Der KultURwald ist gepflanzt! Nach einigen Tagen des bangen Wartens setzte auch Regen ein und mittlerweile sprießen die Blätter, dass es eine Freude ist. Gerne gehe ich von Bäumchen zu Bäumchen, betaste das junge Grün, prüfe die Zweige auf ihre Biegsamkeit und wiege dabei bedeutsam den Kopf. Nicht, dass ich daraus wesentliche Erkenntnisse gewinnen würde, aber ich denk’ mir, dass sich die Bäumchen vielleicht wohler fühlen, wenn sie meinen, dass eine wirkliche Fachkraft über sie wacht. Zudem erfüllt mich dieses kleine Ritual mit dem Gefühl der Zuversicht.
Und Zuversicht können wir wahrlich brauchen. Kürzlich wies die Politologin Tamara Ehs darauf hin, dass derzeit nahezu drei Viertel der Menschheit in Autokratien leben. Damit haben wir das Niveau von 1985 – also zu Zeiten des Kalten Krieges – wieder erreicht. In ihrem eben erschienenen Buch Verteidigung der Demokratie führt Ehs weiter aus, dass man sich frühzeitig gegen die Aushöhlung der Demokratie stellen müsse, da das Gefühl der Bevölkerung, was demokratische Normalität ist, sich bereits von Monat zu Monat verschiebe. Zudem würde Widerstand immer kostspieliger und schwieriger, je länger man warte.
Aber Demokratie gehöre nicht nur verteidigt, sondern auch weiterentwickelt. Dazu müssten wir ihre Schwachstellen eruieren, neue Formen von Kontrolle und Beteiligung entwickeln und Demokratiebildung vorantreiben. Und Demokratie müsse auch liefern, das Leben der Menschen spürbar verbessern. In Zeiten der Klimakrise kann das nicht mehr Konsum und dickere Autos bedeuten, sondern wir müssen neue Kriterien entwickeln, an denen wir Lebensstandards messen. Viel Arbeit, die sich für die Menschen auch lohnen muss!
So steh’ ich vor unserer frischen Pflanzung und stelle mir vor, dass jedes Bäumchen eine Demokratie-Initiative ist, die wächst und grünt. Manche in einem dichten Pflanzverband, wie die Stieleichen, und manche in exponierter Lage, wie die pilzresistente Esche. Die haben wir als „Begrüßungsbaum“ am Eingang des KultURwaldes platziert.