Wie gewinnen „wir“ den „Kulturkampf“?

Ein Gespenst namens “Kulturkampf” geht um: PolitikerInnen drohen ständig mit Budgetkürzungen, Rechtsextreme attackieren zeitgenössische Kulturinitiativen und -veranstaltungen, eine Querfront von Identitären bis hin zum Politischen Islam mobilisiert gegen einen liberaler Kulturbegriff. Was können wir tun?

Gabriele Kepplinger

gabriele kepplinger“Was in Diskursen nicht gesagt wird, wird schlicht und ergreifend auch nicht gedacht. Denn wo die Worte fehlen, da können auch die Gedanken nicht etabliert werden“, rät die Linguistin Elisabeth Wehling. Wir müssen an uns selber glauben, unsere eigenen Themen in die gesellschaftlichen Debatten einbringen und unsere Ziele verfolgen. Es geht auch darum zuzuhören, hinter der Oberfläche des uns umgebenden medialen Getöses die zugrunde liegenden Motivationen zu begreifen. Daraus lernen wir für unsere Argumentation einer offenen, respektvollen Gesellschaft mit Raum für Vielfalt und Neugier auf Zukunft. „Empty your mind“ lehren uns die Meister der Kampfkunst: Den Geist befreien von allen Emotionen, Aufgeregtheiten und Ablenkungen. Die Gedanken schärfen und die Konzentration auf das Wesentliche legen. Es ist essentiell, die eigenen Ideen zu etablieren, Diskurse zu schaffen und Wirklichkeit mitzugestalten.

Margarete Niedermayr

margarete niedermayrWir kämpfen nicht! Wir haben um Förderungen angesucht und haben weniger bekommen, wir protestieren und wundern uns nicht. Warum soll denn reaktionäre Politik zeitgenössische Kultur vorantreiben? Die gemeine Wählerschaft hat sich dafür entschieden und solange die Faszination des „starken Mannes“ anhält und die dem Menschen immanente Vernunft und Moral unterdrückt werden, wird sich nichts ändern. Wir suchen nach anderen und zusätzlichen Finanzierungen – kleine Quellen haben wir schon entdeckt – und wir machen weiterhin Kultur und veranstalten, die Engstirnigkeit und Kleingeistigkeit des Zeitgeistes nervt und wir werden schon ein paar Abstriche machen müssen. Frei nach Jandls «redensart»: Ein bisschen  biegen werden wir uns schon müssen, brechen werden wir nicht. Unsere Kultur ist uns Stütze und Trost. Ein Buchtipp zum Abschluss: Bettina Stangneth „Böses Denken“

Andrea Mayer-Edoloeyi

andrea mayer-edoloeyiKulturkampf? Mhmmm, … wirklich nur Kulturkampf? Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist das durchschnittliche Realeinkommen je Arbeitnehmer_in um 4 %, je Arbeiter_in um 14 % gesunken. Das unterste Zehntel der Arbeitnehmer_innen musste sogar Reallohnverluste von 35 % in Kauf nehmen. Gleichzeitig haben sich die Gewinnausschüttungen der großen Kapitalgesellschaften verdreifacht.

Kulturkampf gewinnen? Mhmmm, … Reden wir über die Umverteilung, die da – im Bündnis rechter und etablierter Parteien mit der exportorientierten Industrie – gegen die große Mehrheit der Menschen in unserem Land durchgesetzt wird. Kämpfen wir dagegen! Sparen wir uns dabei jegliche Präpotenz gegenüber Menschen, die vielleicht nicht so viel Chancen auf Bildung hatten wie wir selbst, aber doch spüren, dass sie ziemlich verarscht werden von diesem System!

Martina Hofmair

martina hofmairAlle Jahre wieder stellen auch wir unsere Förderanträge, auch bei der Stadt Steyr, welche unsere Kulturarbeit essentiell unterstützt. Alle Jahre wieder bekommen wir unsere Förderung. Und alle Jahre wieder stimmt die FPÖ dagegen. Das ist schon Tradition. Warum, wissen die wohl selber nicht mehr, „das war schon immer so“. Kritik, mit der man etwas anfangen könnte, gibt es keine. Aber eine Partei, die Kultur in Bierzelten zelebriert und mit kulturfeindlichen Themen arbeitet, scheint davon auch nicht viel zu verstehen. Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.

Wie kämpft man? Seit 20 Jahren mit den Werten professioneller Kulturarbeit: Offenheit, Vernetzung, Vielfalt, mit Leidenschaft und Vergnügen und vor allem durch ein erstklassiges Kulturangebot. Und unser Erfolg gibt uns recht. Happy Birthday! #20jahreröda

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