Platz nehmen! Platz da!? Platz haben?

Female Networking in oberösterreichischen Kulturinitiativen
Von Veronika Almer

 

FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich

Entstehung
1996 hatten sich auf Einladung von Silvia Amann, der damaligen Geschäftsführerin der KUPF (OÖ Kulturplattform), engagierte Mitarbeiterinnen aus oberösterreichischen Kulturinitiativen zu einer Frauendiskussionsgruppe zusammengefunden. Diese Gesprächsrunden boten den Frauen ein Forum, in dem sie sich über ihre Erfahrungen als Kulturarbeiterinnen austauschten, über Veranstaltungspolitik diskutierten und sich gezielte Maßnahmen überlegten, mit denen sie auf ihre Situation und auf die der angeblich nicht vorhandenen Künstlerinnen aufmerksam machen konnten.

Die kurz darauf von der KUPF herausgegebene Studie “Frauen-Kultur / Frauen – Bausteine und Beispiele zur weiblichen Teilnahme am Kulturbetrieb” (Elisabeth Vera Rathenböck, Irene Faehndrich, Eva-Maria Kòsa, Brigitte Zehethofer) bestätigte die Wichtigkeit frauenpolitischer Arbeit innerhalb der freien Kulturszene, denn auch im Kulturbereich gilt die Regel der umgekehrten Proportionalität: “Je mehr Ehre damit verbunden, desto weniger Preisträgerinnen oder Projektleiterinnen. Je höher die Dotierung eines Preises bzw. eines Verdienstes, desto niedriger der Frauenanteil. Auf der anderen Seite sind die Frauen überproportional vertreten: sie stellen die Hälfte der Rezipientinnen bei Kulturveranstaltungen. Sie engagieren sich ehrenamtlich und sind in all jenen Bereichen stark vertreten, die zu den ‚vermittelnden‘ Tätigkeiten gerechnet werden können.” (Elisabeth Vera Rathenböck)

Die Notwendigkeit einer aktionsfähigen Pressure Group für frauenpolitische Akzente in der Kulturarbeit und der Kulturpolitik wurde erkannt und in Angriff genommen. 1998 konstituierte sich der “Verein FIFTITU%” als “Verein zur Förderung von Kunst und Kultur von Frauen in Oberösterreich”.

Die Vorstandsfrauen von FIFTITU% wurden aus verschiedenen Bezirken gewählt, um eine flächendeckende Präsenz in ganz Oberösterreich zu gewährleisten. Wichtig war auch, dass alle Frauen im Vorstand einen Kulturverein vertreten, in dem sie hauptberuflich oder ehrenamtlich aktiv sind.

Da FIFTITU% selbst über keinerlei Infrastruktur verfügte, wurden den Frauen für Arbeitsgespräche und Vereinssitzungen die Räumlichkeiten von anderen Organisationen – nach deren jeweiligem Dienstschluss – zur Verfügung gestellt. (Autonomes Frauenzentrum, KUPF, Target, …) Das mangelnde Raumangebot und die Arbeitszeiten, die den KulturaktivistInnen der freien Szene zur Verfügung stehen, machte dies jedoch zu einem mühsamen Unterfangen. Oft mussten Sitzungen in diversen Gaststätten abgehalten werden. Als Postadresse konnte die KUPF-Adresse angegeben werden, und als die Vereinsführung unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich war, durfte das Büro der KUPF stundenweise als FIFTITU%-Büro mitbenutzt werden. Dies konnte aus Platzgründen jedoch nur eine Übergangslösung darstellen.

Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur
Wesentliches Ziel des Vereins war von Beginn an die Errichtung einer Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich, die sich als Service- und Informationsstelle für kulturschaffende Frauen versteht. Auch die Stadt Linz skizziert im 1999 beschlossenen KEP eine Entwicklungsrichtung “für eine Symmetrie der Geschlechter”, in dem wieder Parität, die Schaffung eines Expertinnenbeirats und eine Vernetzungsstelle für Frauen vorgeschlagen werden.

