Barrierearm
Barrierearm wird statt barrierefrei verwendet, weil vollständige Barrierefreiheit in der Praxis selten erreichbar ist. Der Begriff barrierearm signalisiert, dass Maßnahmen ergriffen werden, um den Zugang so zugänglich wie möglich zu gestalten, dabei aber anerkannt wird, dass nicht alle Barrieren für alle Menschen vollständig beseitigt werden können.
Safer Space
Safer Space wird bevorzugt verwendet, da Safe Space eine utopische, vollständig diskriminierungsfreie Umgebung suggeriert. Der Begriff Safer Space macht deutlich, dass kontinuierlich daran gearbeitet wird, einen möglichst sicheren und respektvollen Raum zu schaffen – im Wissen, dass nie alles kontrollierbar ist und Fehler passieren können.
BIPoC
Der Begriff BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) wird verwendet, um die unterschiedlichen Erfahrungen und Realitäten von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen, sichtbar zu machen. Er betont Gemeinsamkeiten im Erleben von strukturellem Rassismus, ohne dabei die Vielfalt und Unterschiede innerhalb dieser Gruppen unsichtbar zu machen.
Von Katja Frey.
Der Text zum Thema: https://kupf.at/zeitung/194/im-fleischwolf-der-korrektheit/
Sensitivity Reading
Ein Sensitivity Reading (auch Sensibilitätslektorat) ist ein Tool zur Qualitätssicherung im Verlagswesen und beschreibt die Überprüfung eines literarischen oder publizistischen Textes, um diskriminierende, stereotype oder klischeehafte Inhalte zu identifizieren und stattdessen eine respektvolle, differenzierte und sensible Darstellung marginalisierter Themen und Gruppen herzustellen. Durchgeführt wird ein Sensitivity Reading von Personen mit entsprechender Expertise und (eigener) Erfahrung.
Von Hannah Stuck.
Der Text zum Thema: https://kupf.at/zeitung//sprachliche-evolution/
Prekariat
Die prekären Aspekte von Arbeit und Leben umfassen befristete Anstellungen, die trotz möglicher guter Bezahlung unsicher sind, unvorhersehbare Auftragslagen, Armut trotz Beschäftigung, Tagelöhner*innen und temporäre Beschäftigungen. Auch kann das Leben durch unsicheren Aufenthaltsstatus, instabile Wohnverhältnisse bis zur Obdachlosigkeit und die Abhängigkeit von Transferleistungen prekär sein.
Aus: Glossar. Begriffe sehr einfach erklärt, hg. von Sheri Avraham, Martin Strasser; Kooperation IG Bildende Kunst & Künstler*innen Vereinigung Tirol, 2024, 112 Seiten, als Printpublikation und online erhältlich: https://igbildendekunst.at/themen/glossar/
Bias
Ein Bias ist eine systematische Fehleinschätzung. Auf Basis unserer individuellen Lebenserfahrung schätzen wir manche Dinge inkorrekt ein. Wichtig ist das Bewusstsein, dass manche unserer Einschätzungen falsch sein können.
Von Clar Gallistl
Der Text zum Thema in KUPFzeitung #191 auf Seite 15 zum Schwerpunkt “Medien”.
Ableismus
Ableismus: von englisch „able“= fähig: Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und die Annahme, Menschen mit Behinderungen seien in der Gesellschaft weniger wertvoll oder fähig als Menschen ohne Behinderungen. Dahinter steckt auch der Gedanke, nur wer “fähig” sei, bestimmte Dinge oder Arbeiten zu übernehmen, gehöre dazu: Personen werden darauf reduziert, was sie “leisten” können, wozu sie “fähig” sind – oftmals mit dem als Ausgangspunkt, was in einer leistungsorientierten Gesellschaft als “wertvoll” gilt, ohne zu hinterfragen, wozu wir Menschen “fähig” sind bzw. sein können – auch abseits von ersten und zweiten Arbeitsmärkten – und insbesondere dann, wenn wir uns nicht gegenseitig vorab in Schubladen stecken.
