EDITORIAL #81

Ein Blick auf die mediale (Kriegs)Wirklichkeiten

 

von Andrea Mayer-Edoloeyi

Wie notwendig eine Änderung der Medienpolitik, ein neues Verständnis von Medienpolitik ist, zeigt – ganz aktuell – die Wirklichkeitskonstruktion der kommerziellen Medien und des ORF im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Jugoslawien. Die atomisierte und enthistorisierte Sicht (Pierre Bourdieu „Über das Fernsehen“) führt dazu, daß nicht das Leiden, nur die Nachricht interessiert. Das Spektakel zählt, nicht der Hintergrund. Die Auflage oder Reichweite, nicht die Information.

Niemand will Menschenrechtsverletzungen in dieser Region leugnen, niemand will autoritäre Regimes unterstützen. Menschenrechtsverletzungen – egal wo – müssen auf das Schärfste verurteilt werden. Mit der Fokussierung auf Reizwörter wie Massaker, Pogrom, Völkermord oder Flüchtlingswelle in der Berichterstattung über diesen Krieg, wird aber der Blick auf das Wesentliche verstellt: Die NATO-Staaten, allen voran die USA und die BRD, versuchen mit diesem Krieg – unter Bruch des Völkerrechts (Univ. Prof. Dr. Manfred Rotter, Völkerrechtler) – die „westliche Wertegemeinschaft“ mit Bomben zu exportieren. Wer nicht bereits ist, sich den politischen, ökonomischen und militärischen Interessen der NATO unterzuordnen, wird das „Recht des Stärkeren“ schon zu spüren bekommen. Ab und zu darf sich sogar auch eine kritische Stimme regen: die (Schein-)Objektivität der Medien muß ja gewahrt bleiben.

Was aber übrig bleibt, ist eine konstruierte Wirklichkeit, die keine Alternativen zu Krieg und Bomben zuläßt, die die wirklichen Alternativen – Rückkehr zu Verhandlungen, Beendigung aller Kriegshandlungen und Vertreibungen – denkunmöglich erscheinen läßt: Es ist egal, daß …

 

  • der Militärpakt NATO die Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern z.B. in der Türkei/Kurdistan unterstützt;

     

     

  • das Abkommen von Rambouillet Jugoslawien vor die Wahl stellte, das ganze Land von NATO-Truppen besetzen zu lassen oder bombardiert zu werden;

     

     

  • Jugoslawien einer weitreichenden Autonomie des Kosovo unter OSZE-Beobachtung zugestimmt hat;

     

     

  • dieser Krieg alles nur verschlimmert: die Militarisierung der internationalen Beziehungen, die Menschenrechtssituation am Balkan, die (Über-)Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung auf allen Seiten, …

 

Mehr Infos: http://akut.tO.or.at/, http://www.servus.at/kanal/nato.htm

Wir brauchen unsere freien Medien, um dieser Desinformation etwas entgegenzusetzen: Freie Radios, unabhängige Internetsites, nicht-kommerzielle Zeitungen, … können einen wichtigen Beitrag gegen den Krieg leisten. Denn dieser Krieg, dieser Versuch der Durchsetzung einer neuen Weltordnung, wird auch durch die öffentliche Meinung in den westeuropäischen Ländern entschieden.

Bomben schaffen keinen Frieden!

Weiters noch in dieser KUPF-Zeitung: Frauen im Kulturbereich – auch nach der frauen.kultur.woche FIFTITU% weiterhin ein wichtiges Thema. Die Position der freien Szene in Linz – der Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz darf nicht unwidersprochen bleiben. Kärtnen – ein Blick über den oberösterreichischen Tellerrand, …

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