Auf der Basis von theoretischen Überlegungen, Praxisrecherchen im deutschsprachigen Raum und einer Bedarfserhebung bei kulturschaffenden Frauen in Oberösterreich wurde im Jahr 2000 von meiner FIFTITU%-Kollegin Andrea Mayer -Edoloeyi die Machbarkeitsstudie “Platz nehmen” verfasst. Die Autorin entwirft darin ein Konzept, welcher Maßnahmen es bedarf, um der eklatanten Ungleichbehandlung von Frauen in künstlerischen und kulturellen Betätigungsfeldern entgegenzuwirken.

Die Vernetzungsstelle sollte unabhängig organisiert sein, parteilich für Frauen agieren und neben Serviceleistungen für kulturschaffende Frauen auch als kulturpolitische Pressure Group für Gleichberechtigung agieren. Als Aufgabenfeld der Vernetzungsstelle wurde vor allem die zeitgenössische Kunst-, Kultur- und freie Medienszene definiert. Die spezifischen Probleme der Migrantinnen und anderer marginalisierter Frauengruppen sollten dabei besonders berücksichtigt werden.
Ein Ergebnis umfangreicher Befragungen war auch, dass gerade im ländlichen Raum viel Veränderungsbedarf besteht – trotz einer logistischen Zentrale in Linz sollte die Vernetzungsstelle inhaltlich besonderes Augenmerk auf die Regionen legen. Engagierte Frauen des autonomen Frauenzentrum Linz, der fakultaet, dem Migrantinnenverein MAIZ Linz, weiters Kulturarbeiterinnen aus den Regionen und von Linzer Vereinen sowie zahlreiche Künstlerinnen unterstützten diese Idee.

In den folgenden PolitikerInnengesprächen wurde in den meisten Fällen das Anliegen – die Situation der Frauen in Kunst und Kultur zu verbessern – durchaus verstanden. Sobald es jedoch um konkrete Maßnahmen ging, gestalteten sich die Gespräche sehr schwierig. Die Forderungen nach einem eigenen Büro und einer bezahlten Angestellten fanden kein Verständnis. Vielmehr wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, dass für die Vernetzungsstelle keine Gelder für Struktur- und Folgekosten (Miete, Personal) frei gemacht werden würden. Finanzielle Mittel für Projekte wurden allerdings zugesichert.
Die Anregungen seitens der PolitkerInnen lauteten: sich an bereits bestehende Organisationen “anzuhängen” (z. B. Weiterbildung und Workshops in der VHS), die Vernetzungsstelle als zweijähriges Projekt zu betreiben und dann in die “Wirtschaftlichkeit” zu gehen, aus der Vernetzungsstelle ein EU-Projekt zu machen und andere SponsorInnen zu suchen.

Die Verweigerung einer finanziellen Unterstützung für die notwendige Infrastruktur von Seiten der PolitikerInnen stellte ein unüberwindbares Hindernis dar und machte die Realisierung einer Vernetzungsstelle auf Basis der Studie, die auf eine optimale Situation zugeschnitten war, unmöglich.

Nach zähem Ringen wurde FIFTITU% schließlich im April 2002 von der Stadt Linz ein Raum in der KAPU / Linz mietfrei zuerkannt und schon im Juli konnte dort die Oberösterreichische Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur eröffnet werden. Diese versteht sich als Service- und Informationsstelle für kulturschaffende Frauen. Im Rahmen ihrer kulturpolitischen Arbeit und ihrer Projekte tritt die Vernetzungsstelle für Parität der Geschlechter in Kunst, Kultur und Gesellschaft ein.

Die Schwerpunkte

  • Informationsmanagement, Beratung in Kulturförderungsangelegenheiten, Organisation von Weiterbildungsangeboten und Workshops
  • Kulturpolitische Arbeit (Einsatz für geschlechterparitätisch besetzte Gremien, Forderungskatalog etc.)
  • Öffentlichkeitsarbeit, Archiv
  • Theorie und Diskurs, Beauftragung wissenschaftlicher Studien und Projekte, Organisation von Symposien und Tagungen
  • Bereicherung der “Szene”: durch Initiieren künstlerischer und kultureller Projekte von Frauen

Weiterführende Informationen, Ziele, Publikationen und Veranstaltungen von FIFTITU% sind auf deren Homepage www.fiftitu.at dokumentiert.

Veränderungen und Fragen
Mit den neuen und zusätzlichen Aufgabenbereichen veränderte sich aber auch die Zusammensetzung des Vorstandes und der Mitglieder von FIFTITU%. Mittlerweile ist nur mehr eine Frau aus einer oberösterreichischen Kulturinitiative im Vorstand von FIFTITU%. Der derzeitige Vorstand setzt sich aus Frauen zusammen, die ihren Wohnsitz in Linz und der näheren Umgebung haben. Es sind Kulturarbeiterinnen, Künstlerinnen, Studentinnen, sowie Frauen, die in Linzer Initiativen aktiv sind.

Wo sind sie geblieben – die Frauen aus der Region? Besteht in den Regionen kein Interesse mehr an Frauenvernetzung ? Ist FIFTITU% zu Linz-zentriert?

Die Gründe für den Ausstieg von Frauen aus der Region sind nur allzu verständlich: zusätzliche Termine, die Anfahrtszeiten, mangelnde Kinderbetreuung, noch mehr unbezahlte Arbeit, das schlechte Gewissen den “aktiveren” Kolleginnen gegenüber, viel Arbeit – wenig Anerkennung, die Vernachlässigung des Privatlebens, berufliche Veränderungen, und meist ohnehin schon viel zu viel Engagement in diversen anderen Institutionen. Also keineswegs mangelndes Interesse, sondern durchwegs ein strukturelles Problem.

Ist es unter diesen Strukturen für Frauen aus der freien Szene überhaupt noch möglich, auch aktiv am Netz mitzuspinnen?

Nachfolgend die Antworten von 15 Frauen aus oberösterreichischen Kulturinitiativen, mit denen FIFTITU% noch nicht kooperiert hat. Diese Interviews wurden von Veronika Almer anlässlich der Einladung zu diesem Referat telefonisch durchgeführt.

Kennen sie FIFTITU% ?
Die Mehrheit der Befragten hat den Namen schon irgendwann einmal gehört, die inhaltliche Arbeit des Vereins war aber nicht bekannt.

Wird bei der Programmgestaltung speziell auch darauf geachtet, Künstlerinnen zu engagieren?
– Ja, es ist uns wichtig von und für Frauen zu veranstalten
– Das halten wir nicht für besonders wichtig
– Das haben wir früher gemacht, aber die Qualität war leider oft nicht gegeben
– Das ist kein Thema im Verein – wir sehen keine Notwendigkeit
– Wir sind für alles offen

Was erwarten Sie von einer Frauenvernetzungsstelle für Kunst und Kultur?
– Informationen (über Veranstaltungen)
– Lobbying für die Frauen in den Vereinen
– Organisation von Vorträgen, Tagungen, etc.
– Vermittlungstätigkeit
– Kulturpolitische Arbeit
– Empfehlen von Künstlerinnen

Könnte Sie ein Mitspinnen interessieren? Wenn ja, in welcher Form?

– Zusammenarbeit in vereinzelten Projekten

Wir würden gerne aktiv bei FIFTITU% mitarbeiten – aber!
– Die Frauen in unserem Verein haben ohnehin schon viel zu viel Arbeit
– Das bedeutet dann noch mehr Ehrenamt, ich kann mich nicht noch wo engagieren
– Wir haben keine Energie mehr, es ist schwierig zu organisieren, wir haben Familie und Kinder und denen gegenüber ohnehin schon ein schlechtes Gewissen
– Die Frauen, die sich engagieren sind eh überall vertreten, wir können nicht überall sein
– Es ist schwer, neue Mitglieder zu motivieren – zusätzliche Termine – noch mehr unbezahlte Arbeit, die Ressourcen der Frauen sind erschöpft

Vier oberösterreichische Frauenvereine und ihre Situation

Frauenforum Salzkammergut
Frauentreff Rohrbach
Autonomes Frauenzentrum Linz
Verein Insel

Diese Vereine sind mit anderen Frauenorganisationen regional und österreichweit vernetzt

  • Sie arbeiten vorwiegend im Mädchen- und Frauenberatenden Bereich
  • Sie haben durchaus Interesse an mehr kulturellen Veranstaltungen
  • Sie sind Mitglieder der KUPF
  • Sie haben wenig bis gar kein Geld für künstlerische Veranstaltungen
  • Sie arbeiten fallweise mit FIFTITU% in verschiedenen Veranstaltungsreihen zusammen

Was sich diese Vereine von einer Frauenvernetzungsstelle erwarten, ist:

  • Projekt- und themenbezogene Zusammenarbeit
  • Ein Netzwerk für die Weitergabe von Informationen
  • Neue Anregungen, Ideen, Inputs
  • Veranstaltungskoordination
  • Kulturpolitische Arbeit
  • Gemeinsam feiern

Die Gründe, die ihre aktive Mitarbeit in der Frauenvernetzungsstelle für Kunst und Kultur verhindern, sind die gleichen, die zur Veränderung der Mitarbeiterinnenstruktur von FIFTITU% geführt haben. Manuela Mittermayer (FIFTITU%) beschreibt in ihrem Artikel „Frauenkultur in Oberösterreich” (KUPF-Zeitung Nr. 103 / 4 / 03) die Arbeit dieser vier Fraueninitiativen.

MAIZ – Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen Linz
Die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Migrantinnenverein MAIZ hat nur allzu deutlich dessen schwierige Situation aufgezeigt. Die Frauen von MAIZ sehen die Notwendigkeit, kulturelle Aktivitäten von Migrantinnen nicht auf Folklore zu reduzieren, insbesondere wenn es darum geht, einen Raum für eine symmetrische, kreative und kritische Auseinandersetzung zwischen MigrantInnen und ÖsterreicherInnen zu schaffen. Auf Grund der Strukturen, unter denen die Frauen in ihren eigenen Vereinen arbeiten und in diversen anderen Institutionen Lobbying für ihre Anliegen betreiben, sowie wegen ihrer familiären Situation ist den früheren Kolleginnen eine aktive Vorstands-Mitgliedschaft in der Vernetzungsstelle zur Zeit nicht möglich. Es gibt immer wieder projektbezogene Zusammenarbeit.

 

Was sich MAIZ von den Kulturinitiativen erwartet:
“Ein sehr wichtiges Signal seitens der Kulturinitiativen wäre, wenn sie sich gegen ein moralisierendes, psychologisierendes bzw. individualisierendes Konzept von Antirassismus stellen und sich für eine Praxis positionieren, welche rassistisch Diskriminierte als politische Subjekte sieht und bestrebt ist, Strategien zu entwickeln, die die strukturellen Wurzeln des Rassismus demontieren. Weiters sollten sich die AkteurInnen in den Kulturinitiativen mit der Problematik der Reproduktion von ausschließenden und diskriminierenden Mechanismen im Kulturbereich beschäftigen.” (Rúbia Salgado, Verein MAIZ)

Neue Arbeitskreise und Formen der Zusammenarbeit

  • Arbeitskreis “Gegen Sexismus in und um Kunst- und Kulturinitiativen”

Der Arbeitskreis wurde 2003 von Stadtwerkstatt Linz und qujOchÖ – multiples Plateau für Kunst- und Kultur initiiert. Die VertreterInnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sexistische Tendenzen in Kulturinitiativen aufzuspüren.

MitarbeiterInnen: Kulturverein KAPU, FIFTITU%, Schlachthof, KUPF, Infoladen, Kulturverein Röda, Kunstraum Goethestrasse, Kulturverein Waschecht, Verein Medea, Verein MAIZ, Prairie, Undergroundsound, sowie KünstlerInnen und feministische Wissenschafterinnen des Instituts für Rechtsgeschichte der Kepler Universität Linz. (Siehe KUPF-Zeitung 100/1/03)

  • Gemeinsame Projekte und Veranstaltungen von FIFTITU% & Kulturverein KAPU:

Den Auftakt dieser Kooperation machte im November 2003 ein gemeinsamer Filmabend. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit der beiden Vereine ist in Planung. Es werden Lesungen, Filme und Vorträge zu bestimmten Themenbereichen geboten. Die Veranstaltungen finden in den Räumlichkeiten der KAPU Linz statt.

Notwendige politische Maßnahmen und Umstrukturierungen

Um tragfeste Strukturen zwischen feministischen Netzwerken und Kulturinitiativen aufzubauen und eine Verbesserung der Situation der Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen herbeizuführen, sind eine Reihe von politischen Maßnahmen erforderlich:

Der im Jahr 2000 gemeinsam mit der KUPF erstellte Forderungskatalog “frauen.kultur.forderungen” wurde im Herbst 2003 von FIFTITU% in Zusammenarbeit mit Eva Schobesberger und Maria Buchmayr erneuert und ergänzt. Dabei handelt es sich um ein Forderungspaket, das mit den zuständigen PolitikerInnen des Landes Oberösterreich diskutiert wird und auch auf die Bundesebene ausgeweitet werden soll.

Präsenz / Absenz von Künstlerinnen in Kulturinitiativen in Oberösterreich, sowie bei traditionellen oberösterreichischen Projekten
Der Anteil von Künstlerinnen richtet sich durchaus nach der “Kunstsparte”. Künstlerinnen findet man verstärkt im Theaterbereich, im Kindertheaterbereich, in der Literatur, in der Tanzszene. In der bildenden Kunst finden sich Werke von Frauen in Banken, Schulen, etc., während die Kunst ihrer Kollegen in Museen oder Galerien ausgestellt werden.

In dem im Frühjahr 2003 eröffneten Linzer Kunstmuseum Lentos sind beispielsweise 90% der ausgestellten Werke von männlichen Kunstschaffenden. Dies war der Anlass für die im Sommer 2003 von FIFTITU% initiierte Kampagne: “Where is Olga’s Home?”. “Immer noch dient Galerien, Kuratoren und anderen Kunstbetriebsstätten die Floskel ‚Sorry, we already have a woman‘ als Ausrede, um Künstlerinnen abzuweisen”. (Zitat: Sabrina Dittus / Meike Schmidt-Gleim, “Frauen in homöopathischen Quoten”. (Quelle Internet, Zur Sache Kunsthochschulen: “Frauen im Kunsthochschulbetrieb”)
Und auch im so genannten “modernen” Musikbereich finden sich deutlich weniger Musikerinnen als Musiker. Sollte doch ein weiblicher Name in einer Band aufscheinen, handelt es sich zumeist um “die” Sängerin.
In großen Projekten findet man Instrumentalistinnen sehr selten. Musiker sind in einem starken Ausmaß vertreten. Typische Beispiele dafür sind “Big Bands” oder die gerade sehr angesagten und “erfolgreichen” Popbands. Dort sind Instrumentalistinnen mit der Lupe zu suchen.

Bei der Durchsicht der Programmzeitungen der unterschiedlichsten oberösterreichischen Kulturinitiativen aber auch österreichweit ist festzustellen, dass der Künstlerinnenanteil fast überall verschwindend klein ist. Ein Grund dafür könnte durchaus sein, dass in den meisten (vor allem in den großen) Veranstaltungshäusern die Programmgestaltung von Männern gemacht wird.

Bei Gesprächen mit den Programmmachern stellt sich immer wieder heraus, das dies keiner bösen Absicht zugeschrieben werden kann, sondern in erster Linie auf mangelndes Bewusstsein zurückzuführen ist. Und dann kommt hinzu, dass Künstler einfach viel präsenter sind als ihre Kolleginnen. Dies konnte ebenso bei den Dreharbeiten zum FIFTITU%-Trailer“ Drei Künstlerinnen” (Edith Stauber und Janina Wegscheider, 2003) festgestellt werden. Fast niemand der Befragten konnte auf Anhieb drei weibliche Kulturschaffende nennen.

Bei den oberösterreichischen Großprojekten wie Ars Electronica sowie beim Festival der Regionen gibt es noch großen Handlungsbedarf, um Bewusstheit für gendersensibles Projektmanagement und geschlechterparitätische Programmgestaltung zu schaffen.

Veronika Almer
Dipl. Sozialberaterin
seit 1996 Geschäftsführerin im Kulturzentrum AKKU, Steyr
Projektarbeiten im Kunst- und Sozialbereich, Gründungsmitglied von FIFTITU%

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