Kaum zu glauben!

Herta Gurtner zeigt den Unterschied zwischen „Soll-Quote“ und „Muss-Quote“ auf.

„Engagement, Sachverstand und Kreativität der Frauen sind für die Zukunft unseres Landes unverzichtbar. Wir müssen daher entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit Frauen in allen Lebensbereichen ihre Fähigkeiten einbringen können“ (LH Dr. Josef Pühringer, Zitat aus einem Folder des Büros für Frauenfragen OÖ)

Mitte November ’01 wurde der neue Landeskulturbeirat durch den Landeshauptmann bestellt. Dieses Gremium dient als Beratungsgremium für den Landeskulturreferenten Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und wird alle 4 Jahre neu besetzt.

Obwohl im oö. Kulturförderungsgesetz wurde im Jahr 2000 auf Initiative von aktiven Frauen in der Kulturszene (v.a. FIFTITU%, KUPF, MAIZ) eine „Soll-Bestimmung“ für eine Parität der Geschlechter im Landeskulturbeirat aufgenommen wurde („Bei der Zusammensetzung des Landeskulturbeirates und der Fachbeiräte ist eine Ausgewogenheit von männlichen und weiblichen (Ersatz-)Mitgliedern anzustreben“ ), muss man/frau bei der Neubesetzung jetzt von einem „backslash“ in Sachen Frauenkulturarbeit sprechen: Bei den ordentlichen Mitgliedern handelt es sich um 22 Männer (81%) und nur 5 Frauen (19%); zum Vergleich: in der letzten Funktionsperiode waren immerhin noch 76% Männer und 24% Frauen vertreten (auch dies eine zu verurteilende Besetzung).

Bei den Ersatzmitgliedern, die nur dann stimmberechtigt sind, wenn ein ordentliches Mitglied ausfällt, ist die paritätische Besetzung offensichtlich „passiert“ – soviel zur Wertigkeit von Frauen durch den Landeshauptmann, die Landesregierung und die Landeskulturdirektion. Da passt es auch gut ins schlechte Bild, dass heuer alle großen Landeskulturpreise ausschließlich an Männer vergeben wurden. Auch dies ist kaum zu glauben, aber trotzdem wahr.

Der Verein FIFTITU% hatte bereits im März ’01 Vorschläge von über 30 kompetenten Frauen eingebracht – mit dem Hinweis besonders auf die Geschlechterparität bei der Neubesetzung zu achten. Die KUPF – Kulturplattform OÖ hat bei Ihren Vorschlägen mehr als 50% Frauen genannt. Auf unsere Kritik hin rechtfertigte sich der Landeshauptmann damit, dass ihm selber insgesamt 70% Männer und nur 30% Frauen vorgeschlagen wurden. Aber ist es nicht Aufgabe des Landeskulturreferenten die vorschlagenen Organisationen aufzufordern, paritätische Vorschläge zu machen?

Beim Stadtkulturbeirat der Stadt Linz, der heuer erstmals bestellt wurde, hatte man diesbezüglich offensichtlich keine Probleme. Bei den ordentlichen Mitgliedern überwiegen sogar die Frauen mit 55%.

FIFTITU% protestierte am 16. November ’01 bei der konstituierenden Sitzung des LKB mit der Aufforderung an die männlichen Mitglieder des LKB, ihre Mandate ihren weiblichen Kolleginnen zu überlassen – leider erklärte sich nur ein Mann dazu bereit. Aufgrund der Statuten war es trotzdem nicht möglich, das Mandat weiterzugeben.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist die Wahl des Vorsitzenden des LKB, der Vorsitzenden der sechs Fachbeiräte und ihrer StellvertreterInnen – von 14 Personen sind nur 2 (14%) weiblich. Angesichts dieser Tatsachen ist es dringend notwendig, den Kampf für die Chancengleichheit für Frauen wieder verstärkt aufzunehmen und die Verantwortlichen auf Ihre Aufgaben hinzuweisen.

Herta Gurtner

FIFTITU% – Verein zur Förderung von Kunst & Kultur von Frauen. mailto:fiftitu@servus.at, http://www.fiftitu.at/

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