KulturX

Der Wettbewerb um einen alternativen Begriff.

Er geistert durch Medien, Politik und Zivilgesellschaft. Er ist vermeintlich praktisch, da er Künstler_innen, Kulturarbeiter_innen, Vermittler_innen und anderweitig im Kunst- und Kultur-Sektor arbeitende Menschen gleichermaßen mitmeint und als Partizipialform sogar geschlechtsneutral erscheint. Wenigen ist seine Nazi-Vergangenheit bekannt; die, die davon wissen, versuchen ihn tunlichst zu vermeiden. Gemeint ist der Begriff ‚Kulturschaffende‘.

Möglichst inklusive und ideologiefreie Alternativen sind rar. Spätestens seit den historischen und diskurskritischen Aufarbeitungen von Isolde Vogel und Eva Blimlinger in der aktuellen KUPFzeitung ist klar: Eine Aneignung des Begriffs kommt nicht in Frage. Es braucht ein neues oder jedenfalls alternatives Wort.

Eva Blimlinger schlägt in ihrem Beitrag vor, einen Wettbewerb zu organisieren und lobt dafür 1.500 EUR Preisgeld aus. Diese Idee aufgreifend, schreiben wir hiermit KulturX – den Wettbewerb um einen alternativen Begriff – aus.

Wir laden herzlich ein, bis 30. April 2021 einen alternativen Begriff inklusive einer formlosen, schriftlichen Erläuterung (max. 1.000 Zeichen) zu dessen Herleitung, Bedeutung und Anwendbarkeit sowie einer Kurzbiografie der Einreichenden (max. 300 Zeichen) an kulturx@kupf.at zu schicken. 

Mögliche Anregungen für die Auseinandersetzung:

  • Wie wird der Begriff dekliniert? Wie wird er gegendert?
  • Wen meint dieser Begriff mit? Wen nicht?
  • Überschneidet oder ergänzt er sich mit Begriffen wie ‚Kulturarbeiter_innen‘, ‚Künstler_innen‘ und ‚Kunst-/Kulturvermittler_innen‘? Oder grenzt er sich davon ab?
  • Bietet er die Möglichkeit, die oft prekären, vielseitigen Lebensrealitäten des Kunst- und Kultur-Sektors abzubilden?

Wir freuen uns darüber hinaus auf weitere Fragestellungen und Perspektivierungen.

Eine Fachjury aus Kulturpraxis, -politik und -wissenschaft wird schließlich ein Siegerwort (Hauptpreis) und zwei weitere Begriffe zur besonderen Würdigung (Anerkennungspreise) küren. 

Die ausgezeichneten Wörter werden in der Sommerausgabe der KUPFzeitung vorgestellt und selbstverständlich in die Schreib- und Sprechpraxis der KUPF OÖ übergehen. Mindestens!

Wir freuen uns auf die Einreichungen!

Eckdaten zur Ausschreibung:

Preisgeld: 1 Hauptpreis à 1.000 EUR, 2 Anerkennungspreise à 250 EUR

Einzureichende Unterlagen: Alternativer Begriff und schriftliche Erläuterung (max. 1.000 Zeichen), Kurzbiografie der Einreichenden (max. 300 Zeichen)

Einreichen bis: 30.04.2021 (23.59 Uhr CET)

Rückfragen und Einreichungen bitte an kulturx@kupf.at

Rechtliches: Die Jury entscheidet unter Ausschluss des Rechtsweges. Einreicher_innen entsteht durch die Einreichung kein Rechtsanspruch.

Comic von Stephan Gasser

Gerne darf diese Ausschreibung auch geteilt werden.

7 Gedanken zu „KulturX“

  1. Helmuth Hickmann
    5421 Adnet 177

    Eine Biografie und Fotos von mir habt ihr bereits.

    Meinen Ersatzbegriff:
    Kulter*in

    Der Tischler macht Tische
    Der Kulter macht Kultur
    Der Schuster macht Schuhe

    Kurz, präzise und klar :))

    Mit freundlichen Grüßen
    Helmuth Hickmannn

    • Ein bisschen zu salopp behandelt, die Sache, denn das geht gar nicht: Die Endung -er bezeichnet (in diesem Fall) ja – wie richtigerweise erläutert – einen Agenten, also jemanden, der etwas macht. Ein Kult-er betreibt demnach „Kult“ und nicht Kultur. Also höchstens „Kultur-er“ und moviert „Kultur-er-in“. Da besonders „Kulturerin“ mit dem zweimaligen u im Stamm zusammen mit dem eenfalls zweimaligen r-Laut (der ohnehin für lautliche Schwächung anfällig ist) jeglicher Artikulationsökonomie widerspricht, sehe ich null Chance, dass sich so ein Ausdruck mit breiter Zustimmung durchsetzen wird, zumal er keine neue Sache bezeichnet, die erst eines Namens bedürfte, sondern „nur“ einen anderen, noch dazu etablierten, ersetzen soll.
      Außerdem ist der Vergleich mit den anderen Ausdrücken sprachlich falsch: Das Wort „Schuster“ ist eine heute nicht mehr erkennbare Zusammensetzung aus 2 Wörtern. Und der „Tischler“ hat, wie ja eindeutig zu sehen, die Endung „-ler“ und nicht „-er“.

      Ewald Ehtreiber

      • Sehr geehrter Herr Ewald Ehtreiber!
        An ihrer Argumentation ist einiges dran, es klingt alles sehr schlüssig und wissenschaftlich nachvollziehbar. Für mich, und auch für den Germanisten Jürgen Bolten, beinhaltet der Begriff Kultur auch den Begriff Kult.
        Man kann das ganze ja wirklich lockerer und salopper auffassen. Der Kulter, oder die Kulterin, ist für mich eine Wortneuschöpfung die umgangssprachliche einiges für sichhaben könnte. Ich fühle mich als Kulter, betreibe bildende Kunst und meine Galerie „1Bick. Kunst im Vorhaus“ und habe Freude daran.
        Mit freundlichen Grüßen
        Helmuth Hickmann

    • Der Tischler macht Tische
      Der Kulter macht Kultur
      Der Schuster macht Schuhe

      Der Manner macht Männer 🙂
      Eine Nuss macht noch keine Haselnusscremewaffel.

  2. Sehr geehrte Frau Vogel,

    ich danke Ihnen, dass Sie auf den problematischen Begriff „Kulturschaffende“ hinwiesen;
    über Ihren Beitrag im Deutschlandfunk freute ich mich sehr.
    Als in der DDR aufgewachsener Mensch, fand und finde ich den inzwischen inflationär gebrauchten Begriff
    extrem abstoßend. Corona wirkt ja wie ein ein gesellschaftliches Indikationsmittel, und macht so die autoritären und obrigkeitsgläubigen Neigungen der Gesellschaft sehr deutlich; da hat es mich auch nicht mehr sonderlich gewundert, dass solch ein mehrfach belasteter Bergriff wieder salonfähig wurde.

    Wie wäre es mit Kulturschöpfende.
    Erschaffen kann nur der liebe Gott.

    Haben Sie einen schönen Tag.

    Mit freundlichem Gruß

    Martin Tengler

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