funkfeuer.at

Bericht von Roland Jankowski über den nichtkommerziellen Netzzugang.

 

Funkfeuer ist eine nicht kommerzielle, für jede/n offene Initiative zur Förderung freier Netze und ist Teil einer internationalen Bewegung für freie, drahtlose Netze.

Initiativen wie Freifunk in Deutschland, guifi.net in Spanien, Athens Wireless in Griechenland und viele andere stehen in regem Austausch und entwickeln gemeinsam Technologien, um die Netze weiter auszubauen.

Im Gegensatz zu »Internetprodukten« kommerzieller AnbieterInnen bieten freie Netze auch lokale Dienste und unbeschränkten Zugang auch für Server an. »Frei« bedeutet nicht unbedingt »gratis«. Oft werden Kosten für die Internetanbindung geteilt oder es wird versucht durch Spenden und Förderungen Teile der Infrastruktur zu finanzieren.

Organisationsformen der ProtagonistInnen und Administration des Netzes sind regional unterschiedlich und bewegen sich zwischen anarchistisch anmutender »Do It Yourself« Philosophie und klassischer Vereinsstruktur. Die einzelnen Initiativen koordinieren sich über Mailinglisten und Wiki’s aber auch bei regelmäßigen regionalen und internationalen Treffen. Die zur Realisierung der Netzknoten notwendigen handwerklichen, informationstechnischen und sozialen Kompetenzen werden von den TeilnehmerInnen eingebracht und weitergegeben.

Der technische Unterschied zu den von kommerziellen Providern betriebenen Hostpot- oder Last-Mile Wlan Netzen besteht im Zusammenschalten und Öffnen des gesamten Netzes zu einem gemeinsamen »Ganzen« mit freiem Datenaustausch und Datentransit innerhalb des Netzes. Jeder Knoten des Netzes kann mit anderen ohne Einschränkung direkt Daten austauschen. Vorratsdatenspeicherung wird im Funkfeuer Netz nicht betrieben, da das entsprechende Gesetz nur auf kommerzielle Kommunikationsdienstleister anzuwenden ist. Rechtliche und ethische Aspekte sind im Pico Peering Agreement geregelt.

Die Geschichte des in Österreich agierenden freien Netzwerkes Funkfeuer beginnt 2003 mit der Überführung der Reste des kommerziellen Wlan Netzes eines Wiener Providers in das Eigentum der jeweiligen BenutzerInnen. Die Verfügbarkeit des freien Linux Betriebssystems auf günstigen Wlan Routern und die damit verbundene Entwicklung der ersten Mesh Routing Protokolle ermöglichten die rapide Ausbreitung des Netzes. Vorbilder waren Initiativen wie Freifunk in Berlin oder Consume in London. 2005-2006 entstanden in Graz, dem NÖ Weinviertel und in Bad Ischl, OÖ, weitere Initiativen.

Mitte 2009 sind im Großraum Wien ca. 300 Knoten (meist am Dach mit mehreren Wlan Geräten), in Graz ca. 150 und in den kleineren Initiativen im Weinviertel und Bad Ischl jeweils ein paar Dutzend Knoten aktiv. In Linz und Wels bilden sich gerade neue Initiativen und erste Funkstrecken sind bereits errichtet.

Um die technische Entwicklung im Mesh Routing Bereich voranzutreiben, konnten 2007 Fördermittel der Internet Privatstiftung Austria aquiriert werden. Im Umfeld von Funkfeuer wird weiters an der Entwicklung von Energieautarken Funkstationen geforscht. Auch an der europaweiten Koordination des Internet ist Funkfeuer als aktives Mitglied von Réseaux IP Européens beteiligt.

Neben vielen Errungenschaften gibt es auch deutliche Schwachpunkte. So ist es bis jetzt nicht gelungen, kontinuierlich niederschwelligen Zugang zum Projekt zu bieten. Gerade die physische Montage der Antenne und Router am Dach oder Balkon und Themen wie Stromversorgung und Blitzschutz stellen für viele Interessierte ein großes Hindernis dar. Workshops und persönliche Beratung können Abhilfe schaffen. So konnte z.B. während des 6-wöchigen FunkfeuerLAB im Kunsthaus Graz die Zahl der Knoten von 90 auf 120 gesteigert werden. Für die bereits mit der technischen Administration und Ausbau der Infrastruktur ausgelasteten Freiwilligen ist es schwierig, diese Servicequalität auf Dauer aufrecht zu erhalten. Für Menschen ohne technisches Basiswissen oder ohne Bekannte, die Hilfestellung leisten, ist es oft schwierig über Funkfeuer Internetzugang zu bekommen.

Hier gilt es in Zukunft vermehrt anzusetzen. Vorstellbar sind Kooperationen mit anderen Vereinen wie Freien Radios, Jugendzentren aber auch dem AMS. In Zeiten zunehmend verarmender Bevölkerungsschichten ist die Frage des »Digital Divide« auch in Österreich erneut zu stellen. Initiativen wie Funkfeuer können beitragen, nachhaltige Infrastruktur als Gemeingut zu entwickeln und Selbstermächtigung zu fördern.

Der Verein Funkfeuer Bad Ischl wurde beim KUPF Innovationstopf 2008 ausgezeichnet und mit Mitteln zur Umsetzung eines Filmprojektes bedacht. Die Dokumentation »Wir sind das Netz« wird im Juli 2009 in Bad Ischl präsentiert und ist eine Bestandsaufnahme der Szene mit Schwerpunkt Bad Ischl und Graz.

Die regionalen Initiativen sind am besten über die jeweiligen Mailinglisten oder bei den regelmäßigen Treffen laut Ankündigung auf der Homepage zu erreichen. Im Herbst ist ein überregionales Treffen mehrerer Initiativen mit Fachvorträgen und Workshops in Bad Ischl geplant.

Roland Jankowski ist Obmann Stellvertreter im Verein Funkfeuer Bad Ischl

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