In der freien Szene regt sich Widerstand gegen stagnierende Kulturbudgets und miserable Arbeitsbedingungen. Doch wie geht es eigentlich den Linzer Filmemacherinnen mit der öffentlichen Hand? Um das zu erfahren hat Christian Diabl Dieter Strauch zu einem kurzen Gespräch gebeten.
KUPF: Du bist jetzt seit mehreren Jahren Filmschaffender. Kannst du davon leben? Wie erlebst du das Umfeld der Filmförderung in Österreich?
Strauch: Ich bin seit 11 Jahren selbständig und kann davon leben, aber es ist sehr schwierig zu Fördermitteln zu kommen. Man muss zweigleisig fahren und auch Produktionen machen, die Geld einbringen, also Imagefilme und Werbung. Und dann muss man sehen, dass man sich „nebenbei“ kreativ positioniert und motiviert in der knappen Zeit die einem bleibt auch eigene künstlerische Werke zu schaffen. Ich kann davon leben, aber gerade mal so.
KUPF: Wir leben in einer Zeit der schrumpfenden Kunst- und Kulturbudgets. In Linz gibt es deswegen sogar eine kleine Protestbewegung in der freien Szene. Kann man diese Entwicklung auch auf die Filmsubventionen umlegen?
Strauch: Beim Film ist das sicher etwas anders, weil der Bund hier ganz stark als Fördergeber präsent ist. Nachdem der österreichische Film in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erlebt hat, sind hier die Budgets sogar minimal gestiegen. Heruntergebrochen auf die lokale Ebene muss man zwischen Land und Stadt unterscheiden, die auch unterschiedliche Mittel haben. Beim Land spielt der Tourismus eine große Rolle, weshalb vor allem Fernsehproduktionen gefördert werden.
KUPF: Wie ist die Situation bei freien und künstlerischen Filmprojekten?
Strauch: Mit freien Produktionen ist es sehr schwierig, speziell wenn „Risikothemen“, wie Menschen mit Beeinträchtigung und Sexualität drinnen sind. Ich habe beispielsweise bei „Love Signs“ trotz des großen Erfolges von „Leben ohne Fassade“ große Schwierigkeiten gehabt. Und so habe ich den Film dann mit 5.000 Euro umsetzen müssen. Eine rosige Zukunft sehe ich da nicht. Hinzu kommt, dass die Fördergremien ein teilweise sehr undurchsichtiges Konstrukt sind. Was da passiert ist auf den Homepages nicht ersichtlich und auch im Gespräch wird einem nichts verraten. Ob du Geld bekommst, erfährst du dann oft erst wenn du schon zu produzieren begonnen hast. Es ist wie in jedem anderen Kulturbereich sehr schwierig zu einer Förderung zu kommen und wenn man eine bekommt, ist die garantiert viel zu knapp.
KUPF: In der freien Szene gibt es Netzwerke, wie z.B. Kartell, KUPF oder IG Kultur, die Lobbyarbeit für ihren Bereich machen. Gibt es verwandte Strukturen bei den Filmschaffenden?
Strauch: Auf der lokalen Ebene ist es so, dass man sich natürlich kennt und beispielsweise beim Crossing Europe Festival trifft. Von einem wirklichen Austausch oder einem Netzwerk kann man aber nicht sprechen. Die Konkurrenz ist doch so groß, dass jeder sein Ding macht. Man hat seine Geschäftspartner, mit denen man gemeinsam produziert, aber
die Szene ist relativ klein und jeder ist in einer Nische drin, aus der er nicht leicht rauskommt oder gar nicht rauskommen will. Außerhalb der Stadt kenne ich dann eh schon niemanden. Das sagt schon einiges.
KUPF: Es gibt also auch keine politische Interessensvertretung?
Strauch: Es gibt natürlich die Fachvertretung bei der Wirtschaftskammer, aber eine wirkliche Vertretung ist das nicht. Es gibt keine Filmlobby in Oberösterreich, die sich für mehr Fördermittel einsetzt. Auf Bundesebene gibt es die Fachverbände der einzelnen Bereiche. Es gibt Versuche, wenn z.B. der ORF mehr Gebühren einhebt, davon mehr Fördermittel für Filme
durchzusetzen. Aber diese Versuche sind nicht gerade erfolgreich.
KUPF: Wie beurteilst du die Lage der freien Szene in Linz und zählst du dich als Filmschaffender
eigentlich auch dazu?
Strauch: Die freie Szene ist mir natürlich sehr nahe und ich sehe mich durchaus als Teil davon, einfach weil es einen starken Austausch an Ideen und Konzepten gab und gibt. Eines ist auf jeden Fall gleich wie im Filmbereich: Der Wille ist das Einzige, was wirklich zählt. Davon, dass wir einmal den uns gebührenden Respekt ernten können, werden wir alle noch länger träumen müssen. Leider.
KUPF: Wir träumen weiter und freuen uns auf deinen nächsten Film. Danke für das Gespräch!
Dieter Strauch ist Musikkurator, DJ, Musiker und Filmemacher. Produziert Musikvideos u.a. für Texta, Shy, Mono & Nikitaman, lebt und arbeitet in Linz.
Dokumentationen: Queens of Sound
Spielfilme: Leben ohne Fassade, Love Signs
Das gesamte Interview wurde im Rahmen einer Sendung von Radio KUPF ausgestrahlt und ist im CBA nachzuhören.