Heute: Angst (essen Hirn auf)

Im März in Laakirchen: Ein Zeitungsausträger verfährt sich. Ein älterer Herr fühlt sich von ihm bedroht und fuchtelt mit einer Attrappe einer Wehrmachtspistole rum. Die eintreffende Polizei fühlt sich noch bedrohter und erschießt ihn. Ein medial und politisch geschaffenes Klima der permanenten Angst macht solch traurig-skurrile Episoden möglich. Wer will Angst haben?

 

Angst ist existenziell für Rechtsextreme, sie werden aus Angst gewählt und können aus Angst wählen gehen; und nicht nur das: Viele haben sich auch jenseits der Parteipolitik ihre ökonomische Basis im Angst- Business geschaffen. Dutzende Jungs und so manches Mädel aus der FPÖ-, Neonazi- oder Hooliganszene haben ihr Hobby – uniformiert den starken Mann markieren – zum Beruf gemacht, arbeiten für „Sicherheitsfirmen“, im „Objekt- und Personenschutz“, „Veranstaltungsüberwachung“ etc. Man kann davon ausgehen, dass „Security“ der mit Abstand am häufigsten ausgeübte Beruf in gewissen rechten Milieus ist. Mittlerweile haben die Begabteren den Führer- mit dem Geschäftsführerkult ergänzt und eigene Betriebe gegründet; auch in Oberösterreich gibt es zumindest schon zwei dieser Art. Andere machen in Waffenhandel, quasi der traditionelle Teil des Angst-Business.

Die Ökonomie der Angst ist also häufig eine Ökonomie der rechten Bewegung. Das erschwert wiederum den Ausstieg aus dieser. Ein Neonazi der 80er musste häufig aus der Szene aussteigen, um an einen Job zu gelangen – heutzutage kann ein Ausstieg aus der Szene dank boomenden brown business genau umgekehrt den Verlust des Jobs bedeuten.

Auch dort, wo Angst mit Sport und Unterhaltung kombiniert wird, sind die Rechten zu finden: In der Paintballszene, bei Schützenvereinen und im Kampfsport. Hier gilt: je brutaler die Sportart, desto mehr Rechtsextreme. Neonazis werden in hochsubventionierten VP- und SP-nahen Vereinen trainiert, mitunter auch mit mörderischem Ende: So erschlug der Neonazi und Thaibox-Staatsmeister Jürgen Kasamas im Vorjahr einen Menschen in Wien. Zu diesem Zeitpunkt war der aktive ASKÖler bereits neun mal einschlägig vorbestraft.

Angst hat aber auch für die Rechten Grenzen, und zwar sobald es um reale Gefahren geht. Offenbar hat jeder Mensch nur eine begrenzte Angstmenge zur Verfügung, ist diese für Blödsinn verbraucht, bleibt nichts mehr für die realen Gefahren des täglichen Lebens, wie den Autoverkehr, in den viele Kameraden ohne Gurt und Tadel ziehen und manchmal ohne Wiederkehr.

Thomas Rammerstorfer, Altenfachbetreuer, ist aktiv beim Infoladen Wels und der Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit. Ab und an gemeinsam mit Markus Rachbauer und dem Vortrag „Brauntöne – rechtsextreme Musik“ unterwegs.

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