Von Rea Strawhill
Der Text zum Thema in KUPFzeitung #191 auf Seite 21 zum Schwerpunkt “Medien”.
Kulturelles und symbolisches Kapital
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu entwickelte die Theorie, dass Klassenunterschiede nicht nur auf ökonomischem Kapital, also finanziellem Vermögen, basieren, sondern auch auf sozialem, symbolischem und kulturellem Kapital. Kulturelles Kapital meint die vorhandene Bildung einer Person, symbolisches Kapital unter anderem das Wissen darum, wie man Ersteres einsetzt und sich so einen Ruf macht oder erhält. Dazu gehören Sprachgebrauch ebenso wie körperliche Erscheinungsformen wie Kleidung.
Von Katherina Braschel
Der Text zum Thema in KUPFzeitung #188 auf Seite 04 zum Schwerpunkt “Klasse”.
Klassismus
Klassismus beschreibt die Diskriminierung und Abwertung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Klasse. Diese basiert auf Herkunft (Bildungsabschluss der Eltern, Umgebung, in der eine Person aufwächst), ökonomischer Position (Vermögen, Beruf, Gehalt) und Milieuzugehörigkeit (eigener Schulabschluss, Interessen, Umfeld).
Die daraus entstehende Diskriminierung findet in der Gesellschaft immer von oben nach unten statt. Je mehr Macht und Status, desto weniger Benachteiligung.
Klassismus bedeutet meist fehlender Zugang – z. B. zu Dienstleistungen, Arbeitsplätzen, Bildungsstätten und Chancen, häufig auch zu Nahrungsmittelsicherheit, Gesundheitsversorgung und bezahlbarem Wohnraum. Klassismus ist intersektional mit weiteren Diskriminierungsformen verschränkt. Geprägt wurde der Begriff ‘classism’ in den 1970er-Jahren in den USA.
Von Katja Frey .
Der Text zum Thema in KUPFzeitung #192 auf Seite 27 zum Schwerpunkt “Normen”.
Cis-, Cis-Gender, Cis-Geschlechtlich
Bedeutung
① Ein Mensch, der sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert
② Ein Mensch, der sich mit seinem_ihrem Geburtsgeschlecht identifiziert
Kritik
Wird in der Trans*-Community im Sinn von ① und ② verwendet und wird dabei oft zu einer Bezeichnung für Nicht-Trans*Menschen. Wichtig, um die Norm als künstlich zu entlarven, die Trans* als das » Abweichende « definiert. Aus Inter*-Sicht ist dies allerdings problematisch, da nach Beschreibung ① jeder Mensch, der_die sich nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht identifiziert, automatisch nicht-Cis (also » Trans* «) ist. Wird Cis so als Gegenpart von Trans* verstanden, fallen Inter* (und andere nicht-konforme Geschlechtlichkeiten und Identitäten) völlig heraus und werden unsichtbar gemacht (und dabei faktisch unter Trans* subsumiert). Nach Beschreibung ② könnte Inter* unter Cis fallen, wenn sich ein_e Inter* mit seinem_ihrem intergeschlechtlichen Geburtsgeschlecht identifiziert; Nach ① können Inter*, die bei Geburt dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugewiesen wurden und sich damit identifizieren, als Cis* mit den dazugehörigen Privilegien verstanden werden, obwohl sie aufgrund ihres Körpers Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind.
Problem
In allen Fällen bleibt die Tatsache unsichtbar, dass Inter* vielleicht Cis sind, aber keineswegs von den üblichen Cis-Privilegien profitieren, da ein intergeschlechtlicher Körper und Inter* als Geschlecht nicht geschützt, anerkannt oder gar wertgeschätzt wird.
