Kleine Kinos mit großen Ideen

Über den Verein Kinokultur und seine Anliegen weiß Sylvia Nagl Bescheid.

 

Das Netzwerken steht bei den Kinos in Oberösterreich schon längere Zeit hoch im Kurs: offene Vernetzungstreffen, gemeinsame Projekte, gegenseitige Hilfestellung und informeller Austausch. Mit dem Schrumpfen der traditionellen Kinolandschaft sind die verbleibenden BetreiberInnen näher zusammengerückt, um gegen die große Konkurrenz der Kinoketten bestehen zu können. Es ist eine einmalige Entwicklung, die sich hier vollzieht. Ihren bisher letzten Ausdruck hat sie in der Gründung des gemeinsamen Vereins „Kinokultur“ gefunden, in dem 12 Kinos als Gründungsmitglieder vertreten sind (Cinematograph Linz, Moviemento&City- Kino Linz, Lichtspiele Katsdorf, Filmszene Ottensheim, Stadtkino Grein, Kino Freistadt, Programmkino Wels, Lichtspieltheater Lambach, Kino Kirchdorf, film/theater vöcklabruck, Lichtspiele Lenzing, Wanderkino Franz Steininger).

Am Anfang standen Gespräche über die Zukunft des Kinos. Chancen, Potenziale und Möglichkeiten für Einzelhäuser, denen in der Vergangenheit (und nicht zuletzt von der großen Konkurrenz) immer wieder die Überlebensfähigkeit abgesprochen wurde. Am Anfang stand auch die gegenseitige Wertschätzung unter den KinomacherInnen. Denn sie wissen, die oberösterreichische Kleinkinolandschaft ist so bunt wie sonst nur noch in Großstädten wie Wien und Berlin. Das Spektrum reicht vom Cinematograph an der Donaulände, der die Schätze der europäischen Filmarchive auf die Leinwand bringt, über engagierte Programmkinos auch außerhalb von Linz und traditionelle Häuser, die stark von familiärem Flair geprägt sind.

Vieles hängt an Einzelpersonen, die haupt-, nebenberuflich oder in der Freizeit ihrer Leidenschaft nachgehen, öffentlich Filme zu zeigen. Oft ist man erblich vorbelastet, in einer Kinofamilie aufgewachsen, aber auch NeueinsteigerInnen sind vor dem Kinovirus nicht gefeit. Das eigene Kino aufzugeben ist für einen Großteil dieser eingefleischten EnthusiastInnen undenkbar, zuviel Herzblut und Identität hängt an den atmosphärischen Spielstätten. Wenn solche Menschen zusammentreffen, kann sich über kurz oder lang nur eines bilden: ein Kulturverein.

Wo andernorts Initiativen um ihre Räume kämpfen, versuchen die Kinos ihre vorhandenen Räume zu erhalten und den Anschluss an die technische Entwicklung nicht zu verlieren. Doch in erster Linie geht es freilich darum, die gesellschaftliche Wertschätzung des anspruchsvollen Films und der vielfältigen Angebote der (Filmkunst- und Programm-) Kinos zu erhöhen. Die Kinos bieten schon jetzt ein umfangreiches Kulturprogramm, das aber bestenfalls regional wahrgenommen wird. Diesem Manko will der Verein „Kinokultur“ entgegentreten, indem die Aktivitäten überregional zusammengeführt und publik gemacht werden.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist die gemeinsame Homepage: http://www.kinokultur.net

In weiterer Folge wird sich diese erhöhte Wertschätzung auch in der verstärkten Förderpolitik ausdrücken müssen. Speziell die Politik ist gefordert, die Bedeutung des Kinos als unverzichtbaren kulturellen und sozialen Ort zu erkennen, nicht zuletzt im Hinblick auf die Förderung des Films als Kunstwerk, das im Kino seinen besten Rezeptionsraum findet. Der Verein will hier als Selbstvertretungsorganisation mehr als lediglich für die Interessen der KleinkinobetreiberInnen eintreten. Ziel ist es, als kompetenter Ansprechpartner für die Politik zu fungieren, da der Erhalt einer lebendigen Kinostruktur zuallererst von hohem öffentlichem Interesse ist.

Und zugleich gilt, was einzelne KulturmacherInnen immer antreibt: „Für das Geliebte leiden ist so süß“. Grillparzer. Oder: Die Liebe bringt Dinge zustande, die kommerzielle Interessen immer außen vor lassen werden. So ergeben sich für ambitionierte KinobetreiberInnen Nischen im Kultur- und Bildungsbereich, die im neu gegründeten Verein gemeinsam erschlossen werden sollen, um auf eine größere Resonanz zu stoßen. So ist beispielsweise die professionelle Filmvermittlung in Theorie und Praxis ein stark vernachlässigter Teilbereich der Pädagogik, der mit Hilfe des Vereins aufgebaut und befördert werden soll.

Die Vereinsgründung ist gekennzeichnet durch eine dahinter liegende Tendenz zur Öffnung. Zuerst intern durch die Zusammenarbeit mehrerer Kinos. Als nächster Schritt passiert die Öffnung nach außen zur Umsetzung von konkreten Projekten. So sind Kooperationen mit jungen KünstlerInnen, unabhängigen FilmemacherInnen, Kulturvereinen und Bildungseinrichtungen angestrebt. Wer für seine Ideen Räume oder PartnerInnen sucht, sollte unbedingt mit dem Verein „Kinokultur“ in Kontakt treten: info@kinokultur.net.

Sylvia Nagl liebt traditionelle Kinos und ihre Geschichten

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