Lernen in der (Kultur-)arbeit 


Mit Kompetenzen in Erwachsenenbildung und Kulturarbeit fragt Marlies Auer: Was bedeutet Lernen in der (Kultur-)Arbeit und für die KUPF OÖ?

Eine der wesentlichen Serviceleistungen der KUPF OÖ ist die Bereitstellung von Infos, Beratung und Organisation von unterschiedlichen Bildungsangeboten für unsere Mitglieder. In all diesen Bereichen beschäftigen wir uns dabei mit der Frage: Wie organisieren, finanzieren und gestalten wir Kulturarbeit in gemeinnützigen Vereinen?

Wie Erwachsene lernen
Erwachsene erlernen  neues Wissen und neue Fähigkeiten in überwiegendem Ausmaß in Alltag und Beruf: durch Erfahrungslernen und Informationen aus der Umgebung, wie z.B. Familie, Arbeitsumfeld, Vereinsarbeit, Freund*innen und Medien. Auch Haltungen und Werte entwickeln sich hauptsächlich durch dieses informelle Lernen. 70 – 90% aller Lernprozesse Erwachsener erfolgen auf diesem Weg, oft unbewusst und nicht intendiert.

Das gilt selbstverständlich auch für das Lernen im Kulturverein. Kompetenzaufbau erfolgt anhand von zu erledigenden Aufgaben, Wissen wird intern weitergegeben, unterschiedliche Medien und Infoquellen werden dabei genutzt. Hier kommen wir als KUPF OÖ ins Spiel: Wir unterstützen diese Lernprozesse durch Beratung, Newsletter, Blog sowie unsere Medien – die KUPFzeitung und den Podcast Kulturtransfer. Wesentlich dabei ist, dass viele dieser Angebote frei zugänglich und kostenlos für alle Interessierten im Kulturbereich sind.

Lagebericht: Kunst- und Kulturarbeit
Der Kultursektor ist speziell, was Bedürfnisse und Herausforderungen in Bezug auf Arbeit, Bildung und Lernen betrifft. Denn Arbeit in Kunst und Kultur ist, wie bekannt, für viele Akteur*innen der freien Szene, und nicht nur dort, von Prekarität geprägt: Unterbezahlung, Werkverträge, Jonglieren unterschiedlicher projektbezogener Dienstverhältnisse, Ehrenamt und Arbeitslosigkeit etc. Weil sich die budgetäre Situation der öffentlichen Fördergeber*innen weiter verschärft und zugleich die Zuverdienstmöglichkeiten bei Arbeitslosigkeit de facto gestrichen wurden, werden sich die Bedingungen in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht verbessern.

Ein Großteil der Akteur*innen im Feld ist hochgebildet, akademische Bildungsabschlüsse sind mittlerweile die Regel.

Fort- und Weiterbildungen
Im Kulturbereich geschieht Lernen natürlich auch häufig zielgerichtet über Fort- und Weiterbildungen bei unterschiedlichen Bildungsanbietern, bei Interessenvertretungen oder an Universitäten.

Die KUPF OÖ unterstützt hier ebenfalls ihre Mitglieder und weitere Interessierte durch unterschiedliche Formate.

Workshops und Webinare zu unterschiedlichen Aspekten der Organisation von Kulturarbeit. In diesen Angeboten geht es teilweise darum, die Handlungskompetenz der Teilnehmer*innen in einem bestimmten Bereich zu stärken. Teilweise steht die Informationsweitergabe zu spezifischen Themen im Vordergrund. Je nach Ziel und Intention unterscheiden sich die Methoden: von Vorträgen über Bearbeitung von Fallbeispielen bis zu Diskussionen und Reflexionen eigener Handlungspraxen – mit unterschiedlichen Möglichkeiten zur Beteiligung für die Lernenden. Ein Info-Webinar zur Beantragung des Ehrenamtsfonds unterscheidet sich in der konkreten Ausgestaltung dabei wesentlich von einem Workshop zur Erstellung eines Budgets für ein eigenes Projekt. 

– Ein Format, das den Austausch und die Diskussion in den Mittelpunkt  stellt, istIm Gespräch“. In diesem neu entwickelten Diskursformat laden wir zu vertraulichem Austausch in kleinem Kreis ein – mit Gästen aus Kulturpolitik und Kulturverwaltung. Für alle, die individuell, zeitlich und örtlich unabhängig lernen möchten, stellen wir mit der KUPFakademie, unserer E-Learningplattform für Kulturtätige, ein Angebot mit mehreren Modulen, das laufend erweitert wird – 2024 mit dem Modul „Künstliche Intelligenz“ und 2025 mit dem Modul “Kulturverein gründen und führen”. Im heurigen Jahr haben bereits 50 Personen die Kurse gebucht.

– Das umfassendste Lernangebot der KUPF OÖ ist der Lehrgang Kunst- und Kulturmanagement, der gemeinsam mit dem BFI OÖ umgesetzt wird und soeben erfolgreich beendet wurde. Der Lehrgang behandelt praxisnah die wesentlichsten Aspekte der Organisation Kulturarbeit und nimmt jeweils aktuelle Themen auf. Der Lehrgang findet von März bis Dezember an acht Wochenend-Modulen statt. Die Teilnahme steht allen Kulturarbeiter*innen offen, unabhängig von Bereich, Anstellung oder Ehrenamt, Vorbildung oder Vorwissen. Methodisch wird workshoporientiert mit Übungen, Diskussion, Austausch und Reflexion gearbeitet. Der Lehrgang stärkt zum einen die Handlungsfähigkeit von Kulturarbeiter*innen in der täglichen Kulturpraxis und zertifiziert zum anderen die beim informellen Lernen im Kulturverein erworbenen Kompetenzen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Vernetzung mit anderen Kulturtätigen und das Kennenlernen unterschiedlicher Kulturorte. Wir haben die Motive zur Teilnahme am Lehrgang aller bisherigen Anmeldungen analysiert: Die Aneignung von neuen Kompetenzen und eine Professionalisierung im Feld stehen dabei eindeutig im Vordergrund. Rückmeldungen unserer mittlerweile über 100 Absolvent*innen zeigen, dass wir diesen Ansprüchen durchaus genügen. Was uns in der KUPF OÖ darüber hinaus wichtig ist: diesen Lehrgang aufgrund der oben beschriebenen prekären Bedingungen in der Kulturarbeit so kostengünstig wie möglich anzubieten und auch viele individuelle Fördermöglichkeiten aufzuzeigen. Im Vergleich zu ähnlichen Angeboten gelingt uns das ganz gut.

Lernen und Weiterentwickeln
Wesentlich ist bei allen Bildungsangeboten der KUPF OÖ, dass Lernende ihren eigenen Senf dazugeben bzw. diesen auch immer wieder neu anmischen können. Fragen, Meinungen, Erfahrungen, Anregungen, Diskussionsbeiträge und Feedback sind willkommen und können über unterschiedliche Kanäle eingebracht werden. Dies kann manchmal für die Beteiligten herausfordernd sein, ist aber immer lohnend. Lernen und Weiterentwicklung kann auch durch Reibung passieren.

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