Inter* und Sprache, eine Broschüre von TransInterQueer e.V. und IVIM /OII-Deutschland e.V. 2015, als PDF online unter: oiigermany.org
Intergeschlechtlich, inter*
Als intergeschlechtlich bezeichnen sich Menschen mit vielfältigen körperlichen Variationen der Geschlechtsmerkmale (VdG). Intergeschlechtliche Menschen sind Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtschromosomen und/oder ihrer Hormone und/oder ihrer Anatomie nicht den zweigeschlechtlichen Normvorstellungen der Gesellschaft und der Medizin entsprechen. Intergeschlechtlichkeit kann entweder bereits bei der Geburt, in der Pubertät oder im Erwachsenenalter festgestellt werden. Mitunter kann es auch sein, dass eine intergeschlechtliche Variation unbemerkt bleibt. Menschen mit intergeschlechtlichen Körpern gab es schon immer.
Inter* Pride – Perspektiven aus einer weltweiten Menschenrechtsbewegung von Paul Haller, Luan Pertl, Tinou Ponzer (Hrsg.*innen), erschienen bei w_orten & meer – Verlag für verbindendes diskriminierungskritisches Handeln, 2022
Endogeschlechtlich
ist das Gegenteil von intergeschlechtlich. D.h. es geht um Menschen, deren Körper (ohne äußeres Zutun) keine Variationen der Geschlechtsmerkmale aufweisen. Dies kann auf trans- genauso wie auf cisgeschlechtliche Menschen zutreffen.
Begriffserklärungen zu Inter* und Endo aufbereitet in Kooperation mit Tinou Ponzer von VIMÖ – Verein Intergeschlechterlicher Menschen Österreich
FLINTA*
Die einzelnen Buchstaben stehen für die Initialen der Begriffe: Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender (ungeschlechtliche) Personen.
Cis (Cisgender)
Eine Person, deren geschlechtliche Identität der bei der Geburt zugewiesenen entspricht. Häufig zu „Cis“ verkürzt.
Trans (Transgender)
Eine Person, deren Geschlecht, Geschlechtsidentität oder Geschlechtsausdruck nicht mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
Gender Pay Gap | Lohnlücke
Unterschiede in der Bezahlung verschiedener Menschen, die gleiche Arbeit verrichten; häufig für den Gender Pay Gap: Männer erhalten mehr Gehalt als Frauen; kann sich aber auch auf Unterschiede von Race/Herkunft oder Klasse beziehen.
Heteronormativität
Die feste Überzeugung, Heterosexualität sei die einzige normale sexuelle Orientierung. Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind klar, natürlich und komplementär.
Male Gaze | Männlicher Blick
Die Art und Weise, wie Künstler*innen der bildenden Künste Frauen als Objekte darstellen, die von Männern betrachtet werden.
Nicht binär
Allgemeiner Ausdruck für etwas, das mehr als zwei Elemente umfasst. In der Genderforschung der Oberbegriff für Menschen, die weder männlich noch weiblich oder beides sind.
Die Begriffe FLINTA*, Cisgender, Transgender, Gender Pay Gap,Heteronormativ, Male Gaze und Nicht binär stammen aus dem Glossar, das für die Ausstellung „What the Fem*? Feministische Perspektiven 1950 bis heute“ entstand, kuratiert von Klaudia Kreslehner (2022/23) im Nordico Stadtmuseum Linz.
„Welche Fragen würde man einem Mann nie stellen? Was, wenn es keine Geschlechtszuschreibungen gäbe? Ist der öffentliche Raum wirklich gleichberechtigt?“
Mit diesen und anderen Fragen rückte die Ausstellung „What the Fem*?“ ein Thema ins Zentrum, das nach wie vor polarisiert: Feminismus. Die Ausstellung ließ sich auf ein kuratorisches Experiment ein und fragte: Was, wenn eine Ausstellung nicht zur Vernissage, sondern zur Finissage fertiggestellt ist? Das Booklet bietet als Rückschau Einblicke hinter die Kulissen in den Prozess dieses spannenden musealen Experiments. Im Umschlag ist außerdem das komplette zur Ausstellung entstandene feministische Glossar enthalten. Preis 15 €, DE/EN. Erhältlich im Museumsshop des Nordico Stadtmuseum oder online unter shop.museenderstadtlinz.at.