Ein Verein darf nicht stehen bleiben

Zum 20. Geburtstag des Vereins Frikulum in Weyer, berichten Klemens Pilsl und Sylvie Ritt.

Weyer klingt so ähnlich wie Steyr, und in dessen geographischer Nähe befindet es sich auch -; wobei es einerseits „Weyer-Marktgemeinde“, andererseits „Weyer-Land“ zu geben scheint. Verwirrend, aber andererseits eh wurscht. Weil das Interessanteste in dieser Gegend ist zweifelsohne der Verein Frikulum. Seit 20 Jahren agiert der Verein bereits in Weyer und Umgebung und gilt – so raunt man mir im KUPF-Büro ins Ohr – als vorbildlich in Sachen generationsübergreifender Vereinsarbeit. Doch erstmal von vorne: Mitte der Achtziger gab es in der Region nichts, was das Adjektiv „progressiv“ verdient hätte. Kein Wunder also, dass sich einige Menschen fanden, die ihr Bedürfnis nach kultureller Selbstbestimmung stillen wollten und eben das Frikulum-Kollektiv gründeten. Wobei der Name für „Friede-Kultur-Umwelt“ steht – was schon mal einen Hinweis auf das ideologische Selbstverständnis der Initiative liefert.

„Es hat damals noch keine Bürgerlisten, keine Grünen in der Gegend gegeben, und da haben wir sehr wohl auch solche grün-bewegten Themen angesprochen, aber eben auch Kultur. …. Politisch aktiv waren wir nie, aber wir waren immer eine sehr umweltbewusste Gruppierung, … und immer, das würde ich jetzt schon sagen, immer Richtung grün-bewegt“, meint Ludwig Mayr, der seit 17 Jahren Frikulum-Aktivist ist, zu den Anfängen des Vereins. Konkret wurden Flugblätter verteilt und z.B. Vorträge zu verschiedensten Themenkreisen (Entwicklungshilfe, Migration, Energiepolitik, …) organisert. Ein Verein darf aber nicht stehen bleiben, und so rückte der Themenkreis „Kultur“ zunehmend in den Vordergrund. „Frikulum existiert seit 1986 als sich verändernde und auf den gesellschaftlichen Wandel reagierende Gruppierung“ steht auf der Homepage des Vereins, und das trifft den Nagel auf den Kopf: Schließlich ändert sich nicht nur die Welt, sondern auch die Region, und damit auch die AktivistInnen, die Interessensgebiete und die Prioritäten. Heute ist der Verein überregional bekannt (nicht zuletzt dank FM4) für seine Veranstaltungen im Bertholdsaal und für das Seewiesen- Festival. Der Bertholdsaal ist ein Veranstaltungssaal in Weyer, der unter anderem vom Verein Frikulum bespielt wird – wobei sich das Frikulum-Angebot nicht hinter dem vergleichbarer urbaner Einrichtungen zu verstecken braucht – im Gegenteil: Filmabende, Theatereigenproduktionen, Konzertveranstaltungen, DJ-Sets, Infotainment … da fehlt nix.

Für besonderes Medienecho sorgt jedes Jahr das Seewiesenfest, ein Open Air Festival – der jährliche Höhepunkt der Vereinsarbeit dient natürlich der Aufmischung der Region, andererseits aber auch zur Finanzierung weiterer Vereinstätigkeiten (so üppig fallen die Landes-Subventionen ja auch nicht aus). International bekannte Acts wie Tomte oder Robocop Kraus versüßen einmal im Jahr das kulturelle Geschehen und sorgen auch überregional für Wirbel. Als besonderes, qualitatives Merkmal ist die bereits erwähnte generationsübergreifende Vereinsarbeit hervorzuheben: Schließlich ist es nicht alltäglich, dass Kulturinitiativen irgendwann im Einklang mit „den Alten2 von „den Jungen“ übernommen werden. Im Frikulum sieht man das naturgemäß unaufgeregt: „Bevor dieser ‚Generationswechsel‘ stattfand, haben wir beim Seewiesenfest mitgearbeitet und dann bei anderen Festln und wurden dann immer mehr eingebunden. Das war ein ganz normaler Prozess. Bis wir dann gesagt haben: „Wir machen das jetzt weiter. Die ältere Generation hat uns beim ersten Mal stark unterstützt und fleißig mitgearbeitet. So ist das dann gewachsen“, erklärt der „junge“ Hannes Brenn, der aber auch schon sechs Jahre Vereinsarbeit auf dem Buckel hat. „Das hat wirklich super funktioniert. … Irgendwann haben wir gesagt, das ist viel Arbeit, wir wollen nicht mehr so. Da haben wir Pause gemacht, haben zwei Jahre kein Festival gemacht. Da sind die Jungen gekommen und meinten, wir sollen wieder eins machen. Und wir haben gesagt:“Macht ihr! Wir unterstützen euch, ihr macht Organisation und wir bringen das Know-How. Und das haben die gemacht, und wir sind die grauen Eminenzen im Hintergrund“, schmunzelt der „alte Hase“ Ludwig Mayr dazu. So soll es auch sein.

http://www.frikulum.at

Klemens Pilsl arbeitet in der KAPU/Linz www.kapu.or.at Sylvie Ritt arbeitet für das Freie Radio Salzkammergut/Bad Ischl www.freiesradio.at

 

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