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{"id":261961,"date":"2023-12-20T00:01:00","date_gmt":"2023-12-19T23:01:00","guid":{"rendered":"https:\/\/kupf.at\/?post_type=zeitungsartikel&p=261961"},"modified":"2023-12-14T12:51:02","modified_gmt":"2023-12-14T11:51:02","slug":"klasse-sprechen","status":"publish","type":"zeitungsartikel","link":"https:\/\/kupf.at\/zeitung\/188\/klasse-sprechen\/","title":{"rendered":"Klasse sprechen"},"content":{"rendered":"

Betina Aumair diskutiert den Zusammenhang von Sprache und sozialer Herkunft anhand von Sprichw\u00f6rtern, Scham und Ausgelassenem.
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Machtvolle Sprache<\/strong><\/p>

Es gibt Familien, in denen haupts\u00e4chlich in Sprichw\u00f6rtern miteinander kommuniziert wird. Ich bin in so einer aufgewachsen. Die Lebensgef\u00e4hrtin meines Onkels verlie\u00df ihn wegen \u201eeines anderen\u201c, meine Oma sagte zu ihm zum Trost: Ein neuer Besen kehrt immer gut. Damit war alles gesagt und man konnte zum Mittagessen \u00fcbergehen. Ein anderes Sprichwort, mit dem ich aufgewachsen bin, war: Wissen ist Macht. Das kam nicht aus meiner Familie, weil in ihr nicht Bildung z\u00e4hlte, sondern nur, wie m\u00fcde man nach getaner Arbeit war. Heute wei\u00df ich, dass nur bestimmtes Wissen Macht bedeutet, anderes Wissen wiederum gar nicht als Wissen anerkannt wird. Und dass Wissen alleine nicht reicht. Man muss es auch in die richtige Sprache bringen. Wissen, das in Leopardenleggins und goldenen Stiefletten daherkommt, besitzt in einem akademisch-b\u00fcrgerlichen Umfeld keine Autorit\u00e4t. Au\u00dfer vielleicht, das Outfit hat ein paar hundert EUR gekostet und ist fair trade. Der Soziologe Pierre Bourdieu sieht das auch so. Er schreibt, dass Menschen mit unterschiedlichen Graden von Autorit\u00e4t sprechen w\u00fcrden, dass Worte unterschiedliches Gewicht haben k\u00f6nnen, je nachdem, wer sie ausspricht und wie sie ausgesprochen werden und dass daher manche Worte in bestimmten Umst\u00e4nden eine Macht und eine \u00dcberzeugung bekommen w\u00fcrden, die sie sonst nicht h\u00e4tten.<\/p>

Besch\u00e4mt durch Sprache<\/strong><\/p>

Sprache ist ein Instrument, das sowohl befreien als auch unterdr\u00fccken kann. Von der herrschenden Klasse wird sie bevorzugt als Werkzeug der Unterdr\u00fcckung verwendet. Das bevorzugte Stilmittel dabei ist die Besch\u00e4mung. Sighard Neckel, auch wieder ein Soziologe, schreibt \u00fcber die Scham, dass sie ein soziales Gef\u00fchl sei, das im Alltag von Gesellschaften, in denen soziale Ungleichheit herrscht, best\u00e4ndig pr\u00e4sent sei. Neckel sagt auch, dass Scham immer sozial sei, weil sie sich auf Normen bezieht, die nur im sozialen Leben erzeugt werden, also im Verh\u00e4ltnis zu anderen.<\/p>

Sprache ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sozialer Klassen. Das sagt auch die Soziologin Christine Goldberg, mit der Brigitte Thei\u00dfl und ich f\u00fcr das Buch Klassenreise <\/em>ein Interview gef\u00fchrt haben: \u201eDie Sprache ist ein wichtiger Marker der sozialen Herkunft. Meine Herzenssprache ist der Dialekt, ihn selbstverst\u00e4ndlich zu sprechen, habe ich mich nie so richtig getraut. Ich habe versucht, einen Mittelweg zu finden, aber auch das hat mich verunsichert. Mir wurde auch immer vermittelt, dass ich nicht wirklich Hochdeutsch kann und der Dialekt immer durchdringt. In linksintellektuellen Kreisen ist die Sprache bzw. die sprachliche Gewandtheit sehr bedeutsam.\u201c Als ich Kind war, hatten wir in der Schule eine Stunde pro Woche ein Fach, das \u201eSch\u00f6n Sprechen\u201c hie\u00df. Das hat bedeutet, dass wir in dieser Stunde hochdeutsch sprechen mussten, die restliche Woche durften wir wieder \u201aschiach\u2018, also \u201anormal\u2018 reden. Vor kurzem war ich in Kassel und habe einen Schreibworkshop zu Bildung und sozialer Herkunft f\u00fcr die Gewerkschaft geleitet. Ein Teilnehmer hat mich nach meinen ersten beiden S\u00e4tzen f\u00fcr mein gutes Deutsch gelobt. Weil er T\u00fcrke war, habe ich das gleiche Kompliment erwidert. Wir haben uns beide sehr dar\u00fcber am\u00fcsiert. Bemerkungen zur eigenen Sprache sind aber meistens nicht lustig, meistens sind sie herabw\u00fcrdigend und fungieren als Platzanweiserinnen. In der Sprache wird die soziale Herkunft h\u00f6rbar. Die Sprache, die verlangt wird, l\u00e4sst eine*n Zugeh\u00f6rigkeit oder Nicht-Zugeh\u00f6rigkeit erfahren. \u00dcber Sprache wird diszipliniert. Im Studium bei einer Pr\u00e4sentation hatte ich auf der Folie \u201ef\u00fcr was\u201c stehen. Ich wurde von der Professorin vor dem gesamten H\u00f6rsaal darauf aufmerksam gemacht, dass das keine korrekte Sprachanwendung sei, weil es \u201ewof\u00fcr\u201c hei\u00dfen m\u00fcsse. Ich allerdings hatte mir gedacht, dass \u201ef\u00fcr was\u201c eh schon hochdeutsch sei, weil es im Dialekt ja \u201ezu was\u201c hei\u00dft. Sonst wei\u00df ich nicht mehr recht viel vom Studium.<\/p>

Diskursive Auslassungen<\/strong><\/p>

Mit der Besch\u00e4mung einher geht ein anderes beliebtes Stilmittel: die Auslassung. Das neoliberale Credo, dass jede*r alles schaffen k\u00f6nnte, wenn sich die Person nur ausreichend anstrengt, dass \u00d6sterreich eine Leistungsgesellschaft sei, ist ein bequemer Weg, gesellschaftliche Verantwortung an Individuen abzugeben. Und gleichzeitig kann damit Ungleichheit legitimiert werden. Was dabei ausgelassen wird, ist, dass soziale Ungleichheit stabil, weil gewollt ist, dass sie strukturell und institutionell verankert ist und durch Ideologien wie die der Leistungsgesellschaft gerechtfertigt ist. Das Sprechen \u00fcber klassenbezogene Diskriminierung ist schwierig, wenn verschwiegen bzw. verleugnet wird, dass wir in einer Erb- und somit Klassengesellschaft leben. Das hat auch zur Folge, dass es kein gesellschaftlich anerkanntes Vokabular f\u00fcr soziale Ausgrenzungserfahrungen und Besch\u00e4mungen gibt.<\/p>

Abgegrenzt<\/strong><\/p>

Der Ausgrenzung geht die Abgrenzung vorher. Vor allem im Kunst- und Kulturbereich gibt es ein enormes Abgrenzungsbestreben des Bildungsb\u00fcrger*innentums. Es geht um den guten Geschmack, der in die bildungsb\u00fcrgerliche Wiege gelegt wird. Demnach entscheidet auch das Bildungsb\u00fcrger*innentum, was diesen ausmacht. Die Harlekinmasken aus Porzellan, die bei uns im Wohnzimmer h\u00e4ngen, wei\u00df ich, geh\u00f6ren nicht dazu. Auch nicht B\u00fccher von Donauland, selbst wenn es die Werke von Literaturnobelpreistr\u00e4ger*innen waren bzw. Ausschnitte aus deren Werken. Ich gehe gerne ins Kunsthistorische Museum in Wien. Ich mag den Detailreichtum der Bilder (da ist immer was los) und dass es k\u00fchl ist. In meiner Familie war das Bewertungsschema f\u00fcr Kunst: \u201esch\u00f6n\u201c, \u201eschiach\u201c und \u201edas kann ich auch\u201c. Recht viel differenzierter kann ich nach wie vor nicht \u00fcber Kunst sprechen. Aber sprachliche Eloquenz ist ja auch kein Merkmal der Arbeiter*innenklasse.<\/p>

In der Ausbildung, die ich mache, haben wir das letzte Mal eine Gruppen\u00fcbung durchgef\u00fchrt. Bei der Reflexion sagt eine Kommilitonin, dass B. und ich dieselbe Idee hatten, aber meinen L\u00f6sungsvorschlag niemand geh\u00f6rt habe, weil ich ihn nicht so eloquent ausgedr\u00fcckt h\u00e4tte wie B. Ich habe gesagt, wir k\u00f6nnten das Tuch \u201ezaumschiam\u201c, B. hat gesagt, \u201edass es aussehen soll, wie Farfalle\u201c. Zumindest kann ich jetzt nach Spaghetti noch eine zweite Nudelform nach ihrem Aussehen benennen. Oder wie meine kluge Oma gesagt h\u00e4tte: Ohne Dings kein Bums.

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Lesetipps<\/strong>:<\/p>

Betina Aumair und Brigitte Thei\u00dfl, Klassenreise. Wie die soziale Herkunft unser Leben pr\u00e4gt<\/em>, \u00d6GB 2020, 203 Seiten.<\/p>

Pierre Bourdieu, Was hei\u00dft sprechen? Zur \u00d6konomie des sprachlichen Tausches<\/em>, nap 2015 [1982], 199 Seiten.<\/p>

Sighard Neckel, Status und Scham. Zur symbolischen Repro\u00ad duktion sozialer Un\u00ad gleichheit<\/em>, Campus 1991, 290 Seiten.<\/p><\/div>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Betina Aumair \u00fcber das Benennen und \u00dcberwinden sozialer Ungleichheit.<\/p>\n","protected":false},"author":3317,"featured_media":261963,"template":"","medien1":[182],"class_list":["post-261961","zeitungsartikel","type-zeitungsartikel","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","medien1-kulturpolitik"],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/zeitungsartikel\/261961","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/zeitungsartikel"}],"about":[{"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/zeitungsartikel"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/3317"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/261963"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=261961"}],"wp:term":[{"taxonomy":"medien1","embeddable":true,"href":"https:\/\/kupf.at\/wp-json\/wp\/v2\/medien1?post=261961"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}