Im Wartezimmer läuft ein Video, es zeigt eine Atemübung: Atmen Sie langsam ein und wieder aus. Denken Sie dabei an ein zweisilbiges Wort, zum Beispiel „Ru-he“. Schlagartig fällt mir die Deadline für diesen Beitrag wieder ein. Ich wollte doch ein Plädoyer für die Ruhe schreiben, habe mich nach Ruhe gesehnt. Drei Wochen Kur, dachte ich, sollten mich wohl zur Ruhe kommen lassen. Dabei habe ich vor allem eines gelernt, nämlich was für mich „Ruhe“ alles nicht ist. Zum Beispiel bedeutet nichts zu tun, nicht unbedingt Ruhe zu finden oder umgekehrt, zur Ruhe kommen geht auch in Bewegung. Und ich bin mir gar nicht mehr so sicher, dass Ruhe ein so unbedingt erstrebenswertes Gut ist. Der Sehnsuchtsort Ruhe scheint für mich nur so lange schön, bis er erreicht wird? Ist Ruhe nicht ebenso gleichbedeutend mit Stillstand? Es heißt ja auch „Ruhe in Frieden“, lässt sich Ruhe mit Tod gleichsetzen? Das Leben dagegen steht für Veränderung und Bewegung. Und doch: Zwischendurch sehne ich mich nach Ruhe. Körper und Geist brauchen Pausen. Ich erinnere mich an die Zeit, als meine jetzt fast erwachsenen Kinder noch klein waren und Ruhe, wenn sie denn einmal da war, für mich bedeutete, mich zwischen essen und schlafen zu entscheiden. Schon damals träumte ich aber auch davon, in Ruhe Arbeiten verrichten zu können. Etwas zu tun, ohne dabei unterbrochen zu werden. Für mich sind viele Aspekte von Ruhe wichtig, ich brauche zum Beispiel zwischendurch kurze Erholungsphasen. Denn Ruhe kann so vieles sein: Stille im Sinne von fehlenden Störungen, Geräuschen und Tönen oder einfach Pause zu machen und durchzuatmen oder in sich zu ruhen, authentisch zu sein. Je mehr ich über Ruhe nachdenke, desto mehr Fragen drängen sich auf und desto weniger Antworten scheint es zu geben. Erstrebenswert erscheint mir nicht die Ruhe selbst als Dauerzustand, sondern eher das Wissen darum, in welcher Form und Dosis sie individuell verabreicht werden muss – und nicht zuletzt der mögliche Zugang dazu. Denn: Alles hängt davon ab, ob die Entscheidung dafür, sich Ruhe zu gönnen, überhaupt getroffen werden kann.
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