Menstruieren und Kulturarbeiten

Als ich zu menstruieren begann, wurde mir vermittelt, dass während der Blutung alles möglich ist. Folglich sollte es damals wie heute auch möglich sein, an Kulturveranstaltungen teilzunehmen oder selbst Kulturarbeit zu leisten.

Seit ich auf die Menstruationstasse umgestiegen bin, fällt mir umso mehr auf, dass es keineswegs selbstverständlich ist, bei allen Kulturveranstaltungen eine geeignete Toilette vorzufinden. Oft ziehe ich mich – beispielsweise auf Buchmessen – auf barrierefreie Toiletten zurück, um mein blutiges Geschäft in Ruhe abzuwickeln. Bei Outdoor-Veranstaltungen wie Konzerten, Festivals oder Kunst im öffentlichen Raum gibt es allerdings oft nur mobile Toilettenkabinen, im schlimmsten Fall ohne Licht, ohne Fließwasser, ohne Seife, ohne Klopapier. Wie wechseln wir menstruierende Personen unter solchen Bedingungen Tampons, Binden oder Menstruationstassen? 

Ist es zu viel verlangt, dass Veranstalter*innen die Bedürfnisse von menstruierenden Personen mitdenken? Manches wäre mit kostenaufwändigen baulichen Veränderungen verbunden, die sich kleine Institutionen nicht leisten können. Aber Großveranstaltungen sollten doch zumindest über einige (mobile) Toiletten mit Fließwasser, Seife, Papier und Mülleimer verfügen. Wenn dies nicht möglich ist, könnten beim Eintritt Desinfektionslösung und Taschentücher verteilt werden. Barrierefreie Toiletten, die meist über ein eigenes Waschbecken verfügen, könnten einen sprachlichen Zusatz erhalten, so dass menstruierende Personen nicht schief angeschaut werden, wenn sie diese benutzen. Wie wäre eine eigens dafür ausgerichtete Toilettenkabine, eventuell sogar mit – gratis Periodenprodukten? Oder sollen wir unsere Menstruationstassen und unsere blutigen Hände ganz selbstverständlich an einsichtigen Waschbecken reinigen? Oder ist das alles obsolet, da wir sowieso zu Hause am Herd bleiben sollen?

Hygiene ist gerade während der Periode wichtig. Die Teilnahme an Kulturveranstaltungen ist es auch: denn sie ist nicht nur Gesundheitsvorsorge auf der psychosozialen Ebene, sondern für viele menstruierende Personen ihre Arbeit.

In der Rubrik Splitter: ein Buchtipp von Barbara Rieger zum Thema!

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