in der Presse (nicht) dargestellt werden von Elke Amberg Eine fast erfolglose Suche Lesben sind keine richtigen Frauen, sondern gefühlskalte und männerfeindliche Jungfern, die keinen Mann abgekriegt haben, weil sie so hässlich sind. Diese nach wie vor gängigen Stereotype kommen in den untersuchten Zeitungen nicht vor, nicht mal unterschwellig. Das ist die gute Nachricht. Weniger erfreulich sind die weiteren Ergebnisse von Elke Ambergs Studie, die nun als Buch erschienen ist. Lesbische Frauen sind in der Berichterstattung hoffnungslos unterrepräsentiert. Noch immer. Der subjektive Eindruck darf nun als gesichertes Faktum betrachtet werden. Die Journalistin und …

Weiterlesen …

Graue Wiener

von Anna Weidenholzer Schlachten, sagte der Mann am Einlass, mein Zuchtfreund, nächste Woche schlachten wir. Der Graue Wiener saß gleich hinter der Eingangstür. Sein Käfig stand ganz oben und näherte man sich ihm, versteckte er sich in der hinteren Ecke. Zwischen Eingangstür und dem Grauen Wiener saßen die Männer, die sich Zuchtfreunde nannten, und kamen Fremde in die Gaststätte, schaute der eine Zuchtfreund sie eine Weile an. Ein Euro, sagte er, wenn die Fremden fragten, wieviel der Eintritt sei. Als der Rassekaninchenverein Meinsdorf zur Kaninchenschau in die Dorfgaststätte Lehmann lud, parkten dort Autos, wo sonst keine Autos standen. Es waren …

Weiterlesen …

Produkt zum Warenkorb hinzugefügt.
0 Artikel - 0,00