Wos moanans, de Menscha?!

Wie feministische Themen an die Stammtische in Österreich bringen? Was könnte sich entwickeln, wenn wir besser zuhören? Von Doris Leeb.

Dialekt, Mundart, das Sprechen, „wia oana da Schnowe gwochsn is“, wird in Österreich nicht nur an Unis wissenschaftlich untersucht, sondern ist auch zur Primetime Gegenstand im öffentlichen Rundfunk. Der Dialekt wird also nicht nur von der breiten Masse gesprochen, sondern ist auch Teil der Kultur, wird zur Identifikation und ist für Personen, die in Österreich leben, meist emotional besetzt.

Dialekt als Vermittlung


Reden, „wia oana da Schnowe gwochsn is“? Hat Sie das “oana” irritiert, sind Ihre Ohren an ein “oana” gewohnt? – Ja, da sind wir mittendrin im Thema. Soll jetzt im Dialekt auch noch gegendert werden?! Und hier sind wir noch gar nicht über das binäre Denken in Frau-Mann-Kategorien hinausgekommen. (Spoiler: Es gibt Personen, die haben sich daran schon gewöhnt und können berichten: Man findet das Gendern nach kurzer Zeit gar nicht mehr irritierend.) Häufig kommen aber noch immer Stammtischfloskeln auf, wie „jetzt woins uns den Dialekt a nu nehma, wo kema ma denn do hi?!“ In diesem Text wird ein Mischmasch aus oberösterreichischem (Innviertel) und salzburgerischem (Flachgau) Dialekt verwendet, mit lieben Grüßen an alle Dialekte dieser Welt.
Hier wird außerdem nicht diskutiert, ob Toleranz gegenüber anderen Sprachen, Lebensformen, Geschlechtern oder Meinungen selbstverständlich sein sollte. Es soll vielmehr ein Pflänzchen – a Pflanzerl – gesetzt werden, das uns ermutigt und inspiriert, den Dialekt als Sprachrohr, als Vermittlungsweise zwischen allen Schichten und sozialen Herkünften zu nützen, um auch Themen wie Feminismus an den „Stommdisch“ zu bringen.

Ratschen über: Was man eigentlich meint

Es ist wichtig, dass sich Frauen* versammeln und über Ungerechtigkeiten wie den Gender Pay Gap oder Male Gaze sprechen und sich einig sind, dass des ois echt saudepat is. Wenn die Message aber an die alten, weißen Männer, die am Stommdisch sitzen (und meistens sitzen dort nach wie vor vor allem alte, weiße Männer) adressiert sein soll, traue ich mich zu behaupten, dass die Männer – hey und woast eh: Ned olle Mona! – wohl kaum mit Anglizismen erreicht werden, vor allem außerhalb unserer feministischen Bubbles. Wichtig wäre auch ein Austausch mit Frauen*, die abseits vom Stommdisch oft eigene Netzwerke entwickelt haben. Manchmal lohnt sich ein Blick in diese unbekannten Bubbles, ein offener Zugang  und ein Ratscher darüber, was damit eigentlich genau gemeint ist, “zum Beispü, dass wir Menscha, Weiba, suach das aus – uns beim Hoamgeh vom Zöötfest immer nu fiachtn und di Moona hoit ned!“ Durch den Dialekt, der verbindet, bildet sich auch wieder eine Bubble, a Blosn, die vereint, es sogar drauf hat (na de traut se), Themen wie Feminismus an den Mann, an den Stammtisch, in andere Bubbles zu bringen?

Weiwa? Menscha? So kunts geh!

Doch wie kann es uns denn nun gelingen, Begriffe wie “Weiber” oder “Menscha” anders zu besetzen? Lasst sie uns doch im Sprachgebrauch auch im positiv konnotierten Kontext verwenden, wie z.B. die “wüdn Menscha”, die sich trauen, für sich einzustehen. Die “Weiber”, die sich nichts gefallen lassen und für ihre Rechte kämpfen. Setz ma uns zusammen am Stammtisch und reden drauf los, was uns bewegt. Denn is es dem Fronz wirklich wurscht, wenn seine Tochter regelmäßig begrapscht wird? Taugt dem Hons des, wenn sei Enkelin weniger verdient, obwois studiert hot? Ein emotionaler Zugang, der gerade mit Dialekt vielleicht noch schneller gelingt, könnte hier die Brücken bauen.

Interessieren und probieren

„Durchs Redn keman d’Leit zaum.“ So abgedroschen. So wahr. Lasst uns doch diesen Spruch zum Anlass nehmen, wieder moi üwan Töllarond ausse z’schaun, ume, zur ondan Bubble. Zuahean. Wiaggle zuahean, ned scho überlegn, wos i drauf sog. A Sprache benutzen, de mei Gegenüber a versteht. Mi interessieren für Meinungen, di a moi ondas san ois mei eigene…A moi nochhakn, wenn’s wieder hoaßt: „Jo mei, so is hoit..“

Let’s give it a try!
Könnten wir doch mal versuchen.
Kuntat ma prowian. Oda?!   

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