Welche Nachrichten sehe ich, welche Nachrichten siehst du? Was bedeutet ein gutes Zusammenleben auf diesem Planeten? Wie kann uns die Arbeit mit Sprache und Text in dieser Auseinandersetzung unterstützen? Einblicke in einen Arbeitsprozess von Studierenden der Kunstuni Linz.
Studierende der Kunstuni Linz erstellten mit Kursteilnehmer*innen eine Wandcollage, die Betrachter*innen auffordert, innezuhalten und sich zu den aufgeworfenen Fragen und Anliegen in Beziehung zu setzen. Teil dieser Wandcollage war eine Textcollage, in der die Studierenden ihren vorangegangenen Arbeitsprozess reflektierten. Zitate aus dieser Textcollage sind in diesen Text eingebunden. Sie sind kursiv formatiert
Du und ich – wir
Ausgangspunkt der Zusammenarbeit waren mitgebrachte Nachrichtenmeldungen aus unterschiedlichen Medien. Durch Gespräche, manuelle und digitale Arbeit mit Bildern und Texten wurden Themen wie das Recht auf Bildung, psychische Krankheiten, Massenvertreibung, Krieg, Klimawandel, Frauen*- und Kinderrechte an verschiedenen Orten der Welt behandelt. Wir stellten Zusammenhänge zwischen den Themen her, um darüber nachzudenken, was es bedeutet, auf diesem Planeten gut zusammenzuleben.
Gemeinsam wurde auf einem großen Blatt Papier eine Collage erstellt, es wurde geschnitten, geklebt, genäht, verbunden.
Rahmenbedingungen und Teilnehmende
Das Ergebnis der Zusammenarbeit wurde an einer Wand der Kunstuni angebracht und setzt sich aus Elementen der ursprünglichen Collage zusammen – diese wurde neu zusammengesetzt, interpretiert und erweitert.
An der Kunstuni ist Platz für eine Wandcollage dieser Größe, sie kann Perspektiven sichtbar machen, die aufgrund gesellschaftlicher Ausschlussmechanismen an Universitäten oft unsichtbar bleiben. Es muss aber auch kritisch angemerkt werden, dass sich die Institution mit diesem Projekt schmücken kann, ohne sich notwendigerweise mit den Hürden auseinanderzusetzen, die dafür sorgen, dass ebendiese Perspektiven ansonsten unsichtbar sind.
Die Kunst des gemeinsamen (Ver-)Lernens
Ein zentrales Thema der Zusammenarbeit waren Prozesse des voneinander Lernens.
Alle Beteiligten traten im künstlerischen Entstehungsprozess als gleichberechtigte Protagonist*innen auf und es wurde versucht, Hierarchien aufzubrechen.
Das war aufgrund der gesellschaftlichen Ungleichheiten, mit denen wir alle eingebettet sind, nicht einfach und erforderte fortwährende Reflexion.
Gerade für Lehrende ist es wichtig, immer wieder innezuhalten, um sich bewusst zu werden, welche Strukturen und Gedanken man momentan lebt und somit auch am Leben erhält.
Bewusstwerdung
Am Ende des Prozesses blieben offene Fragen und Erfahrungen, in der wir unsere Grenzen erspürten und ausdehnten:
Ich musste meine Angst ablegen, etwas falsch zu machen und mein Gegenüber womöglich nicht zu verstehen – eine Situation, der ich mich, wenn es möglich war, bis jetzt immer entzogen habe.
Welche Möglichkeiten haben wir, Geschichten neu zu schreiben, was braucht es für ein gutes Leben? Mit diesen Impulsen sind alle Teilnehmenden nach Hause gegangen, wieder in ihre Familien, Freundes- und Bekanntenkreise.
Das Projekt “Bildung und die Fragen nach dem guten Leben” entstand aus einer Zusammenarbeit von Teilnehmerinnen des Basisbildungskurses „Deutsch/IKT A2“ bei das kollektiv – Hamineh Akbari, Mouna Alassali, Sakina Haidari, Ehlam Omer Hassan sowie weiteren Teilnehmer*innen – und Lehramtsstudierenden der Kunstuni Linz, namentlich Theresa Enzensberger, Susi Hinterberger, Raphael Mateju, Aline Matuschek, Judith Musil und Laua Nuri. Begleitet wurde das Projekt von Adriana Torres Topaga, Rubia Salgado und Nora Landkammer.
Autor*innenschaft: Susi Hinterberger und Projektteam von das kollektiv und Kunstuniversität Linz (Fachdidaktik – Vermittlung – Forschung, Mediengestaltung, Kunst und Gestaltung)