Gute Laune und Herzschmerz

Andi Liebl berichtet über den Umbau des Gugg in Braunau.

 

Mitte Februar gab der Braunauer Gemeinderat grünes Licht für den 2,4 Millionen Euro schweren Umbau des Kulturzentrums Gugg. Die ehemalige Metallwarenfabrik wird somit auf den jüngsten Stand der aktuellen Technik gebracht und mit einem Schuss moderner Achitektur neu im Stadtteil positioniert.

20 Jahre Kulturarbeit in Braunau. Das Gugg hat sich bewährt, seine Qualitäten bewiesen und alle überzeugt: Im Herbst 2005 eröffnet das „neue“ Gugg als Kulturzentrum für Braunau, als städtebaulicher Meilenstein im Stadtzentrum. Das alles passiert nicht ganz ohne Herzschmerz der AktivistInnen des Vereins, haben doch sie vor 13 Jahren vorwiegend in Eigenregie das Gugg zu dem gemacht, als das wir es kennen. Lauter glückliche Gesichter bei der Pressekonferez im Gugg zu dessen bevorstehendem Umbau. Kein Wunder eigentlich, keine 24 Stunden zuvor beschloss der Braunauer Gemeinderat die Unterstützung des Projekts, die einzigen Gegenstimmen kamen aus der freiheitlichen Ecke des Gemeinderats.

Präsentiert wurde ein komplett ausgefeiltes Baukonzept inklusive Detailplanung und gesicherter Finanzierung. Die Bauverhandlung ist abgeschlossen, die notwendigen Verträge mit den EigentümerInnen der drei betroffenen Liegenschaften unter Dach und Fach und die Gemeindemittel für den laufenden Betrieb sind ab 2005 mit 85.000 Euro doppelt so hoch wie bisher budgetiert. Der Umbau beginnt nach der Gugg-Eigenproduktion „Die Baustelle“ im Mai diesen Jahres.

In knappen Worten ist das der Erfolg einer seit drei Jahren eingerichteten Arbeitsgruppe aus VerteterInnen des Guggs und der Gemeinde. Dabei stieg das Gugg sichtlich gut aus. In Zukunft wird sich an der Struktur nichts Wesentliches ändern. Das Gugg bleibt ein Verein mit der notwendigen Autonomie hinsichtlich aller Entscheidungen. Zum Beispiel: Programmgestaltung und Vermietung. Der Charm der Räumlichkeit wird der eines Varieté-Theaters bleiben, ergänzt wird dieser Bereich mit einem Ausstellungsraum, einer größeren Gastronomie und Sanitäranlagen in einem noch einzubettenden Keller. Der Eingang wird in das Nebenhaus verlegt, der alte Zugang zum Gugg bleibt dann den Sekundärfunktionen wie Bühneneingang, Belieferung und Müllentsorgung vorbehalten.Technik am Puls der Zeit, keine Frage.

Sonst: Öffnung des Gebäudekomplexes Richtung Osten hin zu einen kleinen, noch zu schaffenden Platz, der unabhängig vom Gugg funktionieren soll und eh klar: Die Kombination alter Industriearchitektur mit modernen Elementen. Sprich: Glas und Stahl. Zehn Prozent der Gesamtkosten für den Umbau trägt die Gemeinde. Gut gelaufen, die restlichen Mittel kommen von der EU und dem Land OÖ. Bürgermeister Gerhard Skiba gibt sich bei der Pressekonferenz sichtlich zufrieden und verantwortungsbewusst. Der vorliegende Umbau wird ein Juwel inmitten von Braunau und auch für die ortsansässigen Vereine ein brauchbarer Veranstaltungsraum. Auf die Frage, ob die steigenden Kosten des laufenden Betriebs des Gugg nicht eine Anhebung des Kulturbudgets bedürften, kam keine konkrete Antwort. Ein Einsparen bei der Förderung anderer Vereine schließt er jedoch aus. Beisatz: Die finanzielle Situation der Stadt kann in den nächsten Jahren natürlich nicht vorausgesagt werden. Aber wollen wir mal nicht gleich schwarz malen und schauen, was diese Worte halten.

Gute Laune gepaart mit einer Portion Herzschmerz ist bei den Leuten aus dem Gugg auszumachen. Obmann Adalbert Schieferer, Gugg Mitarbeiterin Gabriele Pointner sowie Geschäftsführer Alois Mandl betonen die Freude an der kommenden Herausforderung, das Gugg weiter mit Leben zu füllen, betonen aber auch die emotionale Bindung an den bestehenden, mühsam aufgebauten Raum. Für Gabi Pointner ergeben sich mit dem Umbau neue Betätigungsfelder. Ihr ist die weitere Konzipierung des Ausstellungsraumes überlassen und die Erweiterung des Veranstaltungsprogramms auf Gastveranstaltungen (sprich: Vermietungen) wird an ihren Büroorganisationsagenden auch nicht spurlos vorüber gehen. Sie wird ab kommenden Jahr auf jeden Fall ohne Mantel und Jacke ihre Büroarbeit erledigen können. Wer das jetzige Büro kennt, kann sich vorstellen warum. Für Adalbert Schieferer und Alois Mandl ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für künstlerische Produktionen die schönste Perspektive, das bis dato gesammelte Know-how wird in die neue Bühne und Raumtechnik fließen. Für Architekt Karl Heinz Winkler hat das Projekt nun auch den gewünschten Fortschritt erzielt. Aus der Liebe zum Gugg ist der vorliegende Entwurf entstanden, und bei der Umsetzung dabei zu sein ist auch für ihn eine große Herausforderung.

Ab Herbst 2005 erwartet euch das frisch und neu gebackene Gugg in Braunau. Programmatisch bleibt der Schwerpunkt Varieté, Comedy und Kabarett. Zu erwarten sind dann allerdings auch Tanztheaterproduktionen und vermehrt Ausstellungen sowie Gastspiele von niederbayrischen Produktionen und Kooperationen wie etwa mit dem Schauspielhaus Salzburg – Elisabethbühne. Gutes Gelingen